Geschichten aus der Geschichte

Die Arbeit eines Historikers/einer Historikerin wird bisweilen auch mit einer Reise verglichen. Man weiß, wohin man fahren möchte, informiert sich, entwickelt eine Route. Dann sind womöglich Wege versperrt, dafür gibt es Abzweigungen und Verästelungen. Manches, was man zu finden hoffte, sucht man vergeblich, hingegen ist anderes zu entdecken.

Wir haben uns auf eine solche Reise 350 Jahre in die Vergangenheit unserer Universität gemacht, sind auf Bekanntes gestoßen und wurden von Neuem überrascht.

Nun wollen wir alle Neugierigen und Interessierten auf diese Reise mitnehmen und ihnen ganz besondere Fundstücke zeigen. Manches wird vertraut erscheinen, manches fremd, manches ein Lächeln hervorrufen, manches Erstaunen, Verwunderung oder Kopfschütteln erzeugen.

Fünf Themenwege führen in diese Vergangenheit.

Die Objekte aus der Gründungsphase bis zum beginnenden 20. Jahrhundert, von denen pro Woche eines gezeigt wird, sind Einzelstücke, die erklärt und in ihren historischen Zusammenhang gestellt werden.

Wer sich einen Überblick über die 350 Jahre Geschichte der Universität Innsbruck verschaffen oder sich in Details vertiefen will, muss sich noch 52 Wochen bis zur Buchpräsentation gedulden.

Margret Friedrich und Christof Aichner

Nachtrag Oktober 2019: Die angekündigten Bücher sind inzwischen erschienen, bei innsbruck university press können sie bestellt werden.

... Bib­liot­hek auf keine Weise vor Feuers­ge­fahr ge­sichert wer­den ...

Was war aus der kaiserlichen Bibliothek sechs Jahrzehnte nach ihrer Gründung geworden? Konnte sie, nach der Vermehrung der Buchbestände (auch aus säkularisierten Klöstern), einer genauen Überprüfung nach den aktuellen technischen Standards standhalten?

... Dis­puta­tion des durch­lauch­tigs­ten Grafen...

Ein großer Ehrentag für einen Studenten, keine Promotion sondern eine öffentliche Disputation, garniert mit erlauchtem Publikum, durchgängig ritualisiert, gefolgt von einem Ausklang bei Speis und Trank, Musik und Böllerschüssen.

... Joannes Casparus Englberger Medicinae Doctor creatus ...

Stellt sich für viele heutige Studierende das Problem, wie die (mindestens) drei Jahre des Doktoratsstudiums zu finanzieren sind, so hatten die Studenten in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Universität zu überlegen, ob sie sich die Graduierung leisten können. Dass diese kostspielig war, lässt sich schon an der Qualität des Diploms mit anhangendem Siegel ablesen.

... Schmäh­worte und an­züg­liche Re­dens­arten aufs Schärf­ste ver­bo­then ...

So gering die Anzahl der Professoren im 18. Jahrhundert war, so heftige Auseinandersetzungen konnte es geben. Die Mediziner wollten keine Erhöhung der Zahl der Professuren in ihrer Fakultät, um nicht die Anteile an den Gebühren oder gar die Gehälter teilen zu müssen. Die Juristen, qua Profession aufs Streiten um Recht (und Rechthaben) ausgebildet, fielen immer wieder unangenehm auf.

... Stu­den­ten, die näch­tens Auf­ruhr verur­sachten...

Studenten als Unruhepotential auf den Straßen der Stadt? Das letzte Mal vielleicht während der 1968er Bewegung. Spätere Demonstrationen verliefen ruhig bzw. waren sie innerhalb der Universität platziert. Was spielte sich hier in der Frühen Neuzeit ab?

... Verhin­derung dieses Mis­brauches ...

Das Verhältnis von Studenten­zahlen in den einzelnen Fächern zu den Angeboten für eine spätere Berufs­tätigkeit war schon im ausge­henden 18. Jahrhundert Thema. Staatliche Maßnahmen sollten regulierend wirken. Akzeptierten ärmere oder mittellose Studenten den Versuch einer rigiden Steuerung der Studien­wahl entsprechend den Erforder­nissen des Arbeitsmarktes?

... Ver­min­derung der Admi­nistra­tions­kos­ten ...

Nach mehr als zwei Jahrzehnten Krieg, Verwüstungen, diversen Friedensverträgen mit Reparationszahlungen, einem Staatsbankrott, den hohen Kosten für den Wiener Kongress und Missernten war im 19. Jahrhundert Sparen angesagt – wo noch etwas einzusparen war ...

... Von den ins­ge­samt 13 Be­wer­bern nur fünf wirklich Ge­eig­nete ...

Zu Professoren an der Universität bzw. am Lyzeum wurden nicht nur gesetzte Herren ernannt, sondern z.T. auch noch sehr junge Männer. Gerade nach den Befreiungskriegen, der Gründung der Urburschenschaft in Jena, dem Mord am Schriftsteller Kotzebue durch den Studenten Carl Sand schien es nötig, gefestigte Persönlichkeiten mit der nötigen Autorität und konservativen Einstellung zu berufen.

... Zeug­nisse über kör­per­liches Uebel­befinden ...

Manche Themen sind über die Jahr­hunderte zu verfolgen. Inwieweit kann man den zur nachträglichen Entschuldigung des Fehlens bei Lehr­veran­staltungen mit Anwesen­heits­pflicht rasch beigebrachten ärztlichen Attesten Glauben schenken, wie ihre Glaubwürdigkeit kontrollieren?

... alle Indivi­duen auf das Genaue­ste über­wacht ...

Im Jahr 1828 wurden gegen den Professor für Philosophie Johann Niederstetter sowie einige seiner Studenten polizeiliche Ermittlungen aufgenommen. Dem Professor wurde vorgeworfen, mit seinen Studenten Texte erotischen Inhalts gelesen sowie ihnen staats- und religionsfeindliche Lehren näher gebracht zu haben.

... auch außer der Schule ein wachsames Auge ...

Raufhändel von Studenten mit anderen Gruppen junger Männer waren gerade in der Frühen Neuzeit häufig. Später fürchtete man eher die Bildung konspirativer Gruppen. Wie sind nun (sehr) junge, nicht volljährige Männer zu bändigen, die in die Universitätsstadt kommen, und nicht mehr unter unmittelbarer Aufsicht ihres Vaters oder Vormundes stehen?

... aus­ge­lassenes Betragen ... unge­meine Roh­heit ...

Das Verhältnis von Studenten­zahlen in den einzelnen Fächern zu den Angeboten für eine spätere Berufs­tätigkeit war schon im ausge­henden 18. Jahrhundert Thema. Staatliche Maßnahmen sollten regulierend wirken. Akzeptierten ärmere oder mittellose Studenten den Versuch einer rigiden Steuerung der Studien­wahl entsprechend den Erforder­nissen des Arbeitsmarktes?

... aus­ge­zeich­nete Kennt­nisse – lobens­wer­ther Eifer ...

Die Anforderungen an Professoren waren ganzheitlich: eine solide (Aus-)Bildung, gute Qualität der Lehre und Erfolg in der Vermittlung, eine untadelige Lebensführung. Weniger wichtig schienen Forschungsleistungen und Publikationen.

... bereits des unent­behr­lichen Noth­pfen­nigs ent­blöset ...

(Weltliche) Innsbrucker Professoren hatten ein vergleichsweise geringes Gehalt. Wenn sie nicht von der Familie mit Vermögen ausgestattet waren, oder die Ehefrau eine entsprechende Mitgift eingebracht hatte, war wenig Staat zu machen und man war weder gegen inflationsbedingte Preissteigerungen noch kriegsbedingte finanzielle Engpässe abgesichert.

... bey der Frohn­leich­nams=Pro­zes­sion zu er­schei­nen ...

Die Teilnahme an öffent­­lichen Bekenntnissen zum katholischen Glauben und an den dazu entwickelten Ritualen war für die Univer­sitäts­angehörigen verpflichtend. Dies war nicht nur ein Anliegen der geistlichen sondern auch der weltlichen Obrigkeit, die in der konfessionellen Einheitlichkeit auch eine Stütze ihrer Herrschaft sah.

... bey der Miet­hung der Woh­nung mit der größ­ten Vor­sicht ...

Ein gutes und preis­günstiges Zimmer zu finden, war zu allen Zeiten – wie viele Quellen im Archiv zeigen – ein oft schwieriges Unterfangen für Studenten. Häufig finden sich Klagen wegen überhöhter Preise und Nachrichten von Auseinander­setzungen mit Vermietern. Daher warnten die Professoren gerade jüngere Studenten, Mietkosten und -bedingungen genau zu klären.

... bey der­ley Gelegen­hei­ten in ihren eige­nen Klei­dern zu er­schei­nen ...

Während Amtsroben bei Gericht üblich sind, gerieten Talare an den Universitäten unter Generalverdacht, dass sich unter ihnen der Muff von tausend Jahren verberge, wie es erstmals beim Rektoratswechsel an der Universität Hamburg 1967 auf einem Transparent gezeigt wurde. Doch war dem Tragen von Talaren auch schon früher keine Kontinuität beschieden.

... das Stu­dium der spe­ziel­len Natur­geschi­chte ...

Naturwissenschaften gewannen im 18. Jahrhundert an Bedeutung, und es stellte sich die Frage, in welcher Fakultät sie als Pflichtfächer gelehrt werden sollten. Andererseits wurde auch zunehmend Wert auf Allgemein- bzw. Weiterbildung in diesem Bereich gelegt.

... das imponierende Benehmen nicht hat ...

Studenten und Professoren standen im Vormärz unter ständiger Beobachtung durch die Polizei und kirchliche Amtspersonen. Professoren sollten als moralische Autoritäten ein vorbildliches Leben führen und mussten bei Verfehlungen mit harten Konsequenzen rechnen, wie der Fall des Professors für Philosophie Joseph Jäger zeigt.

... dass die Her­ren Stu­denten einen Auf­stand an­zet­telt­en ...

Studenten, die zum Teil standes­mäßig höher standen als ihre Professoren, schluckten unliebsame universitäre Anordnungen nicht so einfach. Ebenso waren sie bereit, Rechtsstudium und damit Rechtskenntnisse hin oder her, als Gruppe und bewaffnet gegen Provokateure loszuziehen.

... daß die gro­ßen Fe­rien auf die Mo­na­the Juli und Au­gust verlegt wer­den.

Im Jahr 1825 konnten die Professoren der Universität in einem für die Zeit seltenen Akt der Mitbestimmung darüber entscheiden, auf welche Monate die Sommerferien gelegt werden sollten. Die Mehrheit entschied sich für August und September, diese Regelung hielt dann für knapp ein Jahrhundert. Die Abstimmung der Professoren gibt uns auch Einblicke in das Ferienprogramm der Professoren.

... dem geisti­gen Fort­schritt der Wis­sen­schaf­ten ganz er­geben ...

Im Jahr 1859 wurde die Einführung der Gasbeleuchtung in Innsbruck beschlossen. Die Universität bemühte sich daher sofort um einen Anschluss an das Gasnetz, nicht zuletzt um in den chemischen Laboratorien auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.

... der Aufent­halt [...] nicht gestat­tet werde.

Nach 1819 wurden die Universitäten in Österreich und im Deutschen Bund rigide überwacht, um liberale und nationale Tendenzen kontrollieren und unterdrücken zu können. In der Folge häuften sich die Ausschlüsse von Studenten, wobei die Universitäten sich gegenseitig über relegierte Studenten informieren mussten. Diese Informationsschreiben geben uns Einblick in diese Überwachung.

... der vier­tel­jähr­liche Gottes­dienst der Uni­ver­sität ...

Unverzichtbarer Bestandteil der Universitätsrituale war neben der Teilnahme an religiösen Zeremonien das Abhalten von eigenen Gottesdiensten, auch dies, neben der religiösen Praxis, ein gemeinschaftsförderndes Mittel. Heute gibt es noch den Semestereröffnungs- und den Semesterabschlussgottesdienst.

... die all­gemei­nen Ver­hält­nisse der Uni­ver­sitäts­kasse dargelegt ...

Manche für die Universität relevante Fragen tauchen zu verschiedenen Zeiten in unterschied­lichen Kontexten immer wieder auf, manchmal ähneln sich sogar die Antworten. Als Dauerbrenner darf wohl die Frage nach einer erfolgreiches Arbeiten ermöglichen­den Finanzierung gesehen werden.

... die alljährlich gewöhnliche Feuerspritzen-Probe ...

Feuer stellte für Städte seit jeher eine große Gefahr dar. Daher waren die Verhütung und Bekämpfung von Feuer in den meisten Städten genau geregelt. Auch die Universität musste sich am Löschen von Bränden beteiligen und dies wurde regelmäßig geprobt.

... eben­so schreck­liches wie gefähr­liches Erd­beben ...

Die Universität Innsbruck erlebte in den ersten Jahr­zehnten ihres Bestehens nicht nur Erschütterungen im übertragenen, sondern auch in einem sehr konkreten Sinn. Nichtsdestotrotz konnte man den Studienbetrieb fortsetzen.

... ein Sitz gestattet werden solle ...

Titel, Rangordnungen innerhalb und außerhalb der Universität bestimmten den sichtbaren Wert eines Universitätsangehörigen. Diesen Wert wollte man auch in die Pension mitnehmen, und er kam qua Verehelichung auch der Professorengattin zu.

... endlich die lang ersehn­te Ruhe wieder einmal herge­stellet ...

Wie verhält sich der Repräsentant einer Universität in Kriegs- und Krisenzeiten, wo Herrschafts­wechsel stattfinden, und die hohe Schule nicht nur mit Einstellungen des Lehrbetriebs, sondern auch mit veränderten politischen und ideologischen Orientierungen konfrontiert ist?

... in classem primam ...

Zeugnisse waren nicht nur für Väter, Stipendienstellen und spätere Arbeitgeber von Interesse. Sie zeigen uns heute frühere Gestaltungen des Formulars, geben Auskunft über Notenstufen, die zu absolvierenden Fächer, personelle Zuständigkeiten – und sie gehören zur Biographie einer konkreten historischen Person.

... je gesund werden oder bleiben zu können ...

In der Universität wohnten im 19. Jahrhundert auch mehrere Familien von Mitarbeitern der Universität. Da Platzmangel aber nicht erst heute ein Problem der Universität ist, war der Wohnraum stark begrenzt und so teilten sich oft viele Personen wenige, kleine Zimmer, die zudem, wie die folgende Quelle zeigt, nicht besonders förderlich für die Gesundheit waren.

... leide er den­noch in keiner Weise an einer Beein­trächti­gung ...

Körperliche Beeinträchtigungen wurden nicht ohne weiteres akzeptiert, vielleicht sogar insgeheim als Strafe Gottes eingestuft, betroffene Menschen diskriminiert. Der Transfer von Stellen aus dem Neuen Testament, wo Christus als Heilender, die Schwellen der Ausgrenzung Überschreitender dargestellt wird, in die damalige Gegenwart gelang offensichtlich nicht.

... mehrerer Aka­demiker zu Hall begangenen Exzesse ...

Die Haller Markttage waren seit jeher ein Zusammentreffen von unterschiedlichsten sozialen Gruppen, von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern und ein Anlass für ausgedehnte Feiern. Besonders die Studenten übertrieben es dabei nicht selten und so gab es vielfach Streitereien und Festnahmen.

... mit Erthei­lung der Emi­nenz Note so frey­gebig ...

Auch heute kann man in regel­mäßigen Abständen lesen, dass in Universitäts­studien­abschlüssen, speziell in den Geistes-, Sozial- und Kultur­wissen­schaften, die Benotungen unverhältnis­mäßig gut ausfielen. Und universitäts­intern wird immer wieder darauf hingewiesen, dass bei Benotungen das gesamte Noten­spektrum auszuschöpfen sei – offensichtlich kein neues Problem.

... nur allzu­leicht Mißver­stand und Miß­deu­tung ...

Bei Wieder­eröffnung der Univer­sität 1792 waren die Ideen der Französischen Revolution und der Ameri­kanischen Verfassung im Land präsent. Kaiser Franz II. fühlte sich von diesen Ideen in Herrschafts­legitimation und Herrschafts­verständnis bedroht und suchte mit rigiden Maßnahmen von Kontrolle, auch Versetzung gegen­zusteuern. Nach dem Wiener Kongress wurde die Situation nicht besser.

... streng­ste Wach­samkeit auf die Den­kungs-Weise der Stu­diren­den ...

Auffallende Kleidung, Schnurrbärte, langes Haar, Knittelstöcke und Ziegenleimer als Hinweis für Träger und Überbringer „schädlichen Gedankengutes“? Da wäre die vorgeschriebene ärmliche aber anständige Kleidung doch die bessere Tarnung.

... unbe­dingten Not­wendig­keit der Erhö­hung der Rein­lich­keit ...

Für die Reinigung der Universitäts­gebäude war bis weit in das 19. Jahrhundert der Universitäts­diener zuständig. Mit der wachsenden Zahl an Universitäts­gebäuden und gesteigerten Hygieneanforderun­gen in Medizin und den Naturwissenschaften wuchs auch die Zahl der Bediensteten, die für die Reinigung zuständig waren.

... unter allem Anstande für eine hö­here Lehr­an­stalt ...

Die Professoren der „hohen Schule“ in Innsbruck waren an Mangelverwaltung und finanzielle Engpasse gewöhnt. Doch hin und wieder wurde auch bei ihnen die Grenze des Erträglichen überschritten und ihr Standesbewusstsein empfindlich getroffen.

... vor Irr­thum und Aus­schwei­fung zu si­chern ...

Wie können junge Menschen lernen, mit neuen Ideen in Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaften, mit Kritik an religiösen Ritualen, mit neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, mit gesellschaftlichen Veränderungen umzugehen?

... vor allem wenn sie zu­gleich arm seien ...

Geadelt durch Geburt oder durch besondere Leistungen? Auch wenn formale Sonder­behandlungen adeliger Studenten in späteren Quellen nicht mehr erwähnt werden, so blieb für mittellose Studenten die Anfor­derung bestehen, ihre Studier- und ggf. auch Stipendienwürdigkeit durch Wohlverhalten und sehr gute Leistungen im Studium zu belegen.

... wurde der Universitätsdrucker angeklagt ...

Universitätsstädte benötigten Buchdrucker. Diese und ihre Schriftsetzer gehörten aber auch zu den ersten, die die Verschriftlichung unerwünschter, gar „aufrührerischer“ oder „ketzerischer“ Ideen zu Gesicht bekamen und sie rasch verbreiten konnten. Wie also sie kontrollieren?

... wurde ein men­schlicher Leich­nam seziert ...

Nicht wenige natur­wissenschaftliche Übungen und Erkennt­nisse wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Schau­vor­führungen vor einem breiteren, wohl auch sensations­lüsternen Publikum präsentiert und damit „publiziert“.

... zu einer Land­par­thie nach Kema­then hiemit ein­zu­laden ...

Einmal im Jahr stand es dem Rektor zu, einen lehrveran­staltungs­freien Tag zu verordnen. Diese Tradition, die auch heute noch an der Univer­sität Gültigkeit hat, wurde im 19. Jahr­hundert von den Professoren meist zu einem gemeinsamen Ausflug auf das Land genützt.

... zum Bau der Uni­ver­sitäts­aula bean­tragt ...

Die Universität hatte berechtigte Wünsche zur repräsentativen Selbstdarstellung. Also stellte sie Anträge an die zuständige Finanzabteilung, es gab Sitzungen, Urgierungen, einen Plan B. Doch gut Ding will eben Weile haben ...

... zur Verteidi­gung der Un­befleck­­ten Empfängnis ...

In den Zeiten der Konfessional­isierung gründeten protestan­tische Landes­herren Universitäten für Protestanten (Augsburger oder Helvetischen Bekenntnisses), katholische Landesfürsten Universitäten für Katholiken. Dies diente auch zur Unter­mauerung ihrer Herrschaft. Die Zugehörigkeit zur jeweiligen Religionsgemeinschaft musste öffentlich bezeugt werden.

... zur grö­ße­ren Anwesen­heit er­mah­nt ...

Während heute für bestimmte Lehr­veran­staltung­stypen An­wesenheits­pflicht gilt und mehr als zweimaliges Fehlen mit einem „Nicht Genügend“ quittiert werden kann bzw. bei begründetem öfteren Fehlen Zusatzaufgaben gestellt werden können, nahmen in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Universität die Studenten die verordnete Regelmäßigkeit noch nicht so ernst.

... zwecks Berufung eines Professors ...

Seit dem Universitäts­gesetz 2002 laufen Berufungen von Professoren in einem hoch formalisierten Verfahren innerhalb der Universität mit dem Rektor als dem Berufenden ab. In den vergangenen Jahrhunderten hatten der Bundespräsident bzw. der Kaiser nach universitäts­internen und ministeriellen/hofkommissio­nellen Vorschlägen das letzte Wort. Am Beginn jedoch standen informelle Regelungen.

... über den Zu­stand der Aborte ...

Die bauliche Situation der Universität am Ende des 19. Jahrhunderts war alles andere als rosig: Die Fassade bröckelte, das Gebäude platzte aus allen Nähten und Sammlungen wurden von Motten zerfressen. Auch die Aborte stellten ein gesundheitliches Risiko dar, wie die folgende Quelle zeigt.

... überhand­nehmende schädliche Tabackrauchen ...

Das Rauchen von Tabak war im 18. und 19. Jahrhundert sehr populär, war aber für Studenten verboten. Allerdings scheint das Verbot – wie so oft bei verbotenen Dingen – den Tabak für junge Männer nur noch anziehender gemacht zu haben und Tabakrauchen galt trotz des regelmäßig wiederholten Verbots oft als Kennzeichen eines Studenten.

Das allge­meine Perso­nal der Univer­sität

WissenschaftlerInnen stehen oft im Zentrum von Uni-Geschichten. Dabei werden oft jene Personen übersehen, die den Betrieb am Laufen hielten, die, die heute als das „Allgemeine Personal“ bezeichnet werden. Im 18. und 19. Jahrhundert war das noch eine kleine Gruppe von Personen, die aber wichtige Aufgaben versahen und die damals wie heute einen reibungslosen Studienbetrieb ermöglichen.

Die An­fän­ge der Fern­leihe im 19. Jahr­hun­dert

Die Fernleihe ist auch in Zeiten von Internet und open access ein wichtiger Service der Universitätsbibliothek, um in der Bibliothek nicht vorhandene Bücher von anderen Bibliotheken zu beschaffen. Die Anfänge der Fernleihe fallen in das 19. Jahrhundert. Sie entwickelte sich rasch zu einem wichtigen Instrument der Informationsbeschaffung, war aber zunächst den Professoren vorbehalten.

Die erste Telefon­rech­nung der Univer­sität

Die Universität war stets gewillt, mit dem tech­nischen Fortschritt der Zeit Schritt zu halten und so wurde sie 1893 auch an das neu errichtete Telefonnetz angeschlossen.

Die feierliche Publikation ...

Wie gründet man eine Universität, ab wann besteht eine Universität, ab wann hat sie „geordnete Verhältnisse“? Frühneuzeitliche Universitäten hatten immer Gründungsphasen. „Die“ Universität gab es nicht, aber allen gemeinsam war das Promotionsrecht.

Ein Inventar der Universität

Zu Beginn jedes Studienjahres fand die Übergabe der Rektorswürde statt und dabei wurde ein – mal mehr, mal weniger – ausführliches Übergabeprotokoll mit einem Inventar sämtlicher Gegenstände im Besitz der Universität erstellt. Diese Protokolle bieten uns interessante Einblicke in Ausstattung der Universität und zeugen von Hilfsmitteln, die längst aus dem Alltag verschwunden sind.

Ein wenig Statistik

An der Universität Innsbruck sind heute etwa 28.000 Studierende inskribiert – Zahlen, die für das 18. und 19. Jahrhundert unvorstellbar sind. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts studierten hier nämlich meist nur etwa 200 Studenten. Die vorliegende Tabelle gibt uns einen Überblick darüber, wie sich die Studentenschaft damals zusammensetzte und wer was studierte.

Eine Abschiedsfeier

Im Juli 1910 ging der langjährige Portier der Universität Ferdinand Hauser in Pension. Anlässlich dieses Ereignisses überraschten ihn seine Kollegen mit einer Feier und einer Fotoaufnahme des Allgemeinen Personals der Universität.

Ord­nung der öffent­lichen gemein­verständ­lichen Vor­träge

Die Universität war lange Zeit ein relativ abgeschlossener Ort der Wissens­vermittlung, zu dem nur wenige Menschen Zugang hatten. Erst um 1900 versuchte die Universität, sich etwas zu öffnen und veranstaltete regelmäßig populär­wissenschaftliche Vortragsreihen.

Pro­gramm zur all­jähr­lichen Re­stau­rations­feyer ...

Im Jahr 1826 wurde das damalige Lyzeum in Innsbruck wieder zur Universität aufgewertet. In den Folgejahrzehnten wurde daher diese „Restauration“ stets mit einer großen Feier begangen. Die vorliegende Quelle zeigt uns das Programm des Festakts im Jahr 1834 und gibt uns einen Einblick in die bis ins Detail geregelten Hierarchien an der Universität.

Schutz für sen­sible Pflan­zen

Die Universität besaß seit dem 18. Jahrhundert einen botanischen Garten, der lange Zeit jedoch nachlässig behandelt wurde. Als die Universität ab 1806 kurz unter bayerischer Herrschaft stand, versuchte der damalige Professor für Naturgeschichte, das zu ändern und beantragte den Bau eines Glashauses. Der Versuch scheiterte aber und der Bau verzögerte sich um etwa ein halbes Jahrhundert.

Wer liest was?

Auch im 19. Jahrhundert stellte die Dokumentation von Leistungen der Universität und ihrer Einrichtungen einen wichtigen Teil der Arbeit von Professoren und Mitarbeitern dar. Davon zeugen eine große Anzahl von Berichten, Listen und besonders Tabellen in jeder Form und Größe in den Archiven und vermitteln uns damit ein anschauliches Bild von den Leistungen der Universität.

Zur schrift­lichen Aus­arbei­­tung läng­stens binnen 12 Stun­den

Bevor die Habili­tation als Lehr­befähigung für Professoren eingeführt wurde, mussten sich Kandidaten für eine Professur einem aufwendigen Prüfungsverfahren unterziehen, unter anderem einer zwölfstündigen schriftlichen Prüfung. Dabei mussten die Professoren schriftliche Fragen beantworten und so ihr Wissen unter Beweis stellen.

„... so­wohl bei der An­kunft als auch bei Ab­ge­hen die Hände ge­wa­schen ...“

Im Herbst 1831 brach in Europa eine bis dahin unbekannte Krankheit aus, die sich rasch zu einer Epidemie ausweitete, die Cholera. Die Behörden reagierten rasch mit umfassenden Vorsichtsmaßnahmen, die auch an der Universität Innsbruck beachtet werden mussten.

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