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Sarah Huemer

...ihr Buchtipp passt zu ihrem Werdegang: "Aufregend war es immer" von Hugo Portisch.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Die Entscheidung, an der Universität Innsbruck zu studieren, fiel aus mehreren Gründen. Ich wollte unbedingt internationale Wirtschaftswissenschaften studieren und das Angebot in Innsbruck hat mich überzeugt. Damals konnte ich mir zwar noch wenig unter den konkreten Studieninhalten vorstellen, aber ich wusste: Ich will verstehen, wie unsere Volkswirtschaft funktioniert. Per Zufall habe ich kurz vor Studienbeginn in der Zeitung gelesen, dass der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer an der Uni zum politischen System Österreichs lehrt. Dadurch bin ich auf das Studium der Politikwissenschaften aufmerksam geworden. Ich habe mir das Curriculum angesehen, wurde sehr neugierig und habe mich kurzerhand noch für den Bachelor eingeschrieben. Bereut habe ich die Kombination dieser zwei Studien nie. Und schlussendlich haben mich auch die Berge nach Innsbruck gezogen. Ich komme aus Ried im Innkreis in Oberösterreich. Die Berge sind da zwar nicht weit entfernt, aber eben nicht direkt vor der Nase. Schon bei meinem ersten Besuch in Innsbruck hat mich die Nordkette fasziniert und das hat sich im Laufe der Jahre auch nie geändert.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an... Ich denke an das Studentenleben in der ganzen Stadt, die freundlichen Menschen, die schönen Erinnerungen, meine Freunde und ein bisschen auch an das Gefühl von Zuhause – das ist Innsbruck für mich irgendwie auch heute noch.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Unvergesslich ist für mich der erste Tag an der Uni, als ich meinen Studentenausweis abholte. Ich weiß noch, wie ich damals aus dem Sekretariat spazierte, die Karte stolz in den Händen hielt und mir dachte: Jetzt geht’s los.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Es ist sicher die Vielzahl an Erlebnissen und Begegnungen, die mich geprägt haben. Im Studium fängt ja für die meisten ein ganz neuer Lebensabschnitt an: Man zieht das erste Mal von Zuhause weg, baut sich einen neuen Freundeskreis auf und auch das Lernen ist an der Uni ganz anders als in der Schule. Ich weiß noch, als wir die erste Klausur geschrieben haben. Die hat in der Olympiaworld stattgefunden, weil wir so viele Studenten waren. Ich war überwältigt und ziemlich nervös. Zum Glück ging alles gut. Ganz grundsätzlich vielleicht: Als Student/Studentin steht man immer wieder vor neuen Herausforderungen und wächst daran.

Aus meinem Studium habe ich noch... gute Freunde, mit denen ich zu Studienzeiten viel erlebt habe und auch weiterhin viel in Kontakt bin. In meiner Wohnung in Frankfurt hängen auch einige Fotos mit Erinnerungen an Innsbruck, unter anderem ein Foto von einer Skitour aufs Rangger Köpfl, von wo man auch Innsbruck total gut sieht. Und ein paar Bücher aus dem Studium habe ich noch, die ich zum Jobbeginn in mein Regal in der Redaktion gestellt habe und ab und an noch hervorziehe.

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Ja, in meinem Studium war es verpflichtend, dass wir ein Jahr im Ausland verbringen. Ich habe damals bereits zu Beginn meines Studiums davon geträumt, am Trinity College in Dublin zu studieren. Immer wieder habe ich mir Bilder vom Campus angesehen, der ein bisschen an Harry Potter erinnert. Umso glücklicher war ich dann, als dieser Traum in Erfüllung ging. Für mich war dieser Aufenthalt sehr wichtig. Ich konnte dort erstens mein Englisch stark verbessern. Und zweitens war das Lernen am Trinity College ein ganz anderes – die Prüfungen bestanden beispielsweise häufig aus Aufsätzen. Das hat mir geholfen, nochmal eine andere Art des Lernens kennenzulernen. Außerdem war ich das erste Mal länger in einem anderen Land. Auch das war für meine persönliche Entwicklung wichtig und ich bin dankbar, dass ich überhaupt die Gelegenheit dazu bekommen habe.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Ich stand relativ schnell im Berufsleben, ohne so richtig damit gerechnet zu haben. Ich hatte großes Glück. Schon während meines Studiums wurde mir immer mehr klar, dass ich als Wirtschaftsjournalistin arbeiten möchte. Ich habe dann während meines Studiums die ersten Praktika gemacht und als freie Journalistin gearbeitet.  Für die Zeit nach dem Studium habe ich mich für ein Praktikum bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung beworben und wurde angenommen. Ich habe meine Diplomarbeit abgegeben und wenige Wochen später stand ich schon in Frankfurt. Die Stadt hat mich von Anfang an total fasziniert, besonders, weil es ein Finanzzentrum ist, wo tagtäglich so viel passiert. Es hat sich dann so ergeben, dass im Wirtschaftsressort der Sonntagszeitung eine Stelle frei wurde. Mit meiner Entscheidung, nach Frankfurt zu ziehen, bin ich sehr zufrieden – auch wenn mir meine Familie, Freunde und die Natur in Österreich oft sehr fehlen.

Haben Sie nach dem Studium eine andere berufliche Richtung eingeschlagen? Würden Sie sich aus heutiger Sicht für ein anderes Studium entscheiden? Da ich mein Wissen aus dem IWW-Studium und den Politikwissenschaften in meinem Job gut gebrauchen kann, bin ich froh über meine Studienwahl. Klar, ab und an überlegt man, welche Fächer man sonst noch belegen hätte können. Aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Das Recherchieren gehört zu den wichtigsten Aufgaben in meinem Job und dazu habe ich im Studium viel Wichtiges gelernt. Was sind vertrauenswürdige Quellen? Wo finde ich gute Forschungspaper? Wie arbeite ich mich durch einen Stapel von Büchern? Auch im Studium musste ich mich immer wieder in neue Themen einarbeiten und offen für Ergebnisse sein. Und natürlich die Deadlines – die musste ich damals einhalten, genauso wie heute für die Abgabe meiner Artikel. Da lernt man schnell, mit Stress umzugehen.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Es fällt mir schwer, ein einziges Erlebnis zu wählen. Ich freue mich natürlich total, wenn ich das Gefühl habe, die Leute interessieren sich für meine Arbeit. Was ich an meinem Job toll finde, ist, dass ich an so viele spannende Orte komme und interessante Menschen treffe. Als beispielsweise die Parfümeriekette Douglas im März 2024 an die Börse ging, durfte ich vor Ort dabei sein und habe dann auch über den Börsengang geschrieben. Ein anderes Mal habe ich zu gefälschter Markenware auf der Plattform Vinted recherchiert. Ich liebe die Vielfalt in meinem Job.

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Ich möchte mich weiterentwickeln, ständig Neues lernen und entdecken – und mit meinem Wissen dann hoffentlich interessante Geschichten und Analysen schreiben, über die andere Leute dann diskutieren oder nachdenken. Privat wünsche ich mir, weiterhin von so vielen lieben Menschen umgeben zu sein.

Was würden Sie heute anders machen? Ich würde das Fach Ökonometrie früher im Studium belegen. Ich hatte immer ziemlich Respekt davor, habe dann aber gemerkt, dass es auch Spaß macht und hilft, Paper und Forschungsliteratur allgemein besser zu verstehen. Und ein zweiter Punkt: Ich würde früher in eine WG ziehen. Ich habe damals drei Jahre lang im Studentenheim gewohnt. Die Zeit dort war schön, ich konnte dort gut Anschluss finden und ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Dennoch habe ich erst später in der WG gemerkt, dass ich mich dort viel mehr Zuhause fühlte und es gemütlicher war.

Studierenden rate ich... vieles auszuprobieren und Risiken einzugehen! Es gibt so viele verschiedene Angebote, um herauszufinden, welche Themen einem gefallen und wo die eigenen Talente liegen. Und ich rate Studierenden, sich keinen Druck zu machen, wenn es mal nicht so klappt wie erwartet. Auch das ist eine Erfahrung, aus der man lernt. Und noch ein letzter Punkt: Es zu genießen, einfach mal mit den Kollegen und Kolleginnen in der Mensa oder in einer Bar stundenlang über Gott und die Welt zu diskutieren.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? Da gab es mehrere. Den Innufer-Strand beim Flughafen habe ich immer sehr geliebt. Abends war ich ganz gerne im Treibhaus (und habe fast immer Pizza und ein Soda Zitrone oder einen Spritzer bestellt). Im Unicafé waren wir auch gerne. Und auch, wenn es schon fast ein bisschen klischeehaft ist: auf der Nordkette.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Die Universität Innsbruck war für mich ein Ort, an dem ich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich wachsen konnte. Auch heute noch greife ich oft auf das zurück, was ich in dieser Zeit gelernt habe. Es bleiben viele schöne Erinnerungen, gute Freunde – und eine gewisse Nostalgie.

Ich wollte immer schon einmal... Ich würde gerne die Serles zum Sonnenaufgang hochwandern, das habe ich in meiner Studienzeit immer wieder verschoben und bis jetzt noch nicht gemacht.                         

Mein Buch- oder Film-Tipp: Das Buch des leider schon verstorbenen Journalisten Hugo Portisch: „Aufregend war es immer“.

 

Stand: Januar 2025

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