Bei einer Heißwasserquelle auf dem tibetischen Hochplateau sind Abdrücke von Menschen zu sehen. Vor wer weiß wie vielen Jahren, beugte sich dort jemand nieder, um im warmen, schlammigen Kalk seine Handflächen zu verewigen. Da sich der Kalk danach schnell verfestigte, sind auch Füße ganz in der Nähe, zu erkennen. Ob es der Wegbegleiter war? Oder dieselbe Person? Wie alt die Spuren sind? Über diese und ähnliche Fragen wurde jahrzehntelang gestritten. Während die einen astronomische Zahlen nannten, übten sich andere in Nüchternheit und versuchten den Abdrücken den Zauber zu nehmen, den Enthusiasten und Geschichtsesoteriker unbedingt erkennen wollten. Auch der Geologe Michael Meyer fragte sich, wie alt die Spuren sind.
Sein Büro befindet sich im dritten Stock des Bruno-Sander-Hauses. Stets aber hält er ein Post-It mit der Aufschrift „OSL-Labor“ im Büro bereit, um es von außen auf seine Tür zu kleben, wenn er in das Labor für Optisch Stimulierte Lumineszenz oder kurz Lumineszenzlabor hinuntergeht. Dort befinden sich nämlich seine Gesteinsproben – gut behütet in der Dunkelheit. „Informationen, die wir aus diesen Proben bekommen, sind vor allem für Klimaforscher aber auch Archäologen sehr aufschlussreich“, erläutert Meyer, der mit einer ausgeklügelten Methode das Alter der Proben feststellen kann. Der Geologe schafft es, seine Arbeit, obwohl sie kompliziert ist, sehr einfach zu erklären: „Sie müssen sich so ein Sandkorn wie eine Batterie vorstellen“, sagt er im April 2019 im Treibhaus beim Science Slam, einer Veranstaltung, bei der Wissenschaft unterhaltend präsentiert wird und zu Michael Meyer wie die Faust aufs Auge passt. „Durch die natürlich herrschende Radioaktivität, lädt sich die Batterie langsam auf.“ Seine Methode, das Alter des Materials festzustellen, überprüft sozusagen, wie sehr sich die „Batterie“ aufgeladen hat und kann dadurch ihr Alter bestimmen. Die Kunst mit der Lumineszenz-Methode auch die besonders schwierigen Proben zu datieren hat Michael Meyer bei einer Postdoc-Stelle in Australien erlernt. Als eine Senior Scientist Stelle in Innsbruck frei wurde, nahm Meyer, der bereits seine Dissertation an der Uni Innsbruck verfasst hatte, diese gerne an. Inzwischen ist er auf dem Weg zum Associate Professor und Leiter des Labors für Lumineszenzdatierung. Seine Entscheidung, nach Innsbruck zu kommen, habe er nie bereut, sagt Meyer. Hier lebt er heute zusammen mit seiner Familie. Zu seinen großen Leidenschaften gehört schon seit Studienbeginn das Bergsteigen und Reisen.
Das gesamte Interview mit Herrn Meyer finden Sie in den Interviews "Gemeinsam sind wir Uni", die im Rahmen eines Jubiläums-Projektes in Zusammenarbeit des Büro für Öffentlichkeitsarbeit und der Target Group erstellt wurden.
Stand: November 2020