... Ver­min­derung der Admi­nistra­tions­kos­ten ...

Nach mehr als zwei Jahrzehnten Krieg, Verwüstungen, diversen Friedensverträgen mit Reparationszahlungen, einem Staatsbankrott, den hohen Kosten für den Wiener Kongress und Missernten war im 19. Jahrhundert Sparen angesagt – wo noch etwas einzusparen war ...

Schreiben Gubernium an Lyzealrektorat v. 17. April 1820. UAI, Rektorat 1817–1820.
Transkription:

Dem k:k: Lyzealrektorat dahier

Ueber die Frage, ob bey den verschiedenen Verwaltungszweigen in Tirol, und Vorarlberg eine Verminderung des Personals, und Aufwandes dermal Statt finden könne, hat die hohe vereinte Hofkanzley mit den betreffenden übrigen Hofstellen gemeinschäftlich Berathung gepflogen, und über das Resultat derselben einen allerunterthänigsten Vortrag erstattet, worüber Se Majestät unterm 18ten v: M: gemäß Intimation der hohen Hofkanzley vom 25ten v: M: Zahl 8378./539. zu entschliessen geruht haben, daß Allerhöchstdieselben den Behörden bey strengster Verantwortung zur Pflicht machen, für die Verminderung der Administrationskosten in jedem Zweige der Verwaltung in Tirol zu sorgen, in so weit sie ohne Nachtheil bewirkt, und ausgeführt werden kann; daher, sobald eine hiernach thunlich befunden wird, selbe, in so weit sie in ihrem Wirkungskreise steht, zu bewerkstelligen, im gegentheiligen Falle aber ungesäumt vorzuschlagen.

Welche allerhöchste Entschliessung demnach dem k:k: Lyzealrektorat zur genauesten Darnachachtung, und Anweisung der betreffenden Individuen andurch bekannt gegeben wird.

Innsbruck am 17ten April 1820.
Chotek

Schreiben Gubernium an Lyzealrektorat v. 17. April 1820. UAI, Rektorat 1817–1820.  

 

Im Personalstand wurde schon an der Universität Innsbruck nicht gewuchert. Nach ihren zweimaligen Umwandlungen zu einem Lyzeum hatte sie jeweils nur die personelle Vollausstattung für diesen Schultyp. Im August 1819 hatte der Rektor gebeten, wieder die jährlichen 75 fl zu erhalten, die ihm 1792 bis 1811 zugewiesen worden waren, umso mehr, als beim Bestand der Universität der Rektor von jedem Promotionsakt einen Dukaten erhalten hatte, nun aber nur ein Neuntel der Immatrikulationsgebühren an ihn gehe, wovon auch noch dem Notar die Kosten für die Schreibmaterialien vergütet werden mussten.

Am 16. Dezember 1820 bestimmte der Kaiser den Personal- und Besoldungsstand des Lyzeums im Bereich des allgemeinen Personals wie folgt:

Sebastian Milbacher wurde zum Aktuar ernannt mit den Dienstpflichten des bisherigen Notars und 400 fl WW jährlich,
Franz Xaver von Prack, Pedell, 250 fl WW und freie Wohnung,
Joseph Kastner, Torsteher, 200 fl WW und freie Wohnung,
Joseph Trenkwalder, Gehilfe bei den „mathematisch physikalischen Experimenten“, 150 fl WW,
Ferdinand Brunner, botanischer Gärtner, 200 fl und freie Wohnung und Gartennutzung,
Peter Wörle, „anatomisch Chyrurgischer Hausknecht“, 150 fl, drei Klafter Brennholz, freie Wohnung „jedoch unter der Bedingung der monatlichen Aufkündung“.

Die bisherigen Stelleninhaber wurden bestätigt. Wenn der neue Besoldungsstand für jemand aus dem allgemeinen Personal geringer sein sollte als der bisherige Lohn, so erhielt er ad personam die fehlende Summe. Daher wurde dem Aktuar freie Wohnung im Lyzealgeäude und eine jährliche Zulage von 60 fl WW zugesprochen, dem Torsteher eine jährliche Zulage von 94 fl.

Man fand sich also personell lediglich im Bereich der Grundausstattung. Beheizung, Beleuchtung, Reinigung bewegten sich ebenfalls im Rahmen des unmittelbar Nötigen.

Zwar gelang es, durch die Gründung der Oesterreichischen Nationalbank 1816 die ungezügelte Geldvermehrung zu stoppen, doch stieg die Staatsschuld weiter. Der Nationalökonom Gustav Schmoller bezeichnete die Zeit von 1793 bis 1848 als „politische und finanzielle Unglückszeit Österreichs“.

(Margret Friedrich)

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