Der
italienische Künstlerstrom nahm während des 17. Jahrhunderts
gewaltig zu und gipfelte vor der zweiten türkischen Belagerung
Wiens 1683. Damals hatten die italienischen Künstler in
unseren Ländern eine unumstrittene Vormachtsstellung. Vor
den anrückenden Türken verließen jedoch manche
in Wien ansässigen Italiener 1683 das Land und kehrten
nicht mehr zurück. Ihre Monopolstellung in der österreichischen
Kunstszene war gebrochen und wurde nicht mehr wiederhergestellt.
Seit dem 18. Jahrhundert beeinflussten neben der italianità
zunehmend Impulse aus Paris die österreichische Kultur
und später setzte sich in Mitteleuropa die angloamerikanische
Globalkultur der Gegenwart durch. Ungeachtet ihrer enormen Bedeutung
behandelte die österreichische Kunsthistoriographie die
austroitalienischen Künstler lange Zeit stiefmütterlich.
Irregeleitet von der engstirnig aufgefassten Kunstnationalität
hielt unsere Forschung die Jahrhunderte zwischen der deutschen
Renaissance und dem Auftreten der Künstlergeneration von
Fischer von Erlach, Andreas Schlütter oder Johann Michael
Rotmayr für eine dunkle Periode, die man nur mit Verlegenheit
behandelte. Die Bedeutung der italienischen Künstler für
die Verbreitung des antiken Erbes sowie der mediterranen Kultur
in den Ländern nördlich der Alpen kann kaum hoch genug
geschätzt werden. Daher ist das lang herrschende Desinteresse
in Fachkreisen an der monographischen Aufarbeitung ihrer Kunstmission
enttäuschend.
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