Transkription:
Da vermöge der höchsten Entschliessung vom 30. November 1797. dem Professor der speziellen Naturgeschichte auf hiesiger Universität zur Pflicht gemacht worden, zweyerley Vorlesungen, nähmlich eine für die Schüler der Medizin, und die andere für die Liebhaber dieses Studiums zu halten; so kann man von dieser höchsten Anordnung in Ergegnung [sic] seines Berichts vom 5. d. M. nicht abgehen: und da das Studium der speziellen Naturgeschichte die 3. Naturreiche umfasset; so verstehet sich von selbst, daß diese in guter Ordnung sowohl den medizinischen Schülern, und andern Liebhabern vollständig vorgetragen werden müssen, mit dem Unterschiede jedoch, daß bey den Kollegien für die Liebhaber der speziellen Naturgeschichte der medizinische Gebrauch wegzulassen, dagegen aber der ausgebreitete Nutzen und Vortheil der Naturprodukte nach der bekannten Eintheilung in Hinsicht auf Oekonomie deutlich, und ausführlich zu zeigen sey, wozu ein Jahrgang ganz sicher erforderlich seyn würde.
Hiernach hat also der Studienkonseß an die medizinische Lehrkollegialversammlung zur Verständigung des Professors Keesbacher das Weitere gelangen zu lassen.
Schreiben Gubernium an Studienkonsess v. 12. Januar 1799. UAI, Rektorat 1797–1800.
In den näheren Bestimmungen zur Gestaltung der wieder eröffneten Universität vom 16. März 1792 war der Professor für Chemie, Botanik und spezielle Naturgeschichte an der Medizinischen Fakultät als einziger der 21 Professoren noch nicht ernannt. Erst bei der Eröffnungsfeier am 15. Oktober 1792 wurde der nunmehr bestellte Professor für Chemie und Botanik, Mathias Schöpfer, vom Protomedicus Scherer promoviert. Er sollte auch den Botanischen Garten zum „akademischen Gebrauche“ herstellen. Für die spezielle Naturgeschichte wurde Johann Nepomuk von Laicharding berufen, der allerdings seine Agenden als Gubernialsekretär weiterhin erfüllen sollte. Dies wurde aber durch ein ah Dekret vom November 1794 verboten. Laicharding verstarb schon 1797, seine Nachfolge trat der in der Quelle erwähnte Keesbacher an. Die drei Reiche der Naturgeschichte unfassten das Mineralreich, das Pflanzenreich und das Tierreich.
Abgesehen von der Gründung von Spezialschulen durch Maria Theresia wurden Naturwissenschaften und Technik auch in der universitären Lehre im Verlauf des 18. Jahrhunderts wichtiger. Zum Teil wurde ihre Lehre in der Philosophischen Fakultät angesiedelt. Allgemeine Naturgeschichte war dort mit der Physik verbunden, die „Technologie“ mit der praktischen Mathematik in derselben Fakultät, ansonsten blieb nur die Medizinische Fakultät für die Verortung.
Zur Förderung von Landwirtschaft, Bergbau und Industrie sollten Lehrveranstaltungen nicht nur für die Studenten angeboten werden, sondern separat auch für bereits in entsprechenden Berufen Tätige oder für interessierte Laien, also Volks- und Weiterbildung von den Professoren (in der Regel unentgeltlich) betrieben werden.
(Margret Friedrich)