Sabine Platzer-Werlberger

Sabine Platzer-Werlberger

...schafft was sie sich vornimmt.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Das war 1983, nach meiner Matura in Schwaz, und wir sind eigentlich im ersten Schritt fast alle in Tirol geblieben und haben in Innsbruck studiert oder eine Ausbildung gestartet. Das war so der normale Lauf, vor allen Dingen auch, weil es die Studienrichtungen, die mich interessiert haben, in Innsbruck gab. Und mich hat viel interessiert....ich habe mit Biologie begonnen und habe dann über einen Umweg in die Mathematik die Sponsion für Deutsche Philologie und Geographie Lehramt abgeschlossen. Das alles innerhalb kurzer Zeit eigentlich...

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an… eine Stadt, in der es sich gut leben lässt. Berge und Natur von überall erreichbar und trotzdem städtisch, bunt --- auch wegen der Uni....

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Als erstes fallen mir Exkursionstage im Weinviertel ein, wo ich Zusammenhänge von Arbeit, Leben und Orten so richtig verstanden habe, und wo es auch so schön war. Unvergesslich auch die Germanistikseminare von Professorin Wallinger, an die ich heute oft denke, wenn es um Frauenthemen geht.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Ich habe einfach einige Lebensfreundschaften während des Studiums geschlossen, die bis heute sehr wichtig sind - und habe auch meinen heutigen Ehemann kennengelernt. Wir waren beide studentenpolitisch engagiert, was mich auch sehr geprägt hat.

Aus meinem Studium habe ich immer noch... tatsächlich das schwarze Studienbuch, noch einiges an Büchern und auch noch ein paar Ordner und Unterlagen aus dem "Probejahr".

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Leider nicht! Das ist eines der wenigen Dinge in meinem Leben, die ich sehr bereue. Ich habe das nie geschafft....meine Töchter jetten dafür jetzt auch studienmäßig international herum. Da habe ich was versäumt, hätte es mir aber damals aber auch schwer leisten können, da ich mir das Studium selber finanziert habe und auch immer Studienbeihilfe bekommen habe. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar, für "Arbeiterkinder" war es aber damals aber auch nicht ganz einfach, ein Hochschulstudium durchzuziehen, so wie heute....

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Ich hatte einen tollen und sehr bunten Weg! Eigentlich wollte ich wirklich gerne den "erlernten" Beruf Lehrerin ausüben. Das war in den 90ern aber aufgrund der Lehrer_innenarbeitslosigkeit nicht so leicht. Ich arbeitete dann ab 1992 beim Arbeitsmarktservice: als Beraterin für Akademiker_innen, als Bildungs- und Berufsberaterin, absolvierte einige Zusatzausbildungen und machte dann quasi im AMS Karriere: Abteilungsleitung in der Grundlagenabteilung mit der Zuständigkeit für Forschung, Statistik, Strategie und Öffentlichkeitsarbeit und seit fast 10 Jahren bin ich Teil der Geschäftsführung und tirolweit für über 400 Menschen verantwortlich. Daneben hab ich aber tatsächlich immer viel unterrichtet, moderiert ... es war gar nicht so weit weg vom Studium wie man auf den ersten Blick meinen möchte.

Haben Sie nach dem Studium eine andere berufliche Richtung eingeschlagen? Würden Sie sich aus heutiger Sicht für ein anderes Studium entscheiden? Irgendwie ist es eine andere Richtung geworden, die aber sehr gut zur Ausbildung passt. Es waren damals viele Absolvent_innen der "Geiwi" kreativ und haben sich Jobs und Aufgaben gesucht und dann zurechtgezimmert. Ich führe das AMS schon mit einem geisteswissenschaftlichen und auch didaktisch/etwas lehrerinnenhaften Stil....Aktuell habe ich das Gefühl, dass meine Stärken jetzt in Mode kommen - die Achtsamkeit bei der Auswahl der Methoden, die Offenheit und die Reflexionsfähigkeit brauche ich oft. Und - ich glaube, ich hätte wieder was Ähnliches studiert, aber was? Mich interessiert ja so viel....

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Es ist tatsächlich so, dass ich froh bin, dass ich schnell und gut formulieren kann, mit Texten gut umgehen kann. Das hilft mir jeden Tag. Und auch die Fähigkeit, Dinge (und Menschen) zu vernetzen, zusammenzubringen, da glaube ich, habe ich im Studium Impulse bekommen und das brauche ich im Alltag wirklich sehr oft.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Ich freue mich, wenn ich gute Rückmeldungen aus meinem Team bekomme, und vor allen Dingen von arbeitslosen Menschen, die über unsere Kurse oder anderen Instrumente neue Perspektiven und Chancen bekommen. Das freut mich sehr, weil ich hier Impulse geben kann und Projekte anstoßen kann, die dann richtig gut wirken. Für jene, die es nicht so gut im Leben haben wie ich.

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Beim Yoga möchte ich gerne und endlich einmal den Kopfstand schaffen, beruflich denke ich gerade darüber nach, ob ich nochmals eine Ausbildung starte, Peace studys oder Soziologie würden mich interessieren.

Was würden Sie heute anders machen? Ich würde mir eine Zeit im Ausland oder zumindest in Wien oder Graz gönnen und würde noch Spanisch oder eine andere Sprache zu Englisch dazu lernen. Das hab ich versäumt, und jetzt fällt es mir schwer neben dem Job, der doch sehr zeitaufwändig ist, hier weiterzukommen. Dabei fällt mir Sprachenlernen eigentlich leicht - eine verpasste Chance. Und ich würde die Diss, die ich begonnen habe, fertigschreiben. Aber ich bin halt ein working class hero und habe immer sehr viel gearbeitet im klassischen Erwerbsarbeitssinn.....Baby Boomer Generation eben....

Studierenden rate ich… die Zeit gut und bewusst zu nutzen. Wenn es geht, nicht so schnell es geht durchs Studium zu hetzen, sondern sich wirklich die Zeit zum Lernen, aber auch zum Erfahrungen sammeln, geben. Soziales Lernen, Nächte durch diskutieren, Freundschaften finden....das alles gehört dazu. Als AMS Expertin rate ich natürlich auch dazu, sich auch mit Berufsbildern zu beschäftigen und zu überlegen, in welche Richtung auch das Studium eine Berufsausbildung sein soll.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? Die Institutsbibliothek auf der Germanistik im 7. Stock, bei Frau Dr. Wolf und dann danach das Unibuffet, da bin ich sicher ein Semester im Stück gewesen....

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Ein Gefühl der Verbundenheit und Dankbarkeit, aber auch Kontakte zur Transferstelle oder Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, und ab und zu gehe ich zu Veranstaltungen.

Beendenden Sie bitte folgenden Satz: Ich wollte immer schon einmal… die Nordlichter sehen. Das habe ich jetzt geschafft, will es aber immer noch, einmal noch.

 

 

 

Stand: September 2022

 

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