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Thomas Geist

...ist auch heute noch in Lehrveranstaltungen aktiv.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Das war eine sehr spannende Doktorats-Stelle am Institut für Geographie der LFU. Es ging um die Untersuchung einer neuen Vermessungsmethode (Laserscanner-Messungen vom Flugzeug aus) für Fragestellungen im Hochgebirge und insbesondere in der Gletscherforschung. Ich hatte davor an der Universität München Geographie studiert und mich bereits dort intensiv mit Gebirgsräumen, Naturgefahren und Klimawandel beschäftigt. Darüber hinaus kannte ich bereits meinen Betreuer, der wenige Jahre zuvor von der Universität München an die LFU gewechselt ist und dort eine Professur angenommen hatte.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an... die tolle und beeindruckende Hochgebirgs-Umgebung rund um Innsbruck.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Das war sicherlich als ich die Defensio meiner Doktorarbeit im voll besetzten Seminarraum des Instituts für Geographie erfolgreich abgeschlossen habe – eine Mischung aus Erleichterung und Stolz auf das Erreichte. Darüber hinaus werden mir auch die Geländearbeiten am Hintereisferner im Ötztal, aber auch in Norwegen und Island für immer im Gedächtnis bleiben.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Am Institut waren das sicherlich der Betreuer meiner Dissertation, Hans Stötter, sowie die vielen netten Kolleg:innen. Mit Clemens Geitner führe ich heute noch eine gemeinsame Lehrveranstaltung durch. Darüber hinaus gab es einige eindrückliche Momente während der Geländearbeit im Hochgebirge.

Aus meinem Studium habe ich noch... mein Doktorats-Zeugnis sowie einige interessante Kontakte und auch Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden sind.

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Ja. Da waren die Geländearbeiten in Norwegen und Island, aber auch zahlreiche Projekttreffen und Tagungen in Finnland und Norwegen, da ich meine Doktorarbeit im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts durchgeführt habe. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen des „Erasmus-Programms für Lehrende“ an Universitäten in Portugal, Spanien, Finnland, Schweden, England und Norwegen zu unterrichten. All diese Erfahrungen waren jedenfalls ein Pluspunkt, als ich mich um die Stelle beworben habe, auf der ich heute tätig bin. Als Student an der Universität München war ich im Rahmen des Erasmus-Programms für ein Semester an der Universität Exeter in England. Das war definitiv wichtig, gar nicht so wegen der fachlichen Inhalte, sondern vor allem für meine persönliche Entwicklung. Ich kann es wirklich nur empfehlen, diese Erfahrung als Studierende:r zu machen.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Nach dem Abschluss meiner Dissertation und einer kurzen Zeit als Post-Doc habe ich mich auf eine Stelle bei der FFG (= Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) beworben und diese auch bekommen. Ich bin damit sozusagen auf die „andere Seite“, nämlich die Seite des Fördergebers für Forschungsprojekte gewechselt. Konkret arbeite ich dort seitdem in der ALR (Agentur für Luft- und Raumfahrt), der österreichischen „Space Agency“, als Experte für Erdbeobachtung. Neben der Förderung von Forschungsprojekten zum Thema Weltraum sind meine Kolleg:innen und ich vor allem das Bindeglied zwischen den österreichischen Wissenschaftlern und Unternehmen auf der einen Seite und der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und EU-Programmen wie Galileo oder Copernicus auf der anderen Seite. Ich vertrete dabei Österreich als Delegierter im ESA-Programmrat für Erdbeobachtung und in den Gremien zum EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Daneben ist mir die Kompetenz- und Wissensvermittlung ein Anliegen. In meiner Freizeit biete ich für Volkshochschulen und andere Bildungsträger Vorträge zum Thema Klimawandel und Erdbeobachtung und Exkursionen zur Landschafts- und Umweltgeschichte an. Gerade bei den Exkursionen kann ich auf vieles aus meiner Zeit an der Universität zurückgreifen.

Haben Sie nach dem Studium eine andere berufliche Richtung eingeschlagen? Würden Sie sich aus heutiger Sicht für ein anderes Studium entscheiden? Geographie ist als Studienfach sehr vielseitig und somit gibt es auch nicht die „eine“ berufliche Richtung, die man einschlagen kann. Vieles aus dem Studium kann ich aber tatsächlich heute noch gut verwenden. Aus heutiger Sicht würde ich mich durchaus wieder für ein Geographie-Studium entscheiden, auch das Doktorat würde ich wieder anstreben.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Die Fähigkeit zum interdisziplinären Denken und zum „über den fachlichen Tellerrand schauen“ habe ich mir in meiner Ausbildung zum Geograph angeeignet und das hilft mir in meinem heutigen Beruf wirklich sehr. Weitere Qualifikationen, die mir heute nützen, sind die Flexibilität, sich schnell in etwas Neues einarbeiten zu können und die Zusammenarbeit in europäischen Kontexten und Projektteams.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Live mit dabei zu sein beim Start eines europäischen Erdbeobachtungssatelliten vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou.

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Beruflich hatte ich in den vergangenen Jahren im Rahmen meiner Tätigkeit bei der FFG gefühlt mehrere Jobs, das Arbeitsgebiet Raumfahrt entwickelt sich sehr dynamisch. In den nächsten Jahren möchte ich meine vielfältige Arbeit gerne auf einem hohen Qualitätsniveau weitermachen und meine gemachten Erfahrungen gerne an jüngere Menschen weitergeben. Und privat wünsche ich mir vor allem Zufriedenheit und Gesundheit für alle Menschen in meiner Familie und meinem Freundeskreis und Gelassenheit für mich selbst.

Was würden Sie heute anders machen? Eigentlich nichts, ich bin mit meinem beruflichen Werdegang im Reinen, wie man so schön sagt. Interessant wäre es aber schon, wenn man wissen würde, was passiert wäre, wenn man an bestimmten Stellen im Leben eine andere Weggabelung genommen hätte 😊.

Studierenden rate ich... neugierig zu sein und nicht nur das absolut Nötige zu machen … und das zu studieren, was einen wirklich interessiert.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? An der Universität war es unser Arbeitszimmer im 6. Stock des Bruno-Sander-Hauses, auch wenn es dort im Sommer manchmal unerträglich heiß war 😊. Ansonsten war mein Lieblingsort daheim bei meiner Frau und meiner (damals noch) kleinen Tochter.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Zwei Lehrveranstaltungen, an denen ich als externer Lehrbeauftragter mitwirken darf und die mir viel Freude machen.

Ich wollte immer schon einmal...die Pilotenausbildung für ein Kleinflugzeug machen. Mal sehen, ob das noch etwas wird 😊.  

 

 

Stand: Februar 2025

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