Transkription:
Hochlöbliches k.k. Landes-Präsidium!
In Befolgung des hohen Auftrages des k.k. Landes-Präsidiums vom 24. Empfang 27. dieses Monats Zahl 1880 Pr. die am 16. May dieses Monats von Seite mehrerer Akademiker zu Hall begangenen Exzesse betreffen, wird gehorsamst berichtet, daß der fragliche Ferialtag des Hallermarktes sich lediglich auf eine uralte ununterbrochene Observanz gründe.
Das unterfertigte Rektorat ist aber allerdings der Meynung und wünscht, daß dieser Ferialtag um so mehr ganz abgestellt werden möchte, als bey Gelegenheit des zahlreichen Besuchs des Hallermarktes von Seite der Akademiker sich schon öfters Unordnungen ergeben haben, zugleich aber dieser Markt seine in Vorzeiten gehabte Wichtigkeit schon seit geraumer Zeit verloren hat.
Innsbruck, den 28. Juli 1826.
k.k. Universitäts-Rektorat
Dr. Mauermann m.p.
Derzeit Rector
Universitätsrektorat an Landespräsidium, 28. Juli 1826
Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 133/R ex 1825/26
Die Quelle stammt aus Verhandlungen zwischen Rektorat und dem Tiroler Gubernium und behandelt die Frage, ob die Universität anlässlich des Haller Markts einen Ferialtag geben darf.
In Hall fanden jeweils im Mai (ab dem 3. Sonntag nach St. Georg – 23. April) und im November (ab dem 3. Sonntag nach St. Gallus – 16. Oktober) mehrtägige Jahrmärkte statt, die Menschen aus Nah und Fern anzogen, so auch immer wieder die Innsbrucker Studenten. Schon die Theologischen Fakultätstagebücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert vermerken, dass anlässlich der Markttage in Hall ein Ferialtag gegeben wurde, damit die Studenten den Markt besuchen konnten. Wie der Rektor an das Gubernium schreibt, findet sich allerdings in den Statuten der Universität keine Begründung für diesen Ferialtag. Da der Markt in Hall aber ein wichtiger Umschlagplatz für Bücher war, ist dies wohl ein Grund, warum den Studenten an diesem Tag frei gegeben wurde. Außerdem mussten die Professoren der Jesuiten in ihrer Funktion als Zensoren den Markt auf verbotene Bücher hin untersuchen.
Auf dem Markt wurden allerdings nicht nur Bücher feilgeboten, sondern der Markt war ein Zusammentreffen von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen, bei dem es nicht selten zu Schlägereien, Beleidigungen und Störung der öffentlichen Ordnung kam, wobei nicht zuletzt Studenten regelmäßig in solche Streitereien verwickelt waren.
Daher – und nachdem offenbar im Jahr 1826 die „Exzesse“ der Studenten besonders schlimm waren – versuchte das Gubernium, die Universität dahin zu bewegen, den Studenten keinen Ferialtag mehr zum Besuch des Marktes mehr zu gewähren. Die Universität stimmte dem zu, allerdings finden sich auch in den folgenden Jahren immer wieder Meldungen, dass Studenten aus Anlass des Marktes über die Stränge geschlagen haben.
(Christof Aichner)