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Wie erzählst du Frau Hitt?

Haltestelle: Fürstenweg  

Die Sage von Frau Hitt und ihrem Schicksal ist vielen Menschen in Innsbruck bekannt. Aber was ist mit jenen, die noch nicht so lange in Tirol leben und vielleicht auch Sprache oder Dialekt (noch) nicht verstehen? Die Fakultät für LehrerInnenbildung stellt sich die Frage nach dem Lehren und Lernen von Fachinhalten. Wie lernt man beispielsweise eine Sprache am besten und wie lehrt man sie? Für diese Haltestelle wurden zwei Projekte ins Leben gerufen, in denen Student_innen und Schüler_innen die Sage der Frau Hitt in unterschiedliche literarische Stile und Formen gebracht haben.

Texte von Studierenden

Frau Hitt

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist Frau Hitt mit ihrem Kind;
Der Bengel voller Schlamm und Schmutz,
Die Mutter dagegen herausgeputzt.

Im schnellen Galopp reiten sie nach Hause,
doch unerwartet kommt es zur Pause.
Eine Bettlerin steht am Wegesrand
und ausgestreckt ist ihre Hand.

„Ehrwürdige Königin, groß ist meine Not,
ich bitte Sie nur um ein Stück Brot.“
Die Herrin der Riesen aber kümmert das nicht,
sie denkt nur an ihren schmutzigen kleinen Wicht.

Ein Stein soll der Bettlerin Mahlzeit sein,
das bleibt nicht unbescholten, nein.
Das harte Herz wird Frau Hitt zum Verhängnis,
die Nordkette wird zu ihrem Gefängnis. 

Versteinert für die Ewigkeit,
als Strafe für ihre Persönlichkeit,
thront Frau Hitt hoch oben im Berge
und schaut herab auf uns Zwerge.

Die Lehre der Sage soll also sein:
Karma holt einen jeden ein.

Frau Hitt

Fue hace muchísimos años
Cuando una reina demuestra sus daños

Tirol es donde se vivía
Y se sentaba bien todavía

Antes había árboles y fue verdoso
Ahora es gris y muy montañoso

El gigante tenía un poder increíble
silencioso

Sei nicht Frau Hitt

Im ganzen Land
ist eine Sage besonders bekannt.
Sie handelt von Frau Hitt,
einer reichen Riesin, die einst durch Innsbruck ritt,
die eines Tages auf eine Bettlerin traf,
und der statt Brot nur Steine zuwarf. 

Ihren Sohn dagegen,
war sie gewohnt mit Milch und Brot zu pflegen.
Sie hatte eine Menge schlechter Sitten,
ließ die armen Leute betteln und bitten.
Die Sage erzählt wie die Riesin Gott so erzürnte
und es eines klaren Tages plötzlich stürmte.
Blitze und Donner zogen durchs Land
und Frau Hitt wurde versteinert, durch Gottes Hand. 

Sagen wie diese werden noch immer weitergetragen
und man fragt sich welche Glaubwürdigkeit sie haben.
Obwohl wir diese Sagen den Kindern erzählen,
sie dazu ermahnen zu teilen und niemanden zu quälen,
vergessen wir oft mit gutem Beispiel voranzugehen,
vergessen, arme Leute zu sehen,
vergessen, von unserm Reichtum abzugeben,
vergessen, andere hochzuheben.
Stattdessen halten wir sie am Boden
würden ihnen nicht helfen, ihre Arbeit nie loben,
leben verschwenderisch und zu schnell,
unsere Gesichter von Leuchtreklamen vergrellt.

Deshalb, das nächste Mal wenn es donnert und blitzt,
du trocken und warm in Bus und Bahn sitzt,
du kannst zwar unbeschwert deines Weges gehen,
doch vielleicht fragst du dich „Wie viel Armut hab ich heut übersehen?“
Und vielleicht erinnerst du dich nun,
hin und wieder etwas Gutes zu tun.

Frau Hitt 

Dies ist die Sage von Frau Hitt
Sie war boshaft und kalt und es beginnt damit,
dass sie mit ihrem Pferd einen Pfad hoch ritt.

Sie traf ein Kind und eine Bettlerin,
beide litten Hunger und baten die Königin,
um eine Spende, ein Stückchen Brot.
Doch Frau Hitt überließ sie lieber dem Tod.

Einen Stein brach sie aus einem Felsen heraus
Und gab ihn den beiden höhnisch zum Schmaus.
„So hart wie Ihr Herz werden Sie bald sein“,
warf die hungernde Bettlerin ein. 

Donner und Blitze erhellten den Himmel.
Versteinert wurde Frau Hitt samt ihrem Schimmel.
Bis heute sieht man ihre Gestalt über Innsbruck verweilen
Und erinnert uns daran mit den Armen zu teilen.

Frau Hitt

Noch bevor die Menschen die Welt einnahmen,
wuchs aus der Erde ein anderer Samen.
Riesen stiegen aus der Tiefe empor,
auch in Tirol kam eine Riesin hervor.
Frau Hitt wurde diese Hünin genannt,
sie ist noch heute vielen bekannt.
In einem Paradies über der heutigen Innsbrucker Stadt,
aß sie sich an köstlichen Früchten satt.
Zufrieden legte sie sich in eine Au,
der fruchtbare Regen schenkte der Frau
einen Sohn, den sie in ihrer Höhle gebar,
durch ihn wurde sie all ihres Glückes gewahr.
Dann begannen Menschen das Tal zu bebauen,
und kamen auch zu Frau Hitts hohen Auen.
Sie brachten das ihnen heilige Brot zu Frau Hitt,
und nahmen dafür ihre Früchte mit.
Wohl hätte die Riesin sie ihnen geschenkt,
doch waren die Menschen von Gewinnsucht gelenkt.
Eines Tages spielte ihr Junge beim Sumpf,
und übersah einen alten, knorrigen Stumpf.
Er fiel kopfüber hinein in das Moor,
und kam klagend und dreckig wieder hervor.
Frau Hitt sah ihren weinenden Knaben,
und suchte den Morast wieder abzuschaben.
Sie nahm die Milch aus ihren Brüsten sodann,
und benutzte das Brot der Menschen als Schwamm.
Einige von denen sahen der Reinigung zu,
und verfluchten erzürnt die Riesin im Nu:
„Diese Wilde wäscht ihren Balg mit Brot,
da tut göttliche Bestrafung Not!“
So kam es, dass sie im Tale zusammentrafen,
und ihren Gott baten, den Frevel zu strafen.
Und ihr Gott ging auf ihre Gebete ein,
und verwandelte Frau Hitt und ihren Garten zu Stein.

Frau Hitt

Es war einmal vor langer Zeit,
ein Königreich voll Herrlichkeit,
in einem blühend, fruchtbar‘n Land,
eine Riesin herrschte in edlem Gewand.
Vom Volk gefürchtet, ein Herz aus Stein
So sollte auch ihr Schicksal sein.
Ihr Sohn ist ganz ihr Ebenbild,
von Stolz und Eitelkeit erfüllt,
ein Bengel wie‘s im Buche steht,
Hat keine Achtung – wohin er geht. 

So trug sich eines Tages zu,
dass Söhnchen in der Waldesruh,
ein Spielzeug haben wollte –
was Folgen haben sollte.
Denn stand er hier im geschützten Wald,
Der immer schon als heilig galt,
des Wildhüters Warnung ward längst vergessen
als Prinz hatte er noch alles besessen.
Die Langeweile tilgen sollte ein Steckenpferd,
so nahm er eine Tanne noch ganz unversehrt,
er zog und bog am Bäumchen rum,
bald knickte es bis zum Boden um.
Doch plötzlich schnellte die Tanne zurück
und unter des Wildhüters wissenden Blick,
flog der Junge auf seinen Rumpf –
in den nächstgelegenen Sumpf. 

Dann nahm das Schicksal seinen Lauf,
Frau Hitt gab Frevelhaftes auf:
Zu putzen den Sohn mit weichem Brot,
trotz des Volkes hungernder Not.
Doch kaum war diese Tat geschehen,
begann es durch das Land zu wehen,
ein Gewitter durchzuckte des Himmels Blau,
und stellte Furchtbares zur Schau:
Die Wiesen und Kornfelder sollten nun sein,
nur noch aus rauem und harten Stein.
Wo vorher ward eine Fülle an Leben,
hat es von nun an nur noch Felsen gegeben. 

Es ragen empor Frau Hitt und ihr Knabe,
die frevelhaft waren mit Gottes Gabe,
auch sie versteinert bis zum heutigen Tag,
schaut rauf zur Nordkette – wer sie sehen mag.
So stehen sie für immer da,
zur Erinnerung wie es gewesen war.
Und die Moral von der Geschicht‘?
sei nicht wie Frau Hitt, dann passiert das nicht.


frau hitt

der sage nach brach
ihr frevel frau hitts genick
was bleibt fragst du dich

frau hitt trilogie

i

dir von frau hitt erzählen
und die stadt nur mehr als
furchen der zeit wahrnehmen
oben dann die massive umarmung
des menschlichen steins
als vergewisserung der eigenen verantwortung

ii

was bleibt von deinem thronenden mahnmal
hoch über der heimischen stadt fragst du
egal ob ross oder kind wind trägt die steinerne sage
den sagenden zu
zu viele fragen klagen
aus antworten den heutigen

iii

wenn arme zu flügeln werden
steine als meere atmen
und fleischliche stille von ewigkeiten
erzählt
bist du es dann
inmitten felsiger zeit der sagenhaften

Frau Hitt

Gut zuhörn sollt ihr, liebe Leut
Was ich euch sage hier und heut.
Es war einmal und lang ist’s her,
da war ich Mensch. Doch jetzt nicht mehr. 

Ich liebte das Leben dort unten am Land,
ich hatte viel Macht doch kaum Verstand.
Mein Reichtum war groß, ich wollte noch mehr.
Dies brachte mir Unglück, ich bereue es sehr. 

Wer ist denn das?
der uns zuruft aus den Bergen?
Ich hör doch was,
was soll denn das werden?

Einmal da ritt ich die Felder entlang,
als plötzlich ein Bettler des Weges kam.
Er trug kaum Kleider und mager war er.
Er bat um Brot, ich gab keines her. 

Ich konnte sein Elend nicht verstehen
Und wollte nur meinen Reichtum sehn.
Ich wurde bestraft für mein Herz aus Stein,
ich musste von da an versteinert sein. 

Bist du’s, Frau Hitt,
die uns zuruft aus den Bergen?
Teilst uns dein Schicksal mit,
damit wir aufmerksam werden?

Zum Nachdenken wurde ich also verbannt
Und werd jetzt als Berg Tirols erkannt.
Von hier aus schaue ich euch zu
Und was ich seh lässt mir keine Ruh. 

Den meisten Leuten geht es sehr gut,
sie haben Essen und Geld genug.
Doch trotzdem sind sie nicht zufrieden,
und wollen mehr Geld, mehr Ansehn kriegen. 

Du bist’s, Frau Hitt,
die uns zuruft aus den Bergen
Teilst uns das mit,
damit wir achtsam werden?

Ich sag euch, lernt schätzen, wie gut es euch geht.
Und schaut dass ihr auch die andren versteht,
die, die nur wenig zum Leben haben
und euch vielleicht um Brot fragen. 

Ansonsten ist hier auf der Nordkette
Viel Platz für euch, jede Wette.
Ich gebe euch deshalb den guten Rat,
nehmt es ernst was ich euch sag! 

Du bist’s, Frau Hitt,
die uns zuruft aus den Bergen
du teilst uns mit,
wir sollen großherzig werden!

Frau Hitt 

Im Norden über Innsbruck wacht
Frau Hitt, die wurd‘ zu Stein gemacht.
Ich erzähl‘ euch nun die G‘schicht
Vergesst die folgend‘ Worte nicht: 

Vor vielen hundert Jahren lebte einst im Wald
Eine Riesenkönigin – ihr Schicksal ereilte sie bald.
Sie war hartherzig, geizig und gemein,
dies würde noch ihr Untergang sein. 

Eines nachts ritt sie einen Bergpfad entlang,
auf dem eine arme Bettlerin sie bedrang.
In zerrissenen Lumpen gekleidet hielt diese ein Kindlein in den Armen,
vom Hunger getrieben, erhoffte sie sich von der Königin Erbarmen. 

Die arme Bettlerin flehte sie um eine gute Gabe an,
statt ein Stück Brot, Frau Hitt nur einen Stein von der Felswand nahm.
Voller Hohn reichte sie ihr den harten Brocken und lachte,
was die arme Mutter wütend und zornig machte. 

Aus Verzweiflung verfluchte sie die Riesenkönigin zu Stein.
Hart wie ihr Herz, sollte nun auch sie ein Felsengebilde sein.
Der Fluch erfüllte sich – Frau Hitt und ihr Pferd sind zu Stein erstarrt.
Es ist heut noch zu sehen, wie sie auf dem Kamm der Nordkette verharrt.

Texte von Schüler_innen


 Fakultät für LehrerInnenbildung

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