Programm
zur Restaurationsfeyer der hiesigen kk. Universität, am 1ten May 1834
Nach dem Senatsbeschluße vom 10. April 1828 wird dieselbe auf gleiche Weise, wie im verflossenen Jahre gefeyert.
Der academische Senat und sämtliche Herren Professoren versammeln sich in ganzer Gala um ¾ auf 9 Uhr im Senatszimmer.
Von da geht der Zug in folgender Ordnung über den Gang und die Stiege in die academische Kirche:
der Universitaets-Actuar,
der Pedell mit dem Rectors-Stabe, und die Träger des juridischen und des philosophischen Facultäts-Stabes,
der Rector mit den Herren Studien-Directoren,
die juridischen Herren Professoren mit ihrem Herrn Dekane,
die medicin.-chirurgischen Herren Professoren,
die philosophischen Herren Professoren mit ihrem Herrn Dekane,
und der Herr Professor der italienischen Sprache, nebst dem Herrn Universitäts-Bibliothekar,
die Herren Vorsteher des hiesigen academischen Gymnasiums und,
die Herren Professoren desselben.
In der Kirche nimmt der Rector auf dem für ihn bestimmten Stuhl,
die Herren Directoren im ersten Stuhle an der Evangeliumsseite,
die Herren Dekane und Senioren auf dem ersten Stuhl der Epistelseite,
die Herren Professoren der juridischen Facultät, und jene des medicin.-chirurgischen Studiums auf dem zweyten obern und untern Stuhl der Evangelien-Seite,
die Herren Professoren der philosophischen Facultät, der Herr Professor der italienischen Sprache und der Herr Universitäts-Bibliothekar auf dem zweyten obern Stuhle der Epistelseite, und
die Herren Vorsteher und Professoren des academischen Gymnasiums auf dem zweyten untern Stuhle der Epistelseite ihre Plätze
Nach geendigtem Hochamte geht der Zug in derselben Ordnung, in welcher er gekommen ist, in den großen academischen Saale zurück, wo sich die P. T. [pleno titulo] Herren Gäste versammeln und empfangen werden.
Im Saale setzt sich
der academische Senat, die juridischen und die medicinisch-chirurgischen Herren Professoren rechts des Bildnisses Seiner Majestät des Kaisers,
die philosophischen und die Gymnasial-Herren Professoren links desselben.
Sobald der Lehrkörper und die P.T. Herren Gäste Platz genommen haben, besteigt der Redner die Kanzel und beginnt die Rede, mit deren Ende die Feyer geschlossen ist.
Innsbruck, den 23ten April 1834.
k.k. Universitaets-Rectorat
Simon Schwalt mp
d.Z. Rector
[es folgen die Sichtvermerke der Professoren]
Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats, 109/R ex 1833/34
Im Jahr 1826 wurde das Lyzeum in Innsbruck wieder zur Universität aufgewertet – im damaligen Sprachgebrauch: restauriert. Wenngleich damit nicht unmittelbar ein großer Aufschwung der Universität verbunden war, so endete doch eine jahrelange Phase der Unsicherheit über den Fortbestand des Lyzeums bzw. der Universität. Daher hatte der Senat beschlossen, zur Erinnerung an dieses freudige Ereignis jährlich an jenem Donnerstag (dem üblichen wöchentlichen freien Tag), der am nächsten zum 30. April – dem Tag der Restauration – lag, eine Feier zu begehen. Das Programm zu dieser Feier liegt vor uns und zeigt uns eine genau geplante Feier und vermittelt uns darüber hinaus auch die Rangfolge und die Hierarchien innerhalb der Universität.
Die Professoren hatten in schwarzem Frack zu erscheinen, da die Talare bereits unter Joseph II. abgeschafft worden waren. In gemeinsamem Zuge schritten die Universitätsangehörigen in die Universitätskirche und nahmen dort die vorbestimmten Plätze ein. Auch hier zeichnet sich deutlich die Rangordnung innerhalb der Universität ab, mit dem Rektor, den Studiendirektoren und Dekanen auf den Ehrenplätzen der Evangelienseite der Kirche. Die Evangelienseite war die linke Seite der Kirche – weil der Priester vor der Änderung des Ritus 1962 auf dieser Seite das Evangeliums vortrug – und galt als die vornehmere Seite der Kirche. Auf der Epistelseite, der weniger vornehmen Seite, nahmen die Professoren der Philosophischen Fakultät Platz. Diese Fakultät galt in der Rangfolge als die unterste. Innerhalb derselben gab es dann noch eine weitere Abstufung, zunächst kamen die Professoren, dann die Lehrer von Sprachen und Fertigkeiten – in diesem Jahr nur der Professor für Italienisch. Schließlich folgten die Angehörigen des Gymnasiums, angeführt vom Direktor dieser Anstalt. Hierin kommt zum Ausdruck, dass das Gymnasium seit der Gründungsphase und besonders durch die Dominanz des Jesuitenordens in der Frühphase der Universität eine enge Verbindung zur Universität besaß.
Nach der Messe folgte der zweite Teil der Feier, der im Festsaal der Universität stattfand und bei dem eine akademische Rede gehalten wurde, die „bey den Professoren als bey den Schülern den wissenschäftlichen Geist nährt und weckt, das rege Leben, eben so wie das stete Fortschreiten der Academie öffentlich beurkundet und oft ein Wort am rechen Orte und zur rechten Zeit anzubringen erlaubt.“ Die Reden „über rein wissenschaftliche Themata mit der Nebentendenz auf Disciplin und Sitten“ wurden dabei von den Professoren der 3 Fakultäten turnusmäßig gestaltet und gehalten.
(Christof Aichner)