Diskussionsforum: Zukunft denken
Mittwoch 20. bis Freitag 22. November 2019
Campus Universitätsstraße (SOWI)
Dieses Diskussionsforum für alle Interessierten bildete den Abschluss des Jubiläumsjahres 2019 und war eine Einladung der Universität an ihre Region und deren Bevölkerung. Expertinnen und Experten stellten mögliche Szenarien, Denkansätze und Perspektiven für die Zukunft unserer Gesellschaft vor. Interaktive Formate luden die Menschen aus der Region zur Diskussion ein. Vier verschiedene Themenschwerpunkte wurden behandelt. Für jeden dieser vier Themenblöcke wurden von der Universität aus dem Kreis der Professor*innen Kurator*innen bestellt, welche die Halbtage ausgestalteten.
Namhafte Redner*innen wie die österreichische Philosophin und Publizistin Isolde Charim, Neuropsychologe Claus Lamm und die ehemalige dänische Umweltministerin Ida Auken nahmen spannende Themen auf und luden zum Zuhören und Mitdiskutieren ein.
Auftaktveranstaltung
Mittwoch, 20. November 2019, 18:00 - 19:30 Uhr
SOWI-Aula, Universitätsstraße 15
Programm Auftaktveranstaltung
Moderation: Sebastian Possert, Life Radio Tirol
18:00–18:20 Uhr
Begrüßung und Eröffnung
Tilmann Märk, Rektor Universität Innsbruck
Karlheinz Töchterle, Wissenschaftsminister a. D., Kurator Diskussionsforum: Zukunft denken
Günther Platter, Landeshauptmann
18:20–18:50 Uhr
Impulsvortrag Andreas Reiter: Land in Sicht – Was Regionen in Zukunft erfolgreich macht
Smart, kollaborativ und ressourcenleicht – die Zukunft der Region
Regionen stehen vor gewaltigen Herausforderungen: globaler Wettbewerb in einem unsicheren Umfeld, technologische Disruptionen, gesellschaftliche Umbrüche. In dieser „flüssigen Moderne“ müssen auch Regionen agil werden und ihr regionales Kapital stärken.
Die Region der Zukunft ist smart, kollaborativ und ressourcenleicht, sie gestaltet ihre Wertschöpfung nachhaltig über Smart Data. Der Quellcode der Zukunft ist Kreativität. Die erfolgreiche Region von morgen ist ein Talente-Labor, mit enger Verzahnung von Bildung und Wirtschaft und einer ausdifferenzierten Lebensqualität. Es geht um das gute Leben in einer smarten Region.
Im Rahmen von vier Halbtagen wurden folgende Herausforderungen diskutiert:
Donnerstag, 21. November 2019, 9:00 – 12:30 Uhr
Siedlungsraum – Verkehr – Energie
Smarte Wege in eine nachhaltige Zukunft
Unser heutiges vernetztes Gesellschafts- und Wirtschaftssystem basiert auf einem hohen Energiebedarf und verursacht Treibhausgasemissionen durch den Einsatz fossiler Energieträger. Der starke Klimawandel in den letzten Jahrzehnten zeigt deutlich, dass radikale Änderungen Richtung Energieeffizienz, erneuerbare Energieträger und Verhaltensänderungen in kurzer Zeit stattfinden müssen um die Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen zu sichern. Verkehr und Gebäude sind in Europa für 60 % des Energiebedarfs und 37 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Raumplanung legt die Bebauungsdichte und -verteilung und damit auch den auftretenden Verkehr zur Ver- und Entsorgung fest. Einzellösungen müssen daher immer im Gesamtsystem bewertet werden. Welche Chancen bieten IT und neue Technologien, diese Herausforderungen zu bewältigen?
Für das Thema „Siedlungsraum- Verkehr - Energie“ sind die Professoren Wolfgang Streicher (Energieeffizientes Bauen), Markus Mailer (Intelligente Verkehrssysteme) und Ruth Breu (Informatik – Quality Engineering – Digitale Plattformen) verantwortlich.
Programm
9:00 - 9:15 Uhr
Begrüßung und Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Ruth Breu
9:15 - 09:30 Uhr
Impulsvorträge
Fridays for Future – was fordert die nächste Generation, um gleiche Chancen zu haben?
9:30 - 10:00 Uhr
Einführungsvortrag em. Univ.-Prof. Dr. Hermann Knoflacher: Brauchen wir ein anderes Verständnis von "Siedlungsraum - Verkehr - Energie" für eine nachhaltige Zukunft?
10:00 - 10:30 Uhr
Präsentation einer Studie zu Ressourcen- und Technologieeinsatzszenarien für die Vision Tirol 2050 energieautonom
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Streicher / Univ.-Prof. Dr. Markus Mailer
10:30 - 11:00Uhr
Pause/Ausstellung
Stände aus der Informatik, Technische Wissenschaften, Architektur
11:00 - 12:30 Uhr
Podiumsdiskussion mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
Leitung der Diskussion: Dr. Sigrid Thomaser, Energie Tirol
Für das Podium eingeladene Personen
- Em. Univ.-Prof. Hermann Knoflacher (TU Wien)
- Univ. Prof.in Dr.in Diana Ürge-Vorsatz (Department of Environmental Sciences and Policy, Central European University und Vice Chair der Working Group III, Mitigation of Climate Change, Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC)
- assoz. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Eric Sidoroff (Universitöt Innsbruck, Institut für Gestaltung)
- Alexander Peschl (Siemens AG Österreich)
- Dr. Helmut Hojesky (Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus)
- Vertreter von Fridays for Future
Kurator*innen
Ruth Breu ist Leiterin des Instituts für Informatik. Sie beschäftigt sich forschungsmäßig mit Qualität und Sicherheit von IT-Systemen in industriellem Maßstab. Die zusammen mit ihrem Team und Industriepartnern entwickelten Methoden und Werkzeuge werden durch Know-How Transfer und Spin-Offs in der Praxis angewendet, z.B. in den Bereichen IT-Asset-Management und IT-Risikomanagement. Ruth Breu ist wissenschaftliche Leiterin des Digital Innovation Hub West, eines derzeit startenden Projekts der Forschungsförderungsgesellschaften, Interessensvertretungen und Hochschulen in Westösterreich zur Unterstützung digitalisierender KMUs.
Markus Mailer ist Professor für Verkehrsplanung und leitet den Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme. In seiner Forschung geht Markus Mailer stets von den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen sowie den räumlichen und umweltbezogenen Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung begrenzter Ressourcen aus. Er ist Sprecher des Forschungszentrums Alpine Infrastructure Engineering und Mitglied des interfakultären Forschungszentrums Tourismus und Freizeit der Universität Innsbruck. Seit November 2018 leitet er zudem das Centre for Mobility Change (CMC).
Wolfgang Streicher ist ordentlicher Professor für Energieeffizientes Bauen mit spezieller Berücksichtigung des Einsatzes Erneuerbarer Energien“ und derzeit Präsident von ISES Europe (International Solar Energy Society). Er lehrt und forscht im Bereich Gebäudetechnik, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK), Wärmepumpen, Rohrhydraulik, Modellierung und Simulation, Thermodynamik und energetische und ökologische Aspekte der Energieversorgung.
Donnerstag, 21. November 2019, 14:00 – 17:30 Uhr
Arbeit - Wirtschaft - Bildung
Tirol wertschätzen
Digital wertschöpfen
Die digitale Transformation durchdringt zunehmend unsere Arbeits- und Lebenswelt. Sie befördert neue Formen des Wirtschaftens, des Arbeitens und des Lernens. Wir fragen in diesem Panel nach den Auswirkungen dieser Veränderungen auf die einzelnen Wirtschaftssektoren, auf die Organisation und Nachhaltigkeit unserer Arbeit, auf Berufsbilder, Qualifizierungsprozesse und Bildungsansprüche. Dabei geht es auch um die Frage, welche der historisch gewachsenen und kulturell in Tirol verankerten Strukturen in der neu anbrechenden Zeit erhaltenswert, ausbaufähig, veränderbar erscheinen und was gänzlich neu gedacht werden muss. Wir bewegen uns zwischen Bewahrung des Bewährten und Denken des radikal Neuen, zwischen Tradition und Disruption.
Zunächst lassen wir uns von der Keynote der ehemaligen dänischen Umweltministerin Ida Auken mit dem Titel: "Ein Europa der grünen Regionen - Gedanken zu einem neuen Wohlstandsbegriff im Zeichen veränderter Anforderungen und technologischer Möglichkeiten" inspirieren.
Anschließend nehmen wir Sie mit auf unsere Gedankenreise als aktive Diskussionspartner in sog. Mutmacher*innen-Stationen. In jeder dieser Stationen werden nach der Vorstellung einer provokanten These vertieft spezifische Themen zu Arbeit, Wirtschaft und Bildung in der digitalen Transformation diskutiert.
Programm
14:00 – 14:15 Uhr
kurze Einführung ins Programm und Vorstellung der Keynote Speakerin Ida Auken
14:15 – 15:15 Uhr
Keynote Ida Auken - Ein Europa der grünen Regionen - Gedanken zu einem neuen Wohlstandsbegriff im Zeichen veränderter Anforderungen und technologischer Möglichkeiten
Es ist offensichtlich: Digitalisierung, Klimawandel, neue gesellschaftliche Strömungen stellen das europäische Wohlstandsmodell vor große Herausforderungen. Die Notwendigkeit eines grünen, klimafreundlichen Umbaus ist evident. Doch wie leiten wir die Wende ein? Überall in Europa machen sich Regionen auf den Weg. Was können wir voneinander lernen? Kopenhagen hat so viele Einwohner wie Tirol, hat ambitionierte Umbaupläne und von Zukunftsangst ist nichts zu spüren. Ein Plädoyer für ein Europa der grünen Regionen.
15:15-15:30 Uhr
Kurzvorstellung der drei Slots (Arbeit-Wirtschaft-Bildung) durch die Kurator*innen Dobusch, Ostendorf, Stuchtey
15:30 – 15:50 Uhr
Pause / Raumwechsel / Ziehung der Platzkarten
15:50 – 16:40 Uhr
Diskussionsrunden
Diskussion provokativer Thesen zur Zukunft von Arbeit-Wirtschaft-Bildung in der digitalen Transformation:
Themenkreis „Zukunft der Arbeit“
Es diskutieren mit Ihnen:
Dr. Leonhard Dobusch, Universitätsprofessor für Organisation
Dr.in Julia Hautz, Universitätsprofessorin für Strategisches Management
Dr. Martin Stuchtey, Universitätsprofessor für Nachhaltigkeit
Themenkreis „Wie wir zukünftig wirtschaften“
Es diskutieren mit Ihnen:
Luca de Agostini, VP Manufaktur & Sustainability bei der Swarovski Distribution GmbH
Alexander Koll, COO, Leiter der Werkstätte Wattens
Dr.in Kerstin Neumann, Universitätsprofessorin für Nachhaltiges Ressourcenmanagement
Themenkreis: „Zukunft von Bildung und Beruf“
Es diskutieren mit Ihnen:
Dr.in Annette Ostendorf, Universitätsprofessorin für Wirtschaftspädagogik
Dr. Bernd Gössling, Universitätsprofessor für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Berufsbildungsforschung
Dr.in Bernadette Müller-Kmet, Universitätsassistent am Institut für Soziologie und Dr.in Vera Brandner, Pädagogische Hochschule Tirol, Projekt "Chill die Basis", Zukunft des Hochschulraums Tirol
Dokumentation zentraler Diskussionsergebnisse durch die Leiter*innen der Diskussionsrunden in Form eines Tweets von jeweils 500 Zeichen
16:40 - 17:00 Uhr
Abschluss im Foyer: die gesammelten Tweets werden auf einer Leinwand vor der Aula präsentiert
Kurator*innen
Annette Ostendorf ist seit 2006 Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Fakultät für Betriebswirtschaft und gleichzeitig Leiterin des Instituts für Organisation und Lernen. In Forschung und Lehre beschäftigt sie sich mit didaktischen und strukturellen Fragen der beruflichen Kompetenzentwicklung, speziell mit Fragen der Kombination schulischer und betrieblicher Lernorte, der Veränderung der Berufsbildung in der Digitalisierung und mit Fragen der beruflichen Lehrer/innenbildung
Leonhard Dobusch, Betriebswirt und Jurist, ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation an der Universität Innsbruck. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt organisationale Offenheit, das Management digitaler Gemeinschaften und transnationale Urheberrechtsregulierung. Er ist Mitgründer der Konferenzreihe Momentum, Mitglied des ZDF-Fernsehrats und bloggt regelmäßig bei netzpolitik.org.
Martin R. Stuchtey ist Professor für Ressourcenstrategien und -management, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Firma SYSTEMIQ und strategischer Berater des World Economic Forum. In den letzten 10 Jahren hat er globale Initiativen geleitet, um systemische Veränderungsprozesse im Übergang zu neuen regenerativen, zirkularen Geschäftsansätzen zu realisieren. Prof. Stuchtey greift dabei auf seine in zwanzig jähriger Praxis erworbenen Erfahrungen bei der Initiierung, Unterstützung und Finanzierung von Veränderungsprozessen zurück: in der globalen Wasserwirtschaft, in der Kreislaufwirtschaft, bei der nachhaltigen Landnutzung oder im Aufbau von Ressourcen- oder Verschmutzungsmärkten.
Freitag, 22. November 2019, 9:00 – 12:30 Uhr
Leben - Vielfalt - Teilhabe
Zukunftskräfte entfesseln: ein gutes Leben für alle
Angst vor der Zukunft ist eines der prägendsten Phänomene aktueller westlicher Gesellschaften: Soziale Ungleichheiten, instabile politische und ökonomische Verhältnisse, rasante technische Entwicklungen und schwer kalkulierbare populistische Strömungen bewirken Unsicherheit. Bedrohungsszenarien, Sicherheitsdiskurse und ein Forcieren gesellschaftlicher Spaltungen gewinnen politisch an Gewicht. Die auch daraus erwachsende angstvolle Sorge lähmt: kollektiv wie individuell. Zu beobachten ist einerseits ein Rückgriff auf Vergangenes und andererseits ein Festhalten an der Gegenwart, so als wäre sie vor einer unsicheren Zukunft zu schützen oder selbst schon die denkbar beste Zukunftshoffnung.
Die Frage, wie wir möglicherweise leben werden, was auf uns gesellschaftlich und individuell zukommt, verdrängt dabei oft das Nachdenken darüber, wie wir eigentlich leben wollen. Eine Haltung, die Zukünftiges als gegeben konzipiert, entwirft den Menschen gleichzeitig als passiv und bloß reaktiv. Wir reagieren jedoch nicht nur auf eine imaginierte Zukunft, die auf uns trifft, sondern gestalten sie vielmehr heute durch unsere Vorstellungskraft maßgeblich mit. Die mittel- und langfristige Zukunft wird sich nicht einfach schicksalshaft ereignen, sondern sie wird mit unseren gegenwärtigen Vorstellungen und Entscheidungen angebahnt, vorbereitet und vorentschieden.
Vor diesem Hintergrund werden Fragen nach Zukunftsfähigkeit, gutem Leben für alle, nach Inklusion, Pluralität, Nachhaltigkeit und Möglichkeitssinnigkeit drängend: Was bedeutet Zukunft? Wann beginnt Zukunft? Wie kommt das Neue in die Welt? Welche Rolle spielen dabei Bildung und Universität?
In diesem Themenpanel wollen wir solchen und vergleichbaren Fragen nachgehen, uns über die gegenwärtige gesellschaftliche Verfasstheit und die Art ihrer Zukunftsprognosen verständigen, uns über eine wünschenswerte Zukunft austauschen und entlang ausgewählter Themen zukunftsfähige Ideen artikulieren. Dabei gilt es, die individuellen und die kollektiven Perspektiven gegeneinander abzuwägen und miteinander in Beziehung zu setzen: Wie verhalten sich individuell wünschenswerte Zukünfte zu gesamtgesellschaftlich oder sogar global wünschenswerten Zukunftsentwürfen?
Um ein Nachdenken über diese Zusammenhänge anzuregen, kombinieren wir Plenarveranstaltungen (Anmoderation/Keynotespeaker/Abschlusspodium) mit kleineren Impulsvorträgen und interaktiven Workshops (Thementische mit je einem Impulsbeitrag und aktivierender Moderation).
Programm
9:00 - 09:20 Uhr
Eröffnung und Einführung in das Thema des Halbtages durch dasPanelteam (Heimerdinger/Kraml/Ralser)
9:20 - 10:00 Uhr
Keynote Isolde Charim - Gesellschaft denken
So viele Fliehkräfte – von den ökonomischen Zumutungen einer Konkurrenzgesellschaft bis zu den identitären Verschärfungen und dem Rückzug in Gemeinschaften – so viele Fliehkräfte machen eines zur utopischen Herausforderung: Gesellschaft zu denken.
Isolde Charim, geboren in Wien, Studium der Philosophie in Wien und Berlin, arbeitet als freie Publizistin und ständige Kolumnistin der "taz" und des "Falter". 2006 erhielt sie den Publizistik-Preis der Stadt Wien. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Kuratorin am Bruno Kreisky Forum. Bücher u.a.: "Lebensmodell Diaspora. Über moderne Nomaden" (Hrsg. gem. mit Gertraud Auer 2012). Bei Zsolnay erschien im Frühjahr 2018 der Band "Ich und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert", für den sie den Philosophischen Buchpreis 2018 erhält.
10:00- 10:30 Uhr
Pause / Raumwechsel / Ziehung der Platzkarten
10:30 - 11:50 Uhr
In die Zukunft denken: An acht Thementischen diskutieren wir gemeinsam wichtige Zukunftsfragen. Es stehen zur Wahl:
Wettbewerb um das Gute: Welchen Beitrag können Religionen für ein gutes Zusammenleben in pluralen Gesellschaften leisten?
** Thema & Impuls: Maria Anna Juen und Abdullah Takim Moderation & Kommentar: Mehmet Tuna
Religionen sind kein Selbstzweck und zeigen Wege und Möglichkeiten für ein friedliches Zusammenleben. Zu ihren wesentlichen Aufgaben gehört es deswegen, sich für das Gemeinwohl aus unterschiedlichen Beweggründen zu engagieren und ihre unterschiedlichen Perspektiven in der Bewältigung der großen Zukunftsfragen einzubringen. Welche Beiträge und Potentiale Religionen in diesem Kontext in Gegenwart und Zukunft für das gute Zusammenleben in pluralen Gesellschaften einbringen können, soll im Rahmen dieses Thementisches diskutiert werden.
Mehrheimisch vor Ort?
** Thema & Impuls: Erol Yildiz Moderation & Kommentar: Marc Hill
Dass Menschen gleichzeitig mit und in verschiedenen Kulturen, Loyalitäten, Biographien, Sprachen und Lokalitäten beheimatet sein können, erweist sich als eine gelebte, unspektakuläre Alltagspraxis. Immer weniger Menschen verbringen ihr ganzes Leben an ein und demselben Ort, viele haben, über Ländergrenzen hinweg, ihren Wohnsitz mehrmals gewechselt. Dies alles gehört zum alltäglichen Leben und wird erst auf den zweiten Blick erkennbar: wenn Lebensgeschichten erzählt und reflektiert werden. Vieles, was wir heute als national oder homogen wahrnehmen, ist ein Ergebnis von Vermischung und Übersetzung, ein Teil verflochtener Geschichten. Innsbruck ist in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel: Im künstlerischen Schaffen, bei Musik-, Literatur- und Kulturveranstaltungen und in alltäglicher Vielheit finden sich diverse Aspekte historisch gewachsener Erfahrungen, Bindungen und Verbindungen – eine Art Kosmopolitisierung von unten. Sind wir alle mehrheimisch geworden? Braucht Innsbruck eine Charta der Vielheit?
Wer pflegt uns morgen? Roboter?
** Thema & Impuls: Anne Siegetsleitner Moderation & Kommentar: Sergej Seitz
Für den Pflegebereich wird davon ausgegangen, dass in den kommenden Jahren verstärkt Roboter zum Einsatz kommen. Schon heute wird an entsprechenden Robotern geforscht und einige sind bereits im Einsatz. Manche von ihnen sind Tieren oder Menschen nachgebildet. Doch ist das die Lösung des sogenannten Pflegeproblems, die wir wollen? Was können Roboter in der Pflege leisten und was nicht? Es werden auch unsere Entscheidungen sein, die die Zukunft in diesem Bereich mitgestalten.
Ein gutes Leben für alle bedeutet Balance: Wie garantieren wir eine faire Verteilung?
** Thema & Impuls: Andreas Exenberger Moderation & Kommentar: Ute Ammering
Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung macht klar, dass zu viel Ungleichheit einer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht schadet, jedoch auch totale Gleichheit Leistungsanreize untergräbt. Vielmehr ist eine Balance wichtig, um das gute Leben für alle möglich zu machen, sodass weder die planetaren Grenzen gesprengt, noch Menschen abgehängt werden. Ausgehend davon wird sich der Thementisch der Frage widmen, wie unsere Gesellschaft organisiert sein muss, um einen fairen Ausgleich dauerhaft zu garantieren.
Barrieren der Zukunft und die Zukunft der Barrierefreiheit: Im Gespräch mit Volker Schönwiese
**Thema & Impuls: Lisa Pfahl Moderation & Kommentar: Thomas Hoffmann
Barrieren begegnen uns an unterschiedlichen Orten, bei unterschiedlichen Personen und in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen. Wo Menschen dauerhaft in ihren Alltagsmöglichkeiten eingeschränkt sind, werden Barrieren zur Behinderung. Etwa 26.500 Menschen in Innsbruck (rund 20%) leben in diesem Sinne mit einer Behinderung. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine solche Behinderung aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen massiv an. Gesellschaftliche und medizinisch-technische Fortschritte sind in der Regel wichtige Voraussetzungen für den Abbau von Barrieren. Doch mit neuen technischen Möglichkeiten entstehen oft auch neue gesellschaftliche Normen und Fähigkeitserwartungen, die ihrerseits zu Barrieren werden können, bestimmte Personengruppen ausschließen oder an den Rand drängen und damit auf Dauer neue Behinderungen hervorbringen. Wie lassen sich Barrieren im Alltagsleben abbauen und minimieren? Wie können Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft möglichst frühzeitig für die Entstehung neuer Barrieren sensibilisiert werden?
Alter und Abhängigkeit: die Zukunft des guten Lebens
**Thema & Impuls: Bernhard Weicht Moderation & Kommentar: Bettina Mahlert
Wie geht es mir, wenn ich alt bin? Wer betreut oder pflegt mich dann? Alter und Pflegebedürftigkeit stellen Herausforderungen an uns als Individuen, aber auch an unsere Gesellschaft. Körperliche und geistige Einschränkungen, Abhängigkeiten von anderen, oder ein Leben in Institutionen kennzeichnen dabei viele Vorstellungen und Ängste. Abhängig zu sein von der Sorge anderer verhindert dabei oft das gute Leben im Alter. Doch inwiefern sind Abhängigkeiten wirklich nur negativ? Sind nicht alle Menschen zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten im Leben mehr oder weniger abhängig voneinander? Im Rahmen dieses Thementisches wollen wir die oft ideologisch verfestigten Dichotomien von alt/jung, abhängig/unabhängig, oder aktiv/passiv aufbrechen, um so über ein gutes Leben in Beziehungen und Wechselwirkung mit anderen nachzudenken.
Woher nimmst Du Deine Kraft? Auf ein Bier mit der Praktischen Theologie und der Kulturbackstube
**Thema & Impuls: Christian Bauer, Christoph Grud und Florian Ladstätter Moderation und Kommentar: Katrin Geiger
Spiritualitäten entfesseln: für ein gutes Leben! – Praktische Theologie und die Kulturbackstube DIE BÄCKEREI verbindet (mindestens) eine Frage: Was sind spirituelle Ressourcen für soziale Innovationen? Der Workshop sucht nach den Quellen entsprechender Zukunftskräfte: Was ist mein innerer Antrieb? Welcher spirit leitet mich? Wovon lebe ich eigentlich und wofür?
Formen des Zusammenlebens
**Thema & Impuls: Ursula Schneider Moderation & Kommentar: Annette Steinsiek
"Niemand zwingt dich, die Tradition fortzuführen. Auch Traditionen dauern nicht ewig. Sie fangen einmal an, Traditionen zu werden, und hören einmal auf, es zu sein." (Barbara Frischmuth)
In unserer Geschichte gab es immer Formen des Zusammenlebens, die der Tradition nicht entsprachen, doch in den letzten 50 Jahren haben sich die gesellschaftlich akzeptierten Möglichkeiten für uns alle enorm vergrößert. Das betrifft Partnerschafts-Modelle, aber auch jede andere Form des Zusammen-Lebens. Sogar innerhalb eines einzigen Lebens gibt es unterschiedliche Bedürfnisse betreffend die Form der täglichen Realisierung von Liebe und Gemeinschaft, denkt man nur an die verschiedenen Lebensalter. Die Wahl einer Form des Zusammen-Lebens ist immer ein persönliches Wagnis. Anhand von ausgewählten kurzen Texten der österreichischen Autorin Barbara Frischmuth spielen wir gedanklich mit "Mystifikationen", "Metamorphosen" und "Modellen" - welche Bedürfnisse wollen wir in Formen des Zusammen-Lebens berücksichtigt wissen - privat und politisch?
12.00 - 12.25 Uhr
Podium mit den ModeratorInnen der acht Thementische
Kommentierende Zusammenfassung der Diskussion
Abschluss. Schlussworte des Panelteams
Kurator*innen
Martina Kraml ist Universitätsprofessorin für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät sowie Studiendekanin an der Fakultät für LehrerInnenbildung. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Interreligiösen Bildung und Religionspädagogik, qualitativer empirischer Methodologie mit besonderer Aufmerksamkeit auf das Kontingenzparadigma.
Michaela Ralser, Universitätsprofessorin am Institut für Erziehungswissenschaft und Dekanin der Fakultät für Bildungswissenschaften. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Wissenschaftsgeschichte und Subjektbildung, Struktur- und Diskursgeschichte öffentlicher Erziehung, Kritische Geschlechter- und Sozialforschung in intersektionaler Perspektive. Zuletzt befasste sie sich u.a. mit den Regimen der Fürsorge in der historischen Heimerziehung der Wohlfahrtsregion Tirol & Vorarlberg.
Timo Heimerdinger, Professor für Europäische Ethnologie am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck. Studium der Fächer Volkskunde, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Deutsche Philologie an den Universitäten Freiburg i. Br. und Pisa, M.A. 1999, Promotion zum Dr. phil. 2004, dann Juniorprofessur für Kulturanthropologie / Volkskunde an der Universität Mainz, seit Oktober 2009 an der Universität Innsbruck tätig, seit 2015 Leiter des Forschungsschwerpunktes “Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte”.
Freitag, 22. November 2019, 14:00 – 17:30 Uhr
Tourismus - Klima(wandel) - Konsum
Tirol 2050 – Ein Blick in die Zukunft
Energie und Klimawandelanpassung – Tourismus und Freizeitkonsum im Wandel?
Der Klimawandel ist eine Tatsache und die Rolle des Menschen ist klar – ebenso klar ist, was wir (als Gesellschaft, als Universität, als Wirtschaft, als Individuen) tun müssten, um die Auswirkungen noch im Rahmen zu halten, nämlich unser eigenes Verhalten radikal ändern, um das Pariser Abkommen - Limitierung des globalen Temperaturanstiegs auf 2° oder sogar 1.5° - noch zu erfüllen. Die Frage stellt sich also:
Da wir doch wissen, was Sache ist, tun wir auch das -
oder warum tun wir nicht das -, was wir tun müssten?!
Wir nähern uns dieser Frage, indem wir Vertreter*innen der Gesellschaft, der Universität und der Wirtschaft live und im Video zu Wort kommen lassen. Der Neuropsychologe Univ.-Prof. Dr. Claus Lamm (Universität Wien) gibt in einer spannenden Keynote Antworten auf unsere Frage, in dem er das individuelle Verhalten jedes und jeder Einzelnen von uns ins Zentrum stellt:
Wir wissen es und haben sogar Mitgefühl – und trotzdem munter weiter wie immer?
Wie psychologische Denk- und Verhaltensmuster zum menschgemachten Klimawandel beitragen
Abschließend werden wir in einer Diskussionsrunde mit allen Akteuren und dem Publikum Möglichkeiten einer zukunftsgerichteten Handlungsstrategie entwerfen – wir wollen Wege aus dem Dilemma aufzeigen.
Programm
14:00 - 14:15 Uhr
Eröffnung und Einführung in das Thema des Halbtages durch das Panelteam
Kerstin Neumann, Mike Peters und Mathias Rotach
14:15 - 14:50 Uhr
Der Klimawandel - Tourismus im Wandel und Konsum im Wandel: Tiroler*innen kommen zu Wort!
14:50 - 15:40 Uhr
Univ.-Prof. Dr. Claus Lamm: Wir wissen es und haben sogar Mitgefühl– und trotzdem munter weiter wie immer?
Wie psychologische Denk- und Verhaltensmuster zum menschgemachten Klimawandel beitragen
15:40 - 16:20 Uhr
Pause, Poster & Preise
Die Nachhaltige Destination im Wandel: eine Ausstellung von Tiroler Student*innen an der Universität Innsbruck
16:20 - 17:20 Uhr
Wir tun was! Ein Einblick in nachhaltiges Handeln - Diskussionsforum
„Bewegter Auftakt“ mit Armin Staffler (Theaterpädagoge & Politologe)
Diskussionsforum mit Akteur*innen die etwas tun!
17:20 Uhr
Abschluss, Zusammenfassung und Preisverleihung!
Kurator*innen
Kerstin Neumann ist Professorin für Corporate Sustainability an der Universität Innsbruck und Co-Gründerin des dortigen interdisziplinären Innovation Lab for Sustainability. Sie erforscht, wie Unternehmen ihre Entscheidungsprozesse und Strukturen verändern können, um nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig zu sein. Als Mitglied des globalen Forschungsprogramms „GOLDEN for Sustainability“ hilft sie Unternehmen auf diesem Weg.
Mike Peters absolvierte die Lehre zum Restaurantfachmann und arbeitete mehrere Jahre in der Hotellerie und Gastronomie. Nach praktischen Jahren in der Hotellerie, studierte er an der Universität Regensburg und Innsbruck und schlug dann die wissenschaftliche Karriere ein.
Er ist Professor für „Klein- und Mittelunternehmen & Tourismus“ und erforscht z.B. die Entwicklung von Tourismusdestinationen oder Familienunternehmen im Tourismus.
Mathias Rotach ist ordentlicher Professor für Dynamische Meteorologie und Leiter des Instituts für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften an der LFUI. Sein Forschungsschwerpunkt liegt bei ‘Wetter und Klima im Gebirge‘ – und insbesondere bei den (turbulenten) Austauschprozessen zwischen der Atmosphäre und der Gebirgs-Oberfläche.