Verzeichnis
1830
der dem Pedell an der kk. Universitaet dahier zur Aufsicht und Obsorge übergebenen Stücke
im großen academ. Saale
- Portrait S. Majestät Kaiser Franz I. von Österreich
- Portrait S. Majestät Kaiserin Maria Theresia
- Portrait S. Majestät Kais. Franz I. römisch. Kaiser
- Portrait S. Majestät Kaiser Joseph II.
- Vierzehn Portraits verschied. Beschützer und Professoren der hiesigen Universitaet
- Bildnis des h. Leopolds
- Büste des Appelationsraths v. Jellenz
- Ein roth samtener Baldachin mit goldenen Tressen, Rosen und zwei Quasten, in 9 Stücken
- Ein schwarz samtener Überzug zum frühern Rektors-Sessel
- Der neue Rektors-Sessel mit grauem Überzuge dazu.
- Ein roth- und schwarzsamtener Überzug für die Bethschemel
- Ein rothsamtener Überzug (Teppich) für den Stäbetisch
- fünf größere
- zwei kleinere roth-tücherne Stuhltücher
- Eine Kanzel zu Disputationen und Promotionen
- Ein rothsamtenes Kanzeltuch
- Ein roth samtener Polster mit goldenen Fransen
- Ein rothsamtener Polster ohne Fransen
- Vier und dreißig grüntuchene gepolsterte Sessel
- Zehn grüne [?] Roulletten
- Eine Deckrahme über das Bild des Kaisers Franz I. von Österreich
im Senatszimmer
- das Portrait S. Majestät Kaiser Joseph II.
- das Portrait S. Majestät Kaiserin Maria Theresia
- Neun Portraits verschiedener Professoren
- Zwey große Sessions-Tische, worauf zwey grüntucherne mit Bändern eingefaßte Teppiche
- Neun grüntucherne gepolsterte Sessel.
- Zwey grau in Oel angestrichene Tische ohne Schublade
- Ein detto kleines Kästchen worauf ein Crucifix mit Postament
- Zwey Messingleuchter zum Crucifix
- Sechs Messsingleuchter
- Eine eiserne und zwey stählerne Lichtscheren
- Zwey grau angestrichene Wand-Kästen
- Zwey graue Wandkästen
- Zwey wollene Fußdecken
- drey schwarz-tucherne Mäntel für die Insignien-Träger
- Zwey irdene und ein hölzernes Dintengeschirr
- Eine Papierschere
- Eine Glocke
- Zwey Ballotir-Kästchen (altes und neues)
- Achtzehn Torzenleuchter zur Fronleichsprocession (aus den Interessen der dem Rectorate gehörigen Obligationen)
in der Notariatskanzley
- Ein grau in Oel angestrichener Tisch ohne Schublade
- Drey grüntucherne gepolsterte Sessel
- Ein zinnernes Waschbecken und zinnerne Kanne
- Zwey hölzerne ungepolsterte Stühle
- Ein Crucifix
- zwey kleine hölzerne Kästen
- Ein Aktenkasten, deren obere Abtheilung mit 4 Glastürchen
- Zwey lange Tische
- ein Schreibpult
- zwey bleiene Dintengeschirre mit Streubüchsen und zwey hölzerne
- Eine Papierschere
- Zwey grüne Roulletten
- eine Landkarte von alt Gallien (Gallia antiqua)
Im Universitätsgebäude überhaupt
- Ein grau in Oel angestrichener Tisch ohne Schublade (bey H. Prof. Mauermann im chirurgischen Hörsaale)
- Zwey grüntucherne gepolsterte Sessel (bey H. Prof. Dr. Suppan)
- Zwey argante Lanzen mit gläsernen Aufsatz-Röhren
- Eine neue Doppelleiter
- Eine Vorlegschloß samt Schlüssel
- Acht Schlüssel zu den ihn anvertrauten Behältnissen
- Ein Vorhäng-Schlößchen zur schwarzen Anschlag-Tafel
Martin Hofer Pedel
Übergabeprotokoll der Rektoratsgeschäfte 1830.
Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 188/R ex 1829/30
Die Professoren wählten jedes Jahr einen neuen Rektor. Die Wahl fand meist am Ende des Studienjahrs statt, so dass die Übergabe der Amtsgeschäfte zu Beginn des neuen Studienjahrs im Herbst erfolge konnte. Die einzelnen Fakultäten stellten dabei reihum den Rektor, der in geheimer Wahl gewählt wurde.
In Jahr 1830 wurde Prof. Joachim Suppan zum Rektor der Universität gewählt. Hier vor uns liegt ein Teil des Übergabeprotokolls, mit dem 8. Oktober 1830 förmlich die Amtsgeschäfte von Prof. Joseph Albaneder aus dem medizinisch-chirurgischen Studium an den neuen Rektor Joachim Suppan übergingen. Dabei wurde genau protokolliert, welche Gegenstände dem neuen Rektor übergeben worden sind. An erster Stelle stehen die Insignien der Universität, die der Rektor verwaltete und die er bei feierlichen Anlässen als Symbole seiner Amtswürde trug. Daneben sind aber auch die Barmittel der Kanzlei sowie die Obligationen verzeichnet. Außerdem wurden die übergebenen Akten genau verzeichnet. Darin unterscheidet sich dieses Übergabeprotokoll von früheren, die weniger detailliert die Akten und Archivalien der Universität verzeichnet hatten. Der Grund lag wohl darin, dass wenige Jahre zuvor zahlreiche Archivbestände der Philosophischen Fakultät nicht mehr aufgefunden werden konnten und eine Untersuchung gezeigt hatte, dass die Archivalien wohl schon in der bayerischen Zeit entweder entwendet oder verkauft worden waren, die nachfolgenden Rektoren den Verlust aber nicht bemerkt oder gemeldet hatten. Daher wollte man nun wohl für die Zukunft einen solchen Fall verhindern.
Der letzte Abschnitt, wovon ein Teil oben zu sehen ist, gibt ein Verzeichnis der Möbel und Gegenstände aus dem großen akademischen Saal, dem Senatszimmer und der Universitätskanzlei wieder. Die Aufsicht über diese Gegenstände hatte der Pedell. Als letzter Teil wurde dann noch ein Verzeichnis der „dem Thorsteher an der kk. Universitaet dahier zur Aufsicht anvertrauten und übergebenen Stücke“ angefertigt.
Während der Pedell in erster Linie die Möbel und Gegenstände in den Sälen für die zeremoniellen Handlungen zu überwachen hatte, aber auch die Materialien für die Kanzlei, wie etwa die Schreibsachen, sind im Verzeichnis des Torstehers die Möbel der Hörsäle sowie die Winterfenster und vor allem die Utensilien für die Bedienung der Öfen in der Universität aufgelistet.
Diese Inventare bieten uns nicht nur wertvolle Einblicke in die (teils karge) Ausstattung der Universität, sie zeugen auch von Dingen, die längst aus dem Gebrauch der Universität und dem Alltag verschwunden sind, wie „Dintengeschirre [Tintengeschirre] mit Streubüchsen“, also Tintenfässern und Federnhalter und Büchsen für Schreibsand zum Trocknen von nasser Tinte, oder einem „Ballotirkästchen“, einem Kasten, in dem Stimmzettel für die verschiedenen Wahlen der universitären Gremien benutzt wurden.
(Christof Aichner)