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Wir begrüßen im Studienjahr 2024/25 im Team Architekturtheorie die Hollein-Schülerin Helga Schania und ihren Partner Hermann Fankhauser
vom Mode-Label Wendy&Jim!
SE Sonderkapitel der Architekturtheorie: Miucca Llloyd Wright / Helmut Spalt / Vivienne Seijima
Helga Maria Schania
Unser Arbeitstitel signalisiert einen Matchpoint zwischen Modedesign und Architektur.
Zwei Methoden kurzfristiger Gewinnmaximierung und Steigerung des Interesses an einer Marke haben sich in der Mode durchgesetzt: Die Kooperation zweier Marken und das Wechseln der Creatives Directors von einer Majorbrand zur Nächsten - ein Hinweis darauf, dass die einzige kreative Komponente der Kollaboration die Zusammenführung von zwei Namen ist, das Produkt sich aber keineswegs von Vorangegangenen unterscheidet. Es löst langfristig keine Probleme dieses Wirtschaftszweiges.
Im ersten Semester wollen wir der Frage nachgehen, ob eine Zusammenführung/Kollaboration zwischen Architektur x Mode zielführender wäre. Namen bekannter Modedesigner und Architekten werden spielerisch gemischt und anschliessend die Personen dahinter analysiert.
Welche der damals gültigen Grenzen hat die jeweilige Person durch ihre Sichtweise erweitert oder sogar drastisch durchbrochen?
Auf welche Art und Weise hat sie dadurch die traditionelle Mode/ Architektur herausgefordert neue Wege zu gehen und neue kreative Ausdrucksformen eröffnet. Welche der beiden Disziplinen bildet zu welchem Augenblick seine Zeit besser ab?
Werden durch die Zusammenführung interdisziplinärer Namen möglicherweise nicht nur ästhetische, sondern auch technische und ökonomisch Fragen unserer Zeit beantwortet?
Jeder Name hat ein Feld stark geprägt und eine Wahrnehmung in eine neue Richtung ermöglicht. Die Verbindung von zwei Namen aus den unterschiedlichen Disziplinen kann eine interessante Fusion von Mode und Architektur in einem völlig neuen Blickwinkel darstellen.
Design Studio M1: Revolutionary Grounds
Peter Volgger
In Zeiten der Krise akquirieren die Crash-Propheten ihre Kundschaft im Querdenker-Milieu, sie bauen dafür einen ganzen Kosmos aus Blogs und YouTube-Formaten auf oder möchte eine Revolution im TikTok-Style. Wer zur Revolution aufruft, will das große Feuerwerk. Jetzt geht‘s los! Endlich! Die Veränderung muss jetzt um jeden Preis kommen. Vieles scheint heute an das Ende seiner Möglichkeiten zu kommen, es braucht einen neuen Schub. Die Fundamentalkritik kommt aber nicht mehr nur von den linken und rechten Rändern der Gesellschaft, sondern auch aus ihrer Mitte. Selbst das Establishment fordert ein radikales Umdenken. Für andere ist der Aufruf zur Revolution eine befremdliche Parole, zu nahe an der Rhetorik des Klassenkampfes dran oder zu gefährlich für die eigene Existenz in der Konsumblase.
Der Schweizer Theatermacher Milo Rau rief vor kurzem in Wien die „Freie Republik“ aus und machte die Stadt zusammen mit Künstler:innen und Aktivist:innen zur Plattform für die Verhandlung einer postkapitalistischen Zukunft. Die Wiener Festwochen sollten zu einem Ereignis voller revolutionärer Energie werden. Für Milo Rau ist das Theater ein Ort der „Schubumkehr“, er will mit den Mitteln des Theaters den Kapitalismus hacken, in die Institutionen reingehen und sie umwandeln. In Wien war alles Theater, aber sehr politisch.
Milo Raus Slogan „Wien muss brennen“ erinnert an „Architektur muss brennen“!, das Coop Himmelb(l)au vor mehr als einem halben Jahrhundert in die Welt schrie. Architektur sollte immer politisch sein und Position beziehen. Architektur ist Einmischung und als solche eine Form des Aktivismus. Daran schließen wir an. Wir möchten ein strategisches Feld schaffen, in dem unterschiedliche Deutungsprojekte um die konkrete Lesart des Demokratischen ringen. Entscheidend für revolutionäre Architektur sind die gegenhegemonialen Momente.
Die Student:innen werden dazu aufgefordert, eine Bühne für die Veränderung der Welt zu entwerfen. Dieser „revolutionary ground“ kann überall sein, im Urwald oder mitten in der Millionenstadt, auf dem Boden oder in der Luft, im Großen wie im Kleinen. Gesucht werden angedachte, sich in Entwicklung befindende oder realisierte Aktionen, Ideen, Engagements, Projekte oder starke Statements, die einen Beitrag zu dem Thema «Architektur & Aktivismus» leisten. Im Fokus steht der Prozess, die Herangehensweise und die Art der Verhandlung mit den Mitteln der Architektur. Die Ergebnisse können temporäre Installationen, konkrete Projekte oder visionäre/künstlerische Arbeiten sein. Alles sollte auf einer fundierten Recherche und einer theoretischen Auseinandersetzung beruhen. Es geht also darum, neue Räume zu öffnen für Diskurse und Debatten, die wir in herausfordernden Zeiten dringend brauchen. Es geht um eine radikale Erweiterung des Diskurses. Wie setzt man emanzipatorische Praktiken mit den Mitteln der Architektur um? Wie verwandelt man die ganze Welt in einen Ort der Verhandlung?
Im Mittelpunkt der gegenhegemonialen Bildersteht das Thema „Wohnen“ (das Spektrum dafür reicht vom Bewohnen unseren Planeten, einer Stadt oder eines Hauses). Wir werden uns mit radikalen Projekten der Vergangenheit auseinandersetzen, aber auch Protestarchitekturen der Gegenwart ins Auge fassen.
Die Arbeiten der Studierenden sind Teil eines umfangreichen Projekts, das von verschiedenen Partnern mitgetragen wird (Euregio-Projekt Stadtarchiv Innsbruck, Land Tirol, Eck Museum of Art in Bruneck und Architekturstiftung Südtirol u.a.). Die Arbeiten sollen im Rahmen von zwei getrennten Ausstellungen und einer Installation im öffentlichen Raum (sofern es eine Genehmigung dafür gibt) der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Andreas Rumpfhuber
Unter dem Titel „Die Geschichte zeitgenössischer Architektur“ will ich im kommenden Semester der Genese einer Architektur nachspüren, dessen Praxis sich seit dem Ende des zweiten Weltkrieges gegenüber der Moderne und ihrer wirtschaftlichen, technologischen, politischen Rahmung radikal verschoben hat.
Ziel ist es für mich den Zuhörer*innen ein Verständnis und analytisches Werkzeug an die Hand zu geben, in den aktuellen Diskursen der Architektur navigieren zu können und im besten Fall, daraus eine eigene Position zu entwickeln.
Die Vorlesung konzentriert sich konkret auf die Analyse signifikanter Projekte und ihrer Einbettung in gesellschaftliche Diskurse der letzten 50 Jahre. Symbolischer Ausgangspunkt der Vorlesung ist der 8. Februar 1971. An diesem Tag eröffnet in New York das Datenzentrum der weltweit ersten vollelektronischen Wertpapierbörse der „National Association of Securities Dealers Automated Quotations“ (NASDAQ).
Kurz darauf, am 15. August 1971 erklärt dann der damalige US Präsident Nixon den Ausstieg aus dem Bretton Woods Vertrag, der in den westlichen Industienationen das Nachkriegswirtschaftswunder und den sozialliberalen Wohlfahrtsstaat erst ermöglicht hatte. Ab diesem Moment wird die Geldproduktion mehr und mehr virtuell, die Nutzung elektronischer Technologie intensiviert und die politische Ideologie, die gemeinhin als „Neoliberalismus“ bekannt ist, zunehmend das dominante Denkmuster der Politik jedweder Couleur.
Damit verschiebt sich aber auch die Rahmung der Architektur und ihrer Produktion. Die Themen, die Inhalte und die ästhetische Praxis verschieben sich und sind in signifikanten Projekten gut nachzuspüren. Exemplarisch sei hier das Buch „Delirious New York“ des niederländischen Architekten Rem Koolhaas erwähnt …
SE Ausgewählte Themen der Architektur: Workshop Surrealismus
Peter Volgger
Vor hundert Jahren rief Andrè Breton im »Manifest des Surrealismus« dazu auf, die Welt und das Leben zu verändern. Er ermutigte dazu, über die Realität hinauszuträumen. Im Vorwort beschreibt Breton das Wesen des Alltags in der Moderne als eine Entfremdung des Individuums sowohl von sich selbst als auch von der Welt. Die Surrealisten wandten sich gegen eine Kultur, in der die Menschen sich in einer immer weiter anwachsenden Welt der Dinge eingerichtet haben, die sie benutzen, aber nicht mehr wahrnehmen. Der Einsatz von Fantasie und Kreativität sollte mit der »Herrschaft der Logik« brechen und alles Gleichförmige und Repressive subvertieren und scheinbar Vernünftiges unterwandern. Man erhoffte sich eine radikale Veränderung des Alltags der Menschen und der Gesellschaft im Ganzen.
In Zeiten von Angst und Furcht können kreative Ausdrucksformen nicht nur Mittel zur Verbindung und Kommunikation, sondern sie lindern manchmal auch den Ernst der Lage zugunsten der Umarmung des Surrealen. Eine Reise durch die Bilderwelten des Internets lässt den Schluss zu, dass der Surrealismus auf Pinterest und Instagram wiederkehrt. Zeigte uns der Surrealismus einst, wie verrückt die Welt sein könnte, so ist die reale Welt heute surrealer als alle Vorstellungen, die wir uns von ihr machen können.
Das Seminar findet oberhalb des Stuibenwasserfalls im Ötztal statt, einem Ort, der „schön ist wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“. Dort setzen wir uns im Seminarraum mit Kunst und Theorie des Surrealismus auseinander, insbesondere mit den Themen Architektur und Körper. Am Nachmittag werden wir gemeinsam in der Werkstatt große Pappmache-Fantasie-Figuren basteln, die ausgestellt werden sollen.