Universität Innsbruck beschließt Resolution zur Situation Österreichs / The university of Innsbruck passes a resolution on Austria
In seiner letzten Sitzung hat sich der Senat der Universität Innsbruck mit den Problemen rund um die Regierungsbildung in Österreich und die politischen und persönlichen Reaktionen im In- und Ausland auseinandergesetzt und die folgende Resolution beschlossen.
Diese Resolution unterscheidet sich in der Struktur von ähnlichen Texten, da die Universität Innsbruck nicht noch einmal Selbstverständlichkeiten wiederholen wollte, sondern vielmehr all jenen, die im internationalen Austausch stehen ein Argumentationsinstrument in die Hand geben wollte. Aus diesem Grund ist die Resolution der Universität Innsbruck an vergleichbaren Texten der UNO angelehnt.
In his last session, the senate of the university of Innsbruck passed the following resolution on the problems regarding to the formation of the new austrian government and the political and personal reactions in- and outside Austria.
This resolution is structurally different to similar ones, because the university of Innsbruck did not want to repeat already mentioned arguments in the same way, but wanted to give a tool for argumentation to all those, who work within the international exchange. Therefore this resolution is comparable to an UN-resolution.
Weitere Information / further information:
Büro des Senatsvorsitzenden
Univ.-Prof. Dr. Stephan Laske
Tel. 0043-512-507 / 2004
email: stephan.laske@uibk.ac.at
Resolution of the Senate of the University of Innsbruck, Austria on March 27, 2000
Resolution des Senats der Universität Innsbruck, Österreich vom 27. März 2000
Resolution of the Senate of the University of Innsbruck, Austria,
on March 27, 2000
The Senate of the University of Innsbruck,
referring to previous declarations by the Austrian University Rectors' Conference and by Chairpersons of Austrian University Senates and by other Austrian Universities, in connection with the formation of the new Federal Government in Austria,
disagreeing with any statement of individual Austrian politicians offending the principles of tolerance and respect for others, in particular those statements playing down the severity of crimes committed during National Socialism,
condemning all forms of discrimination based on ethnic origin, religion and nationality of human beings,
taking seriously into consideration the concern expressed by several foreign governments and by several international and national organisations that members of one party in this government might not uphold the values declared substantial and mandatory by the European Community Treaties and by the United Nations,
pointing out the important role of the University of Innsbruck in the past and present as a host institution for foreign scholars, who make up about 20% of its staff and student bodies,
noting with concern sanctions and boycott measures against the Republic of Austria by foreign governments,
observing with dismay the consequences of these measures and of statements of individual foreign politicians, in particular the discrimination of Austrians and the Republic of Austria and her scholars in events aimed at international cooperation in the field of study and research,
aware of the imminent danger that such a development may lead to serious violations of the principles of the European Community and the United Nations Charter, detrimental to the further process of European integration and international co-operation,
fearing that such a development would also seriously affect the international activities of universities and academia,
* * *
1. encourages the international scientific community to enter into an unbiased dialogue with their Austrian counterparts, to maintain and even intensify all kinds of academic co-operation in order to strengthen the capability of the Austrian academic institutions to fulfil their duties in conserving and propagating the spirit of internationality in study and research programmes,
2. requests that co-operations with Austrian academic institutions and their staff are carried out in the spirit of mutual understanding and appreciation of academic values and performance, and on the basis of declarations and contracts signed on a bilateral or multilateral basis by national governments,
3. urges that all discriminatory actions against Austria, the Austrian population and Austrian scholars and researchers cease or are revoked in the case that such measures have already been implemented to date in violation of the principles of equality of people and nations,
4. appeals to the Austrian politicians of all parties to support this resolution actively by all means available to them in their political as well as private capacities.
Resolution des Senats der Universität Innsbruck, Österreich
vom 27. März 2000
Bezugnehmend auf vorangegangene Resolutionen der Österreichischen Rektorenkonferenz und der Senatsvorsitzenden sowie anderer österreichischer Universitäten im Zusammenhang mit der Bildung der neuen Bundesregierung,
sich distanzierend von jeglichen Aussagen einzelner österreichischer Politiker, die die Prinzipien der Toleranz und des Respekts vor anderen verletzen, insbesondere von Verharmlosungen von Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus,
unter Verurteilung aller Formen der Diskriminierung aufgrund ethnischer Zugehörigkeit, Religion und Nationalität,
in ernsthafter Berücksichtigung der von mehreren ausländischen Regierungen sowie internationalen und inländischen Organisationen zum Ausdruck gebrachten Besorgnis, daß einige Mitglieder einer der Regierungsparteien nicht zu den durch die Europäischen Verträge bzw. durch die Vereinten Nationen als grundlegend und verpflichtend erklärten Werten stünden,
unter Hinweis auf die wichtige Rolle der Universität Innsbruck in Vergangenheit und Gegenwart als Gastinstitution für ausländische Studierende und Wissenschaftler, die über 20 % ihrer Angehörigen ausmachen,
mit Besorgnis Sanktionen und Boykottmaßnahmen ausländischer Regierungen gegen die Republik Österreich registrierend,
mit Bestürzung die Folgen dieser Maßnahmen und der Äußerungen einzelner ausländischer Politiker beobachtend, insbesondere die Diskriminierung österreichischer Bürgerinnen und Bürger und der Republik Österreich und ihrer Akademiker anläßlich internationaler Kooperationen in den Bereichen Studium und Forschung,
im Bewußtsein der drohenden Gefahr, daß eine solche Entwicklung zu ernsthaften Verletzungen der Prinzipien der Europäischen Gemeinschaft und der Charta der Vereinten Nationen führen könnte, zum Schaden des Prozesses der europäischen Integration und der internationalen Zusammenarbeit, und
in der Befürchtung, dass eine solche Entwicklung auch die internationalen Aktivitäten der Universitäten und der akademischen Gemeinschaft ernstlich beeinträchtigen wird,
hat der Senat der Universität Innsbruck folgende Resolution beschlossen:
1. Er ersucht die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft, in einen vorurteilslosen Dialog mit ihren österreichischen Partnern einzutreten und alle Formen der akademischen Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten und noch zu intensivieren, um die Fähigkeit der österreichischen akademischen Institutionen zu stärken, ihre Pflichten zur Bewahrung und Verbreitung des Geistes der Internationalität von Studien- und Forschungsprogrammen zu erfüllen.
2. Er fordert dazu auf, dass Kooperationen mit österreichischen akademischen Institutionen und ihren Angehörigen im Geiste wechselseitigen Verständnisses und unter Wahrung von akademischen Werten und Leistungen durchgeführt werden und auf der Basis der Erklärungen und Verträge erfolgen, die im bilateralen und multilateralen Bereich durch die Regierungen unterzeichnet worden sind.
3. Er ersucht dringend, dass alle diskriminierenden Vorgehensweisen gegen Österreich, die österreichische Bevölkerung und gegen österreichische Studierende und Forschende unterlassen werden, beziehungsweise in jenen Fällen, wo sie bereits unter Verletzung der Prinzipien der Gleichheit von Menschen und Völkern implementiert wurden, zurückgenommen werden.
4. Er appelliert an die österreichischen Politiker aller Parteien, diese Resolution mit allen ihnen zur Verfügung stehenden politischen wie privaten Möglichkeiten aktiv zu unterstützen.