Ein Inventar der Universität

Zu Beginn jedes Studienjahres fand die Übergabe der Rektorswürde statt und dabei wurde ein – mal mehr, mal weniger – ausführliches Übergabeprotokoll mit einem Inventar sämtlicher Gegenstände im Besitz der Universität erstellt. Diese Protokolle bieten uns interessante Einblicke in Ausstattung der Universität und zeugen von Hilfsmitteln, die längst aus dem Alltag verschwunden sind.

Übergabeprotokoll der Rektoratsgeschäfte 1830. Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 188/R ex 1829/30

Verzeichnis
1830
der dem Pedell an der kk. Universitaet dahier zur Aufsicht und Obsorge übergebenen Stücke

im großen academ. Saale

  1. Portrait S. Majestät Kaiser Franz I. von Österreich
  2. Portrait S. Majestät Kaiserin Maria Theresia
  3. Portrait S. Majestät Kais. Franz I. römisch. Kaiser
  4. Portrait S. Majestät Kaiser Joseph II.
  5. Vierzehn Portraits verschied. Beschützer und Professoren der hiesigen Universitaet
  6. Bildnis des h. Leopolds
  7. Büste des Appelationsraths v. Jellenz
  8. Ein roth samtener Baldachin mit goldenen Tressen, Rosen und zwei Quasten, in 9 Stücken
  9. Ein schwarz samtener Überzug zum frühern Rektors-Sessel
  10. Der neue Rektors-Sessel mit grauem Überzuge dazu.
  11. Ein roth- und schwarzsamtener Überzug für die Bethschemel
  12. Ein rothsamtener Überzug (Teppich) für den Stäbetisch
  13. fünf größere
  14. zwei kleinere roth-tücherne Stuhltücher
  15. Eine Kanzel zu Disputationen und Promotionen
  16. Ein rothsamtenes Kanzeltuch
  17. Ein roth samtener Polster mit goldenen Fransen
  18. Ein rothsamtener Polster ohne Fransen
  19. Vier und dreißig grüntuchene gepolsterte Sessel
  20. Zehn grüne [?] Roulletten
  21. Eine Deckrahme über das Bild des Kaisers Franz I. von Österreich

im Senatszimmer

  1. das Portrait S. Majestät Kaiser Joseph II.
  2. das Portrait S. Majestät Kaiserin Maria Theresia
  3. Neun Portraits verschiedener Professoren
  4. Zwey große Sessions-Tische, worauf zwey grüntucherne mit Bändern eingefaßte Teppiche
  5. Neun grüntucherne gepolsterte Sessel.
  6. Zwey grau in Oel angestrichene Tische ohne Schublade
  7. Ein detto kleines Kästchen worauf ein Crucifix mit Postament
  8. Zwey Messingleuchter zum Crucifix
  9. Sechs Messsingleuchter
  10. Eine eiserne und zwey stählerne Lichtscheren
  11. Zwey grau angestrichene Wand-Kästen
  12. Zwey graue Wandkästen
  13. Zwey wollene Fußdecken
  14. drey schwarz-tucherne Mäntel für die Insignien-Träger
  15. Zwey irdene und ein hölzernes Dintengeschirr
  16. Eine Papierschere
  17. Eine Glocke
  18. Zwey Ballotir-Kästchen (altes und neues)
  19. Achtzehn Torzenleuchter zur Fronleichsprocession (aus den Interessen der dem Rectorate gehörigen Obligationen)

in der Notariatskanzley

  1. Ein grau in Oel angestrichener Tisch ohne Schublade
  2. Drey grüntucherne gepolsterte Sessel
  3. Ein zinnernes Waschbecken und zinnerne Kanne
  4. Zwey hölzerne ungepolsterte Stühle
  5. Ein Crucifix
  6. zwey kleine hölzerne Kästen
  7. Ein Aktenkasten, deren obere Abtheilung mit 4 Glastürchen
  8. Zwey lange Tische
  9. ein Schreibpult
  10. zwey bleiene Dintengeschirre mit Streubüchsen und zwey hölzerne
  11. Eine Papierschere
  12. Zwey grüne Roulletten
  13. eine Landkarte von alt Gallien (Gallia antiqua)

Im Universitätsgebäude überhaupt

  1. Ein grau in Oel angestrichener Tisch ohne Schublade (bey H. Prof. Mauermann im chirurgischen Hörsaale)
  2. Zwey grüntucherne gepolsterte Sessel (bey H. Prof. Dr. Suppan)
  3. Zwey argante Lanzen mit gläsernen Aufsatz-Röhren
  4. Eine neue Doppelleiter
  5. Eine Vorlegschloß samt Schlüssel
  6. Acht Schlüssel zu den ihn anvertrauten Behältnissen
  7. Ein Vorhäng-Schlößchen zur schwarzen Anschlag-Tafel

Martin Hofer Pedel

Übergabeprotokoll der Rektoratsgeschäfte 1830.
Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 188/R ex 1829/30

 

Die Professoren wählten jedes Jahr einen neuen Rektor. Die Wahl fand meist am Ende des Studienjahrs statt, so dass die Übergabe der Amtsgeschäfte zu Beginn des neuen Studienjahrs im Herbst erfolge konnte. Die einzelnen Fakultäten stellten dabei reihum den Rektor, der in geheimer Wahl gewählt wurde.

In Jahr 1830 wurde Prof. Joachim Suppan zum Rektor der Universität gewählt. Hier vor uns liegt ein Teil des Übergabeprotokolls, mit dem 8. Oktober 1830 förmlich die Amtsgeschäfte von Prof. Joseph Albaneder aus dem medizinisch-chirurgischen Studium an den neuen Rektor Joachim Suppan übergingen. Dabei wurde genau protokolliert, welche Gegenstände dem neuen Rektor übergeben worden sind. An erster Stelle stehen die Insignien der Universität, die der Rektor verwaltete und die er bei feierlichen Anlässen als Symbole seiner Amtswürde trug. Daneben sind aber auch die Barmittel der Kanzlei sowie die Obligationen verzeichnet. Außerdem wurden die übergebenen Akten genau verzeichnet. Darin unterscheidet sich dieses Übergabeprotokoll von früheren, die weniger detailliert die Akten und Archivalien der Universität verzeichnet hatten. Der Grund lag wohl darin, dass wenige Jahre zuvor zahlreiche Archivbestände der Philosophischen Fakultät nicht mehr aufgefunden werden konnten und eine Untersuchung gezeigt hatte, dass die Archivalien wohl schon in der bayerischen Zeit entweder entwendet oder verkauft worden waren, die nachfolgenden Rektoren den Verlust aber nicht bemerkt oder gemeldet hatten. Daher wollte man nun wohl für die Zukunft einen solchen Fall verhindern.

Der letzte Abschnitt, wovon ein Teil oben zu sehen ist, gibt ein Verzeichnis der Möbel und Gegenstände aus dem großen akademischen Saal, dem Senatszimmer und der Universitätskanzlei wieder. Die Aufsicht über diese Gegenstände hatte der Pedell. Als letzter Teil wurde dann noch ein Verzeichnis der „dem Thorsteher an der kk. Universitaet dahier zur Aufsicht anvertrauten und übergebenen Stücke“ angefertigt.

Während der Pedell in erster Linie die Möbel und Gegenstände in den Sälen für die zeremoniellen Handlungen zu überwachen hatte, aber auch die Materialien für die Kanzlei, wie etwa die Schreibsachen, sind im Verzeichnis des Torstehers die Möbel der Hörsäle sowie die Winterfenster und vor allem die Utensilien für die Bedienung der Öfen in der Universität aufgelistet.

Diese Inventare bieten uns nicht nur wertvolle Einblicke in die (teils karge) Ausstattung der Universität, sie zeugen auch von Dingen, die längst aus dem Gebrauch der Universität und dem Alltag verschwunden sind, wie „Dintengeschirre [Tintengeschirre] mit Streubüchsen“, also Tintenfässern und Federnhalter und Büchsen für Schreibsand zum Trocknen von nasser Tinte, oder einem „Ballotirkästchen“, einem Kasten, in dem Stimmzettel für die verschiedenen Wahlen der universitären Gremien benutzt wurden.

(Christof Aichner)

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