Design Studio 2 - Orbital

Peter Volgger

Die Studierenden entwerfen einen Wohnraum für das nachhaltige Leben in der Zukunft. Wie dieser Wohnraum aussehen wird, wie groß er sein wird, aus welchen Elementen er sich zusammensetzt, welche Räumen und Zeiten er umfasst, welche Atmosphäre er hat und mit welchen Mitteln und ästhetischen Strategien er erstellt wird, ist offen. Die Studierenden werden konfrontiert mit sozialen, politischen, ökologischen, technologischen, kulturellen und ethischen Fragestellungen, die sich aus der Thematik des Wohnens in all seinen Facetten ergeben und an Diskurse unserer Zeit anschließen. Insbesondere steht die Transformation des Wohnens im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
Die Student*innen sollen sich methodisch am spekulativen Design orientieren, das eine nahe Zukunft imaginiert, aber auf gegenwärtig verfügbaren Daten gründet. Die entstehenden Projekte sollen nicht nur eine bestehende Welt abbilden, sondern sich an einer möglichen Zukunft orientieren. Der Maßstab ist frei wählbar, das Projekt kann einen planetarischen Maßstab haben, dh. den Blick auf die Erde beinhalten und das In-der-Welt-Sein des Menschen reflektieren, es kann aber auch die Bewegung einer Träne im Raum kartographieren. Der Ausgangspunkt kann ein „großes“ Thema der Welt sein oder das eigene Zimmer …

Warum das Thema „Wohnen“? Das Wohnen steht in einer labilen Beziehung zu uns selbst und zu der uns umgebenden Umwelt (Dinge, Menschen, Tiere, Pflanzen) In ihm drückt sich unsere Identität, unser In-der-Welt-Sein und unsere Stellung in der Gemeinschaft aus. Das Wohnzimmer kann ein Seismograph sein, um die politische Tektonik unserer Zeit zu erfassen oder aber auch ganz persönliche, fein gesponnene Nuancen unserer Befindlichkeit registrieren. Die konstitutiven Elemente des Wohnens sind seine zunehmende Medialisierung (Informations- und Kommunikationsmedien), Individualisierung und Deterritorialisierung (Verlust der Ortsbindung). Das Wohnen kann eine Lebensform von Rückzug und Sicherheit sein, aber auch als digital organisiertes Nomadentum in seinen verschiedenen Facetten – von den vier Wänden bis zur Welt „da draußen“ – Dynamik und Extrovertiertheit in den Fokus rücken. Die philosophischen Streifzüge (Flusser, McLuhan, Giedion, Sprenger, Sloterdijk u.a.) verknüpfen den planetarischen mit dem menschlichen Maßstab, sie kartographieren den Körper und seine Bewegungen oder die Welt der Dinge unter den Voraussetzungen unserer Zeit. Der Schwerpunkt des Entwurfs soll allerdings nicht auf den Dingen liegen, sondern – wie der Titel sagt – auf den „Umlaufbahnen“, dh. auf unserer Perspektive darauf.
Der Schwerpunkt liegt auf der Zeichnung. Ansätze und Lösungen ergeben sich aus der zeichnerischen Praxis, die Vielfalt und Komplexität beinhaltet und auf der Grundlage frei wählbarer Techniken (Handzeichnungen, Collagen, Mashups, KI) beruht. Die Entwürfe werden theoretisch mit Hinweisen auf die Literatur und zentrale Referenzen begleitet. Wichtiger ist allerdings, dass die Studierenden Freude am Zeichnen mitbringen und bereit sind, selbstständig Entscheidungen zu treffen.

Weiterführende Texte und Inhaltsangabe unter archtheo.eu/lehre/entwerfen-m2-ss-2025

SE Theoretische Diskurse

Marco Russo

William Shakespeare, Hamlet, 1. Akt, 5. Szene. Hamlet, Prinz von Dänemark, wird nachts vom Geist seines ermordeten Vaters heimgesucht. Dieser offenbart ihm die Wahrheit über seinen Tod: Er wurde von seinem Bruder vergiftet, der nun als Usurpator auf dem Thron sitzt. Hamlet ändert daraufhin seine Einstellung zum Staat, zur Macht und zur Ordnung der Dinge. Der Prinz radikalisiert sich, sinnt auf Rache an seinem Onkel und sagt: „The time is out of joint: O cursed spite / That ever I was born to set it right! (Die Zeit ist aus den Fugen; Fluch der Pein / Muss ich sie herzustellen geboren sein!)“.
Eine Diagnose unserer Tage, könnte man sagen, denn auch wir leben in einer Zeit, in der vieles aus den Fugen geraten zu sein scheint. Einerseits erleben wir einen nie dagewesenen technischen Fortschritt, der durch die Wissenschaft erst möglich wurde, andererseits wird ebendiese Wissenschaft an den Pranger gestellt: Intersubjektivität spielt keine Rolle, sondern Faktoide, also Aussagen die oft wiederholt, für wahr gehalten werden (Stichworte Corona und Klimakrise). Auch scheint es, als würden wir ständig von Gespenstern der Vergangenheit heimgesucht – Kriege; die Aufteilung der Welt in Gut und Böse/Wir und die Anderen; die atomare Drohung und die Renaissance des Heroischen im Gewand der „Bro-Culture“). Und schließlich: der in seinem Stolz verletzte alte weise Mann, der seinen Rachefeldzug gegen das „Establishment“ begonnen hat. 

Im Zentrum der Architektur stehen die Menschen und ihre Lebenswelt, ihre Hoffnungen und Sorgen. Architektur ist, von Haus aus, politisch und sozial. In diesem Semester möchten wir diese aus den Fugen geratenen Welt beleuchten und reflektieren, die Herausforderungen unserer Zeit verstehen und fragen, welche Rolle die Architektur dabei einnimmt. Es geht nicht um die Findung eines Antidots, um das Schlucken der richtigen Pille, die uns einen Zugang zur Matrix eröffnet, sondern einzig und allein um die Frage nach dem eigenen Ethos und wie dieser uns dazu bewegen kann, aus dem Gefecht zu desertieren.  

Methoden: Nach einer kurzen Einführung und Orientierung in die Thematik werden die Studierenden eingeladen, im Laufe des Semesters Referate zu halten, die der Gruppe präsentiert und mit der Gruppe diskutiert werden. Das Seminar möchte theoretische Impulse setzten, die der eigenen architektonischen Praxis, besonders der Recherche als Inspiration dienen. Für den erfolgreichen Abschluss des Seminars ist (neben dem Referat) ein Essay (2 bis max. 5 Seiten) erforderlich. 

SE Kuratorische Praktiken - Fashion Show

Helga Schania

Während zu Beginn des 20.Jh. die Modenschau für ein kleines, eingeweihtes Publikum aus Kundinnen bestand, hat es sich in den letzten Jahren zu globalen Social Event ausgewachsen. Die Grenzen zwischen Bühne und Publikum sind verschwommen, der technische, finanzielle und logistische Aufwand für maximal 15 Minuten Show ist enorm. Der Modebegriff, der Begriff des Trends und die Architektur, in der Mode stattfindet, verändern sich ständig.
Welche Arten der Fashion Shows gibt es?
Warum gibt es sie und was hat der digitale Raum am Narrativ der Fashionshow verändert?
Was lernen wir daraus? Welche Rolle kommt dabei der/dem ArchitektIn zu?
Lässt sich die Praxis der Fashionshow auch in anderen Disziplinen kuratorisch anwenden?
Welche Aufgabe und Verantwortung trägt der Architekt hinsichtlich der Kuration des digitalen Raums?
Das sind einige der Fragen, die wir im kommenden Semester beantworten werden und uns bis Juni zu einem eigenen kuratorischen Projekt hinbewegen. Von der verspiegelten Treppe von Coco Chanel über die überbordend aufwändigen Consumershows der grossen Marken hin zu den Shows während der Zeit der Antifashion zu Beginn der 2000er Jahre und nun den verschiedenen Strömungen und Hypes around the world. Und der unvermeidlichen Frage:
Whats next?... and why?

SE Pre-Diploma

Tim Altenhof

Die Studierenden verfügen über solide theoretische und methodische Grundlagen, um die angestrebte Masterarbeit innerhalb des darauffolgenden Semesters selbstständig durchführen zu können. Es werden Konzeption, Umsetzung, Einbettung in einen theoretischen Diskurs, Kommunikation und Vermittlung von Entwurfsprojekten und wissenschaftlichen Arbeiten vermittelt.

Erarbeitung einer individuellen Forschungsfrage, Vermittlung und Vertiefung der für die Bearbeitung einer Masterarbeit notwendigen spezifischen wissenschaftlichen Methoden und Inhalte.

In this course, we will develop a proposal for a master’s thesis in architectural theory, basically oriented along a foundational grant proposal. A thesis requires students to organize complex ideas and materials, work methodically, and produce knowledge that contributes to the scientific community. Preparation for this work involves familiarizing oneself with the relevant literature and understanding the methods necessary to address a clearly defined theoretical problem. By the end of the semester, students will have identified a precise topic relevant to contemporary architectural discourse, framed by a set of open research questions, a working hypothesis, and a clear understanding of the research objective—essentially, the intention behind their project. A clear exposition of the topic will be based on and reformulated by a series of primary and secondary sources—architectural and textual references. While this body of work may, in some cases, involve analytical drawings and models, it is not a traditional design project.

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