Eine Abschiedsfeier

Im Juli 1910 ging der langjährige Portier der Universität Ferdinand Hauser in Pension. Anlässlich dieses Ereignisses überraschten ihn seine Kollegen mit einer Feier und einer Fotoaufnahme des Allgemeinen Personals der Universität.

UAI, Personalakten Pedelle, Diener, Sekretäre 1810–1918, Karton 2, PA Ferdinand Hauser.


UAI, Personalakten Pedelle, Diener, Sekretäre 1810–1918, Karton 2, PA Ferdinand Hauser.


Rundschreiben

an sämtliche Angestellte (Unterbeamte und Diener) der k. k. Universität, Universitätsbibliothek, Kliniken und Institute etz.

Anlässlich des mit 1. August l. J. bevorstehenden Uebertrittes des Universitätsportiers Ferdinand Hauser in den dauernden Ruhestand wird beabsichtigt demselben aus dem Kreise der Universitätsbediensteten eine kleine Abschiedsfeier zu veranstalten.

Diese Feier soll in einem kleinen Festessen, bestehend aus einem kalten Aufschnitt mit Brot (Getränke besorgt sich jeder selbst) – sowie durch Mitwirkung einer Schrammelmusik ihren Ausdruck finden.

Da von seiten Se. Magnifizenz des Herren Rektors und den Herren vier Dekanen, sowie auch von seiten des Herrn Universitäts-Sekretär und Kanzleidirektor nahmhafte Unterstützung in Aussicht gestellt werden, so dürften die Kosten dieser Feier (Musik und Essen) mit diesen Subventionen gedeckt sein.

Ausser dieser Ehrung wird beabsichtigt dem Portier Hauser eine photographische Aufnahme in Rahmen, – welche sämtliche Unterbeamte und Diener (einschliesslich Hauser) mit Se. Magnifizenz den Herrn Rektor, den vier Dekanen sowie des Herrn Universitätssekretär als Kanzleidirektor umfassen soll – zu überreichen. Da es aber ganz ausgeschlossen ist, dass alle Personen zu einer bestimmten Stunde zu einer Gruppenaufnahme beim Photographen erscheinen könnten, so hat man nach reiflicher Ueberlegung den einzigen Ausweg gefunden, dass jeder einzelne seine Photographie und zwar in Visitformat Brustbild in matter Ausführung beistelle. Wenn einzelne Herren solche Bilder gegenwärtig nicht besitzen, so wird bemerkt, das zu diesem Zwecke mit dem Photographen Amos (Bürgerstrasse) Verhandlungen gepflogen wurden, welcher sich bereit erklärt die Aufnahme der einzelnen Personen für die Zusammenstellung eines Tableaus 3 Stück Brustbilder in matter Ausführung zu 3 Kronen zu liefern.

Für die Zusammenstellung eines Tableaus für Hauser und für den hiezu nöthigen Rahmen werden ungefähr 50 Kronen betragen [!]. Dieser Betrag wäre sodann unter gleichen Teilen auf sämtliche Angestellte (ca. 54) aufzuteilen, welcher Betrag seinerseits nach der Abschiedsfeier eingehoben wird.


Rundschreiben 

Da nach dem Ergebnisse der ergangenen Rundschreiben die Zusammenstellung und Widmung eines photograpischen Tableaus an den Portier Hauser in sicherer Aussicht steht, so ergeht hiemit die Einladung bis längstens 21. Juni l. J. zur photographischen Aufnahme beim Photographen Amos in der Bürgerstrasse zu erscheinen.

Jene Herren, welche glauben ein geeignetes (mattes) Bild bereits zu besitzen, wollen dieses zur Besichtigung und entsprechenden Einteilung vorweisen bzw. abgeben.

Für die photographische Aufnahme wäre es im Interesse der Nettigkeit gelegen, dass sich jeder möglichst mit einem dunklen Anzug, mit gestärkten Lieg- oder Stehkragen und geeigneter Kravate (nicht in Uniform) bekleide.

Um jeden Zweifel zu begegnen wird nochmals bemerkt, dass die photographischen Aufnahmen unbedingt bis 21. Juni l. J. abgeschlossen sein müssen, da wegen der weiteren Ausführung an dem Tableau die Zeit sehr knapp bemessen ist.

Auf mehrseitige Anfrage wird mitgeteilt, dass der Photograph Amos vom oberwähnten Originaltableau Reproduktionen anfertigen wird. Die Kosten eines solchen wird sich nach der Anzahl der gewünschten Exemplare richten und sich per Stück mit Passepartout auf ca. 3–4 K belaufen.


Aviso!

Jenen 3 oder 4 Herren, welche bis heute noch nicht die Erklärung zur Teilnahme am photographischen Tableau, wohl, aber teils zur Teilnahme am Abschiedsabend abgegeben haben, diene zur gefälligen Kenntnis dass ihre eventuelle Anmeldung nur mehr bis 15 dmts. Mittags entgegen genommen werden kann.

Innsbruck, am 14. Juni 1910

Die Proponenten

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UAI, Personalakten Pedelle, Diener, Sekretäre 1810–1918, Karton 2, PA Ferdinand Hauser.

 

Am 14. Juli 1910 fand im Saal des Hotels zur Neuen Post (Maximilianstraße) eine Abschiedsfeier für den Portier Ferdinand Hauser statt. Hauser arbeitete seit 1870 in der Universität und trat nun nach 40 Dienstjahren am 31. Juli 1910 seinen Ruhestand an.

Hauser wurde 1838 geboren. Er hatte zunächst für mehr als acht Jahre in der Armee gedient und dabei die beiden Feldzüge von 1859 und 1866 mitgemacht. Im Jahr 1870 trat er schließlich in den Universitätsdienst, wobei er zunächst als Universitätsdiener engagiert war. Als solcher war er dem Portier unterstellt und hatte für die Sicherung und Reinigung des Universitätsgebäudes Sorge zu tragen. 1875 wurde er schließlich zum Portier befördert und war – wie es in einer Rede anlässlich der Feier zu seinem Abschied hieß – „Muster eines Kollegen und Staatsdieners“. Für seine lange Tätigkeit in der Universität hatte er vom Kaiser außerdem das Silberne Verdienstkreuz mit Krone erhalten.

Es war durchaus nicht selten, dass Bedienstete bei der Universität derart lange angestellt waren. Im 18. und weit bis in das 19. Jahrhundert, als die Dienerschaft der Universität noch aus wenigen Personen bestand, war es außerdem nicht unüblich, dass die Ämter in Familienhand blieben. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts änderte sich das ein wenig, nicht zuletzt mit einem Anstieg der Anzahl der Bediensteten der Universität, die von den 1850er Jahren von etwa fünf Bediensteten auf mehr als 60 bis zum Jahr 1914 anstieg. Bevorzugt wurden außerdem ehemalige Angehörige der Armee, die – als Dank für ihren Dienst – bei der Vergabe von Posten in öffentlichen Institutionen bevorzugt wurden.

Von seinen Kollegen erhielt Hauser ein „photographisches Tableau überreicht, darstellend Hauser, umgeben von den Spitzen der akademischen Behörden und sämtlichen Unterbeamten und Dienern der Hochschule“. Vorausgegangen war eine umfangreiche Planung, wie mehrere Rundschreiben an das Personal der Universität bezeugen. Erschwert wurde die Organisation auch dadurch, dass das allgemeine Personal damals schon mehr als 50 Personen umfasste und Portier Hauser „von dieser Aktion vorläufig nichts erfahren“ sollte, wie eigens auf einem Rundschreiben vermerkt wurde.  Das photographische Tableau – von dem im Übrigen auch andere Mitarbeiter kleinere Kopien bestellt haben – ist heute leider nicht mehr auffindbar.

(Christof Aichner)

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