Abschrift:
No 18.203
Note!
Bezugnehmend auf die dem Löblichen unterm 15. Juli laufenden Jahres übermittelte Zahlungs-Anweisung betreffend die für die Zeit vom 20ten Juni laufenden Jahres bis 1ten Juli laufenden Jahres beziehungsweise für das IIte Semester 1893 seitens des Löblichen einzuzalenden Telephongebühren beehrt sich die k.k. Post und Telegraphen-Direktion das Löbliche diensthöflich zu ersuchen, die in Rede stehende, bereits mit 1tem Juli laufenden Jahres fällig gewesenen Gebühren mit thunlichster Beschleunigung bei der hierortigen Casse einzahlen zu wollen.
Innsbruck, am 1. August 1893
[unleserlich]
An das löbliche Rectorat der k.k.
Universität
in
Innsbruck
UAI, Rektoratsakten, Karton 27, 956/R ex 1892/93.
Wenngleich sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Universitätsgebäude allgemein in einem eher bedauerlichen baulichen Zustand befand, wollte die Universität dennoch auf dem neuesten Stand der Technik bleiben. Daher wurde 1893 auch gleich mit Inbetriebnahme des Telefonnetzes in Innsbruck in der Universität eine „Telephonabonnentenstation“ eingerichtet.
Schon 1877 hatte der Innsbrucker Professor für Physik Leopold Pfaundler im Naturwissenschaftlichen Verein einen „Bell’schen Sprechtelegraphen“ präsentiert und auch in den 1880er Jahren wurde „Die Electricität in ihrer Anwendung; insbesondere der Telegraph, das Telephon, Microphon und Radiophon“ in Vorlesungen an der Universität behandelt. Bis zur Einführung des Telefons dauerte es allerdings dann noch weitere Jahre, weil der Aufbau eines Telefonnetzes in Österreich zunächst durch private Unternehmer erfolgt war und erst Ende der 1880er Jahre das k.k. Handelsministerium mit dem Bau eines staatlichen Telefonnetzes begann. Im Herbst 1892 wurde schließlich auch in Innsbruck der Bau eines Telefonnetzes angekündigt. Gleichzeitig mit dieser Ankündigung wurden Interessenten für einen Anschluss aufgefordert, sich zu melden. Unter diesen befand sich auch die Universität. Auf dem Dach des Universitätsgebäudes wurden zudem mehrere „Telephonleitungsständer“ angebracht.
Mit 20. Juni 1893 ging das Netz schließlich in Betrieb. Die Betriebsdauer reichte von 7 bis 21 Uhr, da die Verbindungen jeweils händisch in der Telefonzentrale hergestellt werden mussten. Die neue Kommunikationsform setzte sich rasch durch, allerdings musste sich die Universitätskanzlei offenbar noch daran gewöhnen, die Gebühren für das Telefon zu bezahlen, denn wie die obige Quelle zeigt, hatte die Kanzlei zunächst vergessen, die Gebühr einzuzahlen, worauf sie erinnert wurde, dies „mit thunlichster Beschleunigung“ nachzuholen.
(Christof Aichner)