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Elisabeth Kleinlercher

...empfand ihre Sponsionsfeier im Haupgebäude als den sehr bewegenden Höhepunkt ihres Studiums.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Ich habe familiäre Verbindungen nach Tirol, daher war mir die Stadt schon früh sehr vertraut. Ausschlaggebend waren auch der ausgezeichnete Ruf der Universität in Österreich und der Status Innsbrucks als besonders lebendige Studierendenstadt. Insofern war es für mich damals die perfekte Mischung aus exzellenter akademischer Ausbildung, Vertrautheit und hoher Lebensqualität.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an... meine Alma Mater, das Gefühl von Entfaltung und Freiheit. Ich denke an die Berge und an die vielen sonnigen Tage, die man in Innsbruck oft direkt am Inn genießen kann. Diese Stadt steht für mich für Lebensfreude, Offenheit und unzählige Möglichkeiten, sich akademisch und persönlich weiterzuentwickeln.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Da gab es viele Erlebnisse. Wenn ich eines herausgreifen muss, dann die Sponsion. Sie fand im Hauptgebäude der Universität Innsbruck statt und es war sehr bewegend, diesen Höhepunkt des Studiums mit meiner Familie dort zu feiern.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Auf jeden Fall. Sehr gerne erinnere ich mich an den Masterstudiengang „Europäische Politik und Gesellschaft“ und daran, dass wir als einer der ersten Jahrgänge eine sehr kleine Gruppe waren. Dadurch kannten wir uns sehr gut und dieses enge Miteinander und der intensive Austausch haben meine Sicht auf Teamarbeit und Freundschaften stark geprägt. Als Person würde ich Prof.in Dr.in Gudrun Grabher nennen. Sie hat die Amerikanistik so lebendig gemacht und mich in jeder Vorlesung begeistert. Deshalb habe ich mich auch auf amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft spezialisiert und meine Diplomarbeit über die amerikanische Frauenliteratur des 20. Jahrhunderts geschrieben - konkret über Werke, die die kulturellen und sozialen Zwänge thematisieren, denen amerikanische Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesetzt waren.

Aus meinem Studium habe ich noch... fast alle Unterlagen: Mitschriften, Skripten, Bücher, und natürlich meine Sponsionsurkunde.

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Während meines Studiums war ich leider nicht im Ausland. Im Nachhinein bedaure ich das, denn ich hätte gerne ein Erasmus-Semester gemacht. Allerdings habe ich nach dem Studium wichtige Auslandserfahrungen gemacht. Ich war als Praktikantin im Europäischen Parlament und ein halbes Jahr in Nicaragua, um mein Spanisch zu verbessern. Beide Erfahrungen haben mich sehr bereichert: Ich habe gelernt, mich in einem internationalen Umfeld zurechtzufinden, meine Sprachkenntnisse verbessert und meinen Horizont erweitert. Diese interkulturellen Erfahrungen sind aus meiner Sicht sehr wertvoll - und ich empfehle Studierenden heute immer, die Chance eines Erasmus-Aufenthaltes zu nutzen.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Nach meinem Abschluss konnte ich Einblicke in unterschiedliche Bereiche an der Schnittstelle von Politik, Kommunikation und Wissenschaft gewinnen. Ich habe mich beruflich ausprobiert und bin schließlich wieder ins universitäre Umfeld, diesmal an die Universität Salzburg, zurückgekehrt. Meine akademischen Wurzeln aus Innsbruck, gepaart mit Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen, gaben mir dabei ein stabiles Fundament. Ich habe gemerkt, wie wichtig es für mich ist, in einem intellektuell anregenden Umfeld zu arbeiten und gleichzeitig meine Erfahrungen im Kommunikationsbereich einbringen zu können.

Haben Sie nach dem Studium eine andere berufliche Richtung eingeschlagen? Würden Sie sich aus heutiger Sicht für ein anderes Studium entscheiden? Rückblickend würde ich keine andere Wahl treffen. Die Kombination von Sozial- und Geisteswissenschaften hat mir sehr geholfen, komplexe Sachverhalte zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und mich sowohl schriftlich als auch mündlich klar auszudrücken. Oft wird unterschätzt, wie wertvoll die in einem geisteswissenschaftlichen Studium erworbenen Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt sind. Man erwirbt ein breites analytisches und kreatives Rüstzeug, das in vielen Branchen eingesetzt werden kann. Gerade der „Blick über den Tellerrand“ und die Fähigkeit, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten, sind große Pluspunkte.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Ganz klar meine analytischen Fähigkeiten und das Bewusstsein für seriöse und unseriöse Quellen. In Zeiten von Fake News und immer kürzeren Informationszyklen ist es besonders wichtig, vertrauenswürdige Quellen zu identifizieren und Inhalte zu hinterfragen. Außerdem habe ich im Studium gelernt, tolerant zu sein und nicht vorschnell zu urteilen - eine Fähigkeit, die in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft unerlässlich ist.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Vor allem das positive Feedback von Kolleg*innen und Vorgesetzten. Ob in einem großen Projekt oder in der täglichen Zusammenarbeit: Das Gefühl, dass meine Arbeit geschätzt und anerkannt wird, ist für mich jedes Mal eine große Freude und Motivation. Wenn man merkt, dass etwas „gelingt“ und man damit anderen helfen oder sie inspirieren kann, ist das eine sehr erfüllende Erfahrung.

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Ich wünsche mir mehr Gelassenheit, gerade in einer Zeit, in der sich die Welt so schnell verändert und viele Werte, die mir wichtig sind - wie Menschenrechte oder der demokratische Diskurs - in Frage gestellt werden. Die zunehmenden populistischen und rechtsextremen Tendenzen in Europa machen mir Sorgen und ich sehe es als Teil meines beruflichen und privaten Engagements, für Aufklärung, Toleranz und Vernunft einzutreten. Auch das Thema „Postfaktizität“ bewegt mich: Wenn wir uns nicht mehr auf eine gemeinsame Wahrheit einigen können, verliert unsere Gesellschaft den gemeinsamen Boden. Ich möchte daher weiterhin aktiv dazu beitragen, dass die Wissenschaft mehr Wertschätzung erfährt.

Was würden Sie heute anders machen? Ich würde mir ein Erasmus-Semester gönnen, vielleicht sogar zwei. Damals habe ich es nicht gemacht, weil ich mein Studium unbedingt in der Regelstudienzeit abschließen wollte. Heute weiß ich, wie unglaublich wertvoll ein längerer Auslandsaufenthalt sowohl für die akademische als auch für die persönliche Entwicklung ist. Das sind Erfahrungen, die man nirgendwo sonst in diesem Ausmaß machen kann.

Studierenden rate ich... zwischen all des Lernens und der Prüfungen das Zwischenmenschliche nicht zu vergessen, Vorlesungen und Seminare zu besuchen und sich persönlich mit den Lehrenden und Kommiliton*innen auszutauschen. Auch wenn das Online-Angebot oft verlockend und zeitsparend ist, können diese Formate den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Außerdem rate ich, sich neben Studium und Nebenjob Entspannungsoasen zu schaffen: Ein gutes Buch lesen, Sport, Musik. Wer im Studium lernt, auf sich selbst zu achten, hat später im Berufsleben einen großen Vorteil. Leidenschaft für das, was man tut, ist wertvoll - aber man sollte auch lernen, sich Auszeiten zu nehmen und abschalten zu können.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? Auf dem Campus war es definitiv die Hauptbibliothek. Dort fand ich immer eine inspirierende Atmosphäre, egal ob zum Lernen oder zum Schmökern in den Büchern. In der Stadt selbst liebe ich die Cafés, die vielen Buchläden und natürlich die kleine Mauer direkt hinter der Hauptuni am Inn.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Ich kehre regelmäßig nach Innsbruck zurück, um Verwandte zu besuchen und weil ich eine tiefe emotionale Bindung zur Stadt und zur Universität habe. Wenn ich vor der Universität stehe, fühle ich mich sofort zu Hause.

Ich wollte immer schon einmal... ein Buch publizieren.

Mein Buch- oder Film-Tipp… Als Film würde ich angesichts der weltpolitischen Umbrüche derzeit etwas leichtere Kost als Ausgleich empfehlen - nämlich „Frances Ha“ von Noah Baumbach - eine wunderbar charmante und tiefgründige Geschichte über Freundschaft, Selbstfindung und den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen. Und Greta Gerwig in der Hauptrolle ist einfach großartig.

 

 

Stand: Februar 2025

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