... unter allem Anstande für eine hö­here Lehr­an­stalt ...

Die Professoren der „hohen Schule“ in Innsbruck waren an Mangelverwaltung und finanzielle Engpasse gewöhnt. Doch hin und wieder wurde auch bei ihnen die Grenze des Erträglichen überschritten und ihr Standesbewusstsein empfindlich getroffen.

Schreiben Rektor Schulers (Konzept) an Gubernium v. 17. Januar 1819 (Konzept). UAI, Rektorat 1817–1820.

Transkription:

Ad Gubernium   Innsbruck den 17ten Jänner 1819.

Seit mehr als vierzig Jahren ist für die ehemalige Universität – das nunmehrige k:k: Lyzeum an Meubels außer Sitzbänken in den Hörsälen gar nichts mehr beyerschaffen worden, daher es kommt, daß nicht nur die Zahl der Sessel und Tische sich sehr bedeutend, und unter den Bedarf sich vermindert hat, sondern selbst die noch vorhandenen sich in dem schlechtesten Zustand, und unter allem Anstande für eine höhere Lehranstalt befinden, wie das von dem Notar aufgenommene, und hier angeschlossene Verzeichniß ausweiset, von dessen Aechtheit sich durch genommenen Augenschein stündlich die volle Ueberzeugung verschafft werden kann.

Der Unterzeichnete bittet daher, daß diesem Uebelstande abgeholfen, und für eine anständigere Meublirung des k:k: Lyzealgebäudes nach dem in eben diesem Verzeichniße enthaltenen gewiß nur auf das Nothwendige sich beschränkenden Antrag theils durch Ausbesserung der noch reparablen Stücke, theils durch Beyschaffung neuer auf Kosten des Studienfondes gesorgt werden solle

Schuler mp

Schreiben Rektor Schulers (Konzept) an Gubernium v. 17. Januar 1819 (Konzept). UAI, Rektorat 1817–1820.

 

An das kk. Lyceal Rektorat

Nach Erkenntniß der kk. Landesbau=Direktion, des medizinisch-chirurgischen Studien Directorates und des Profeßors Wattmann wurde das gegenwärtige Locale zur Aufbewahrung der chirurgischen Lyceal-Instrumente wegen seiner Feüchtigkeit nicht geeignet gefunden, indem dasselbe auch auf keine Art, und Vorrichtung so trocken hergestellt werden könne, daß nicht die sehr fein politirten Stahl-Instrumente mehr; oder minder anlaufen, und mit der Zeit gar zu rosten anfangen.

Bey diesem Verhältnisse erübrigt daher nichts weiters, als daß zur Unterbringung der zwey chirurgischen großen Instrumenten-Schränke ein anderes geeignetes Locale in den obern Stockwerken des Lyceal-Gebäudes ausgemittelt werde, wozu das kk. Lyceal Rektorat die Weisung erhält, und hierüber die weitere Anzeige ehestens gewärtiget wird.

Innsbruck am 24. April 1822.
Chotek.

Schreiben Gubernium an Lyzealrektorat v. 24. April 1822. UAI, Rektorat 1820–1822.

 

Hochlöbliches kk. Landesgubernium!

Mit Anfang des Monates Juni hat der geh. Unterfertigte endlich die von der hochlöbl. kk. Gef. Verwaltung geräumten Localitäten übernommen, nachdem dieselben gehörig gereinigt, und auch die Fenster, aber erst nach der Übergabe der Schlüssel auf Kosten der nähmlichen Verwaltung wieder hergestellet waren. In Anhoffung der gnädigen Genehmigung der h. Landesstelle gedenkt der geh. Unterzeichnete  das nun frey gewordene Locale folgender Massen zu verwenden. Das Kassegewölb gibt ein feuersicheres und bequemes Locale zur Aufbewahrung des Archives der Universität, und der zu demselben gehörigen Rectorats- und Directorats-Acten ab. Bisher wurden diese bloß in hölzernen Kästen in dem Senatszimmer verwahrt, waren also weder gegen Feuersgefahr, noch in anderweitiger Hinsicht gehörig gesichert. Das zunächst daranstossende kleine Zimmer soll zur Aufbewahrung der ge[?] Instrumente, und der wenigen für den Wasser- und Civilbau vorfindigen Modelle dienen. Diese Instrumente wurden bisher in dem physikalischen Museum gemeinschäftlich mit dem übrigen Apparate aufbewahrt. Dieses hatte aber die Unbequemlichkeit, daß bey einer jeden Benützung oder Vorweisung derselben der H. Prof. der Physik ersucht werden mußte, diese Geräthschaften herauszugeben und nach dem Gebrauche wieder zu übernehmen. Zu dem wurde auch der Raum für das physikalische Cabinett etwas zu enge, nachdem ein Zimmer zu ebener Erde dem H: Prof: der Naturgeschichte statt des der löbl. Bau=Direction eingeräumten Locales überlassen worden war.

Die 2. übrigen Localitäten endlich gedenket der Unterzeichnete wenigstens einst wieder dem Musikvereine zu überlassen, da H: Prof: Albaneder das Zimmer und Cabinet, welches bisher zur Aufbewahrung der Instrumente u. Musikalien, und der übrigen dem Musikvereins-Director anvertrauten Sachen diente, in Anspruch nimmt, und bey dem größeren Anwachse der anatomischen und pathologischen Präparate nicht wohl entbehren kann. Zur Aufbewahrung der mathemat. Instrumente dürfte ein kleiner Kasten mit einem Tischchen nothwendig seyn, auch wäre erwünscht, wenn eine Thüre des dem H. Prof. Albaneder zu überlassenden Locals vermauert würde, damit der unangenehme Leichengeruch nicht durch diese Thüre in den daranstossenden Saal dringe, welcher dem Musikverein noch verbleiben würde.

Den unbedeutenden Kostenüberschlag über beydes glaubt der Unterzeichnete mit dem Überschlage über die Jahres=Reparatur noch in diesem Monate vorzulegen.

Innsbruck 14. Juni 1834.
kk. Univ. Rectorat

Schreiben Rektorat an Gubernium v. 14. Juni 1834 (Entwurf). UAI, Rektorat 1832–1834.

 

Die Universität Innsbruck war finanziell (zu) schlecht ausgestattet. Eine ausreichende Fundierung gab es von Anfang an nicht. Der nach der Auflösung des Jesuitenordens eingerichtete Studienfonds reichte nicht aus. Aus ihm mussten auch die Gymnasien finanziert und die Pensionen für die Exjesuiten bezahlt werden. Verwaltet wurde er vom Gubernium, was ebenso Verwaltungskosten verursachte wie die Remuneration des Salzamtspersonals (das Salzamt war von Beginn an mit der Einhebung des Salzaufschlages betraut). Die „Aufliegenheit“ des Tiroler Studienfonds schien immer wieder als Argument für die Nichtfinanzierbarkeit von Anträgen auf, sei es für eine bessere Ausstattung, sei es für Gehaltserhöhungen oder punktuelle Belohnungen. Schließlich wies der Kaiser sogar Gelder aus den Kärntner und niederösterreichischen Studienfonds zu. Einzelne zu niedrige Gehälter konnten erst aufgebessert werden, wenn Pensionsgelder aufgrund des Todes eines Exjesuiten oder der Wiederverwendung auf einer frei gewordenen Professur frei wurden. Revolutionskriege, Napoleonische Kriege, Befreiungskriege verschlangen Unsummen nicht nur in der Kriegsführung, sondern auch durch in Friedensverträgen auferlegte Zahlungen, Verwüstungen von Land und Ausbeutung der Bevölkerung bei Durchmärschen bzw. Besetzungen. Die Sanierung der Universität bzw. des Lyzeums hatte hier keine Priorität.

Schon bei der Bestandsaufnahme zu Beginn der bayerischen Herrschaft wurde festgestellt, dass die Universität von Wien aus mit 8000 fl bezuschusst worden war, nun außerdem die Zinsen eines Kapitals, das bei der Österr. Staatsschuldenkasse angelegt sei, nicht mehr verfügbar waren.

Viele Mängel, die für das Lyzeum bzw. die wieder eingerichtete Zwei-Fakultäten-Universität besprochen wurden, waren schon bei der Bestandsaufnahme 1807 Thema:

Im Physikalisches Kabinett seien mehrere Instrumente und Modelle reparaturbedürftig, mehrere für ein solches Kabinett nötige mechanische Modelle fehlten ebenso wie fast alle neu erfundenen Instrumente und alle Apparate, die zur Erklärung der neuen Entdeckungen in der Physik dienten.

Die Sammlung der ausgestopften Vögel und Insekten befinde sich in einem abgelegenen Raum ohne jegliche Pflege und Aufsicht; die Naturaliensammlung in Schloss Ambras sei zu weit entfernt, nutzlos, verwahrlost.

Dem Botanischen Garten fehle es an Raum und an einem Winterglashaus. Betont wurde in diesem Zusammenhang der außerordentliche Fleiß des Gärtners, seine musterhafte Ordnung.

Das chemische Laboratorium zeuge vom unermüdlichen Eifer des bejahrten Lehrers Mathias Schöpfer. Doch fehle ein geeigneter Raum zur Aufbewahrung der chemischen Präparate. Einige notwendige Anschaffungen seien zu tätigen.

Bei den physiologischen und pathologischen Präparaten und Werkzeugen sei dank des Fleißes der Professoren Biller, Albaneder und Aberle eine gute Sammlung von Präparaten angelegt worden. Der Aufbewahrungsort aber sei feucht, dem Hörsaal fehle es an Licht, Instrumente und Gerätschaften seien abgenutzt und beinahe unbrauchbar.

Auch die meisten chirurgischen Instrumente seien abgenutzt und nicht auf dem aktuellen Stand.

Die Tierarzneischule habe zu wenige Präparate (nur ein „Pferdgerippe und Rindermagen“). Ihre Lehre müsse stärker mit der Universität verbunden werden (d.h. Zugang zur Medikamentensammlung, zum Botanischen Garten, zur Fachliteratur).

1809 hatte der Prorektor der Universität an die bayerische Landesstelle geschrieben, dass der Baldachin und die Sessel der Universität, die bei Promotionen und anderen Feierlichkeiten in Gebrauch seien und den öffentlichen Anlässen auch einen gewissen äußeren Glanz geben sollten, so abgenützt und von Motten zerfressen seien, dass sie ihren Zweck nicht mehr erfüllten. Der Prorektor nützte die Gunst der Stunde und schlug vor, dass man aus dem Stift Wilten (das sich nun unter königlicher Administration befand) sicher einen Baldachin und mindestens ein Dutzend brauchbare Sessel herbeischaffen könnte ...

Für das Archiv wurde erst 1834 ein passender Raum gefunden. Dies erscheint sehr spät, da z.B. die Kreishauptleute bei ihren Visitationen ab 1755 kontrollieren mussten, ob in den Städten und Gerichten vorschriftsmäßige Archivräume vorhanden waren.

(Margret Friedrich)

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