... Joannes Casparus Englberger Medicinae Doctor creatus ...

Stellt sich für viele heutige Studierende das Problem, wie die (mindestens) drei Jahre des Doktoratsstudiums zu finanzieren sind, so hatten die Studenten in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Universität zu überlegen, ob sie sich die Graduierung leisten können. Dass diese kostspielig war, lässt sich schon an der Qualität des Diploms mit anhangendem Siegel ablesen.

Privatbesitz Dr. Meinrad v. Engelberg

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Mit dieser prachtvollen Pergamenturkunde mit anhangendem Wachssiegel in einer verzierten Metallkapsel wurde die Promotion des Johann Kaspar Englberger zum Doktor der Medizin bestätigt, nachdem er vorher ordnungsgemäß das dreijährige philosophische Propädeutikum und das dreijährige Medizinstudium absolviert hatte. Englberger ist in den Matrikeln der Philosophischen Fakultät verzeichnet, 1690/91 schloss er das zweite im jesuitischen Studienplan als Physik bezeichnete Jahr ab, im darauffolgenden Studienjahr die Metaphysik mit der Graduierung zum Magister. Er kam aus Vorderösterreich, aus Rheinfelden; der Beiname Rauracus weist zusätzlich auf die Gegend von Basel als Herkunftsregion hin. Diese lateinische Bezeichnung wurde von Plinius d. Ä. (1. Jh. n. Chr.) übernommen, der einen in dieser Region siedelnden keltischen Stamm als Rauraci bezeichnete.

D
ie Promotion der Medizinischen Fakultät wird in den erhaltenen Fakultätstagebüchern der Theologischen und der Juridischen Fakultät unter dem 22. August und der Nennung des Promotors Linsing erwähnt.

Das Wachssiegel ist das Fakultätssiegel der Medizinischen Fakultät und bildet deren Schutzheiligen Cosmas ab mit dem Äskulapstab und der Arzneibüchse als seinen Attributen.

Der Promotor, Peter Linsing von Linsingburg, hatte an der Universität Innsbruck studiert, war 1688 zum Doktor der Medizin promoviert worden und 1691 in das Lehramt der medizinischen Institutiones (Theorie) berufen worden. 1709 avancierte er zum Hofmedicus. Bis 1688 hatte es nur zwei Professuren an der Fakultät gegeben, mit den Widmungen Institutiones und Praxis, 1689 wurde Friedrich Statlender in Melans und Waidburg zum Professor für Anatomie berufen, 1691 Franz Hol[l]er v. Doblhof[f] als Professor der Aphorismen, der 1702 als kaiserlicher Leibarzt nach Wien geholt wurde. So konnte Englberger sein Medizinstudium bei vier Professoren absolvieren. Die Lehre war unentgeltlich. Statutengemäße Wiederholungen vor der Doktorierung ließen sich die Professoren allerdings bezahlen.

Genaue Kosten für eine Promotion sind nicht zu eruieren, da die Angaben in den Quellen voneinander abweichen, z.T. auch unterschiedliche Währungen angeführt sind. Es ist z.B. nicht klar, was das Diplom mit Siegel kostete. Laut Jacob Probst, Geschichte der Universität in Innsbruck, 1869, S. 62–64, dürften die Gesamtkosten in der Medizinischen Fakultät pro Absolventen und unabhängig von der Zahl der Kandidaten 300 fl (Gulden) betragen haben. 1714 wurde die Untergrenze mit 150 fl festgelegt. „Billiger“ sollte dieses Doktorat nicht werden, um eine Geringschätzung zu verhüten. Zum Vergleich: 1691 erhielt der Professor für Medizinische Praxis 300 fl Jahresgehalt und 100 fl Zulage (dabei sind allerdings die Anteile aus Graduierungen und mögliche Nebenverdienste nicht berücksichtigt); ein Jesuitenprofessor der Philosophischen Fakultät 200 fl. Besonders erwähnt wurde in den ersten Jahrzehnten das Geschenk von einem Paar Handschuhe für die Professoren, wobei die Mediziner laut ihren Fakultätsstatuten solche von besserer Qualität als in den übrigen Fakultäten verlangten. Die Essenseinladung konnte auch durch Bargeld, meist 3 fl pro Person, abgegolten werden. Nach oben waren die Ausgaben nicht limitiert, der Festtag konnte sehr ausgiebig, mit zahlreichen Gästen und musikalischer Umrahmung, gefeiert werden. Erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden hier Grenzen gezogen.

(Margret Friedrich)

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