Arbeitsbereiche
AB Alte Geschichte
Die Alte Geschichte untersucht die historischen Prozesse in der Mittelmeerwelt, in Ägypten und in Vorderasien vom Beginn der Schrift im 4. Jahrtausend v. Chr. bis zum Übergang der Spätantike ins Frühmittelalter. Zugang zu diesen Epochen und Räumen verschaffen Methoden der Geschichtswissenschaft in Verbindung mit der Kompetenz alter Sprachen und der Auswertung der archäologischen Hinterlassenschaft.
Die Alte Geschichte in Innsbruck zeichnet sich durch die Forschung an den Schnittstellen historischer Räume und Epochen aus: so die Untersuchung der Verflechtung griechischer und römischer Geschichte mit der Geschichte Vorderasiens von der Archaik bis in die Spätantike ebenso wie die Beschäftigung mit Transformationsprozessen am Übergang der Antike zum Frühmittelalter. Intensive Forschungen zur Entwicklung von Imperien rücken gegenwärtig (wieder) eine globalhistorische Perspektive in den Mittelpunkt. Forschungsfelder wie die Geschlechter- und Körpergeschichte oder die Auseinandersetzung mit Raumwahrnehmung und Raumkonstruktionen greifen ihrerseits aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen auf. In langer Tradition steht in Innsbruck darüber hinaus die kritische Auseinandersetzung mit den Narrativen antiker Historiografen (z.B. Herodot, Ktesias, Berossos) u.a. mit Blick auf einzelne Protagonist*innen (z.B. Alexander III.) und Zeiträume (Archaik, Hellenismus, Römische Republik, Kaiserzeit).
Das Lehrangebot der Alten Geschichte vermittelt somit grundlegendes Wissen über die Geschichte der Mittelmeerwelt, Ägyptens und Vorderasiens über den Zeitraum von rund 4000 Jahren. An der aktuellen Forschung orientiert, bietet die Lehre Einblicke in politische Strukturen (z.B. Imperien), in kultur- und sozialhistorische Fragestellungen (z.B. Geschlechtergeschichte, Städteentwicklung, Religion, Eigen- und Fremdwahrnehmung). Sie fördert das Verständnis für historische Prozesse und Zusammenhänge über lange Zeiträume und berücksichtigt dabei epochenübergreifende Phänomene (z.B. Migration, Transformationen, Urbanisierung, Raumkonzepte) ebenso wie regionalhistorische Verhältnisse (z.B. Geschichte des Alpenraums). Dabei kommt der Reflexion und Anwendung historischer Methoden sowie den Kontakten und Wechselwirkungen zwischen Kulturräumen eine wichtige Rolle zu.
AB Altorientalische Philologie
Die altorientalische Philologie beschäftigt sich mit der Übersetzung, Interpretation und Analyse von Keilschrifttexten, die von der Mitte des 4. Jahrtausends bis ins erste nachchristliche Jahrhundert überliefert sind. Die Hauptsprachen der keilschriftlichen Überlieferung sind das Sumerische und das Akkadische. Das Sumerische gilt als eine isolierte Sprache, das Akkadische ist die älteste dokumentierte semitische Sprache.
Die keilschriftliche Überlieferung ist durch einen großen Reichtum an Texten und Genres gekennzeichnet, was zu einer Vielfalt an Zugängen und Arbeitsweisen in der altorientalischen Philologie führt. Je nach Interessensschwerpunkt können historische, literaturgeschichtliche, wirtschaftsgeschichtliche oder philologische Zugänge zu den Texten gewählt werden. Ideologisch hochaufgeladene Königsinschriften, unsere Hauptquellen für Ereignisgeschichte, müssen für eine historische Auswertung einer sprachlichen und motivgeschichtlichen Analyse unterzogen werden. Hier ist die Zusammenarbeit mit der Alten Geschichte und der Nutzung ihrer quellenkritischen Methoden von großer Bedeutung. Bei der Beschäftigung mit anderen Texten, wie etwa den für Innsbruck bedeutenden Emesalklagen, stehen literaturhistorische und lexikalische Fragen im Mittelpunkt.
Das Erlernen des Sumerischen und des Akkadischen und die Arbeit mit Keilschrifttexten nehmen einen großen Teil des Lehrangebots der altorientalischen Philologie ein. Das Lesen der Keilschrift, die Analyse sprachlicher Strukturen des Sumerischen und Akkadischen, das Arbeiten mit Wörterbüchern und Datenbanken, sowie das Kennenlernen verschiedener Textgattungen und Genres stehen im Mittelpunkt der Ausbildung.
AB Vorderasiatische Archäologie
Die Vorderasiatische Archäologie beschäftigt sich mit den materiellen Hinterlassenschaften Vorderasiens. Geographisch erstreckt sich ihr Arbeitsbereich über die Türkei, Syrien, Libanon, Jordanien, den Irak, den Persischen Golf, Saudi-Arabien, Jemen, den Iran, Georgien, Armenien, Afghanistan und Pakistan. Der behandelte Zeitraum umfasst die Zeit von den Anfängen der Sesshaftigkeit des Menschen um das 10./9. Jahrtausend v. Chr. bis zum Ende der Sasanidenzeit.
Ziel der Vorderasiatischen Archäologie ist es, die gesellschaftlichen Bedingungen, die zur Herausbildung von Kulturen führten, und die interkulturellen Austauschprozesse, die die Übernahme von Kulturgütern bedingten, zu erforschen.
Im Verlauf des Studiums und in der praktischen Ausbildung für die archäologische Feldforschung vermittelt die Vorderasiatische Archäologie das Verständnis für Methoden und Theorien ebenso wie grundlegendes Wissen über Geographie, Fundorte, Geschichte und Denkmäler des Alten Vorderen Orients.
Die Vorderasiatische Archäologie in Innsbruck unternimmt zurzeit mit den örtlichen Projektpartnern Ausgrabungen in Armenien, Georgien, Irak und Iran. Die Teilnahme an den Ausgrabungen ist im Rahmen der „Archäologischen Schule im Orient“ für Studierende und Volunteers möglich. Vertiefend wird innerhalb des Lehrangebots der Archäologischen Schule im Orient eine anwendungsorientierte informatische Ausbildung in den Bereichen Digital Archaeological Documentation sowie Digital Cultural Heritage angeboten.
Die Vorderasiatische Archäologie steht in enger Verbindung mit der Altorientalischen Philologie und der Alten Geschichte. Gemeinsam erforschen die Fächer die Geschichte des Alten Vorderen Orients.