Es
war uns offensichtlich nicht ganz klar, dass die Werke der
italienischen Gastkünstler in die Fachkompetenz des Gastlandes
gehören und nicht etwa in die Obhut der lombardischen,
Tessiner, oder toskanischen Ahnenforschung, wie sehr sie auch
zum Verständnis der persönlichen und künstlerischen
Querverbindungen unter den vaganten Künstlern beigetragen
hatten. So blieb das Werk der Austroitaliener eine fremde
Kunst auf fremdem Boden. Für die österreichische
Barockforschung waren Filiberto Lucchese aus Melide und Giovanni
Pietro Tencalla aus Bissone Ausländer, für die Kollegen
in Italien oder in der Schweiz war ihr Werk hingegen Teil
der österreichischen Kunstgeschichte. Inzwischen haben
sich Generationen von Kunsthistorikern bemüht, die italienischen
Künstlerscharen aus ihrer biographischen und künstlerischen
Anonymität zu befreien. Einschlägige Artikel in
den Künstlerlexika legen davon beredtes Zeugnis ab. Die
Artikelstruktur im alten Thieme-Becker, dessen Neuauflage
übrigens im Computer-Zeitalter wie ein monströses
Fossil wirkt, lässt jedoch gerade bei den bei uns tätig
gewesenen italienischen Künstlern manche Wünsche
offen und nimmt manchmal auf ihre Eigenart wenig Rücksicht.
So erfahren wir hier zwar auf den ersten Blick die überlieferten
Lebensdaten und Hauptwerke der Künstler. Was jedoch oft
fehlt, sind Hinweise auf die soziologische Struktur der Künstlergemeinde,
sowie ein Hinweis auf die Künstler-Auftraggeber-Querverbindungen.
Wie wir noch sehen werden, sind diese beiden Angaben für
uns enorm wichtig.