Der Nachlass der Baumeisterfamilie Josef Retter im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte
DI Albert Frisch und DI Uwe Walch
Diplomarbeit, abgeschlossen 2009
Nachlass Retter, Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, Portrait Josef I. Retter.
An der Architekturfakultät der Universität Innsbruck besuchten Albert Frisch und Uwe Walch (wir) ein Seminar über den Heimatstil im Alpenraum und beschäftigten uns erstmals näher mit der Architektur des beginnenden 20igsten Jahrhunderts. Diese von Herrn Doktor Christoph Hölz geleitete Lehrveranstaltung führte uns im Rahmen mehrerer Exkursionen, zum südtiroler Kurort Meran, nach Bozen und ins Trentino, in die Materie ein. Weitere Studienreisen wurden nach München und Sonthofen im Allgäu unternommen. Auch Ziele um und in Innsbruck standen auf dem Programm, welches unser Architekturwissen über diese Zeit vergrößerte. Im weiteren Seminarverlauf wurden wir erstmals mit dem Innsbrucker Baumeister Josef Retter konfrontiert und wählten einen Teilbereich seines Werkes zu unserer Seminararbeit. Doktor Hölz vermittelte uns Unterlagen von Herrn Peter Retter, der das Archiv seines Urgroßvaters in Obhut hat.
Die Tatsache, daß ein Mann mit seiner Baufirma zu Beginn des vorigen Jahrhunderts eine Villa, ein Wohnhaus nach dem anderen plante und ausführte, ja ganze Straßenzüge bebaute und auf diese Weise das Bild der Stadt Innsbruck nachhaltig prägte, steigerte unser Interesse an dieser Person. Auch daß etliche bekannte und markante Bauwerke Innsbrucks zum Werk des Baumeisters Retter zählen, veranlaßte uns zu einer näheren Betrachtung.
Josef Retter wird in der Literatur zwar des Öfteren am Rande erwähnt, zu unserer Überraschung hatte sich aber noch niemand näher mit dem Baumeister, seiner Firma und dessen Nachlaß beschäftigt. Dies gab unserer Entscheidung, nicht wie die meisten unserer Kommilitonen einen Entwurf als Diplomarbeit abzuliefern, sondern ein bauhistorisches Thema zu wählen, den entscheidenden Anstoß.
Schon während der oben erwähnten Seminararbeit hatten wir Zugriff auf drei Folianten, die sich damals kurzzeitig für eine Sichtung im Archiv für Baukunst, im Adambräu befanden. Diese Folianten bildeten die Grundlage für einen ersten Überblick über den Bestand an Retterbauten. Unser Betreuer stellte den Kontakt zu Peter Retter her, an den wir uns wandten, um Zugang zum Retterarchiv zu erlangen. Der Erbe gewährte uns Zugang und half mit ersten Aussagen zu seiner Familie weiter.
Der nächste Weg führte uns ins Bundesdenkmalamt in Innsbruck, genauer zu Frau Magister Gabriele Neumann. Diese hatte erste Versuche unternommen, das Werk Josef Retters zu bearbeiten und schilderte uns die vergeblichen Anläufe von anderen, diesem Nachlaß Herr zu werden. An der Größe und vor allem am Zustand des Retterarchivs seien alle nach einiger Zeit gescheitert. Von ihr erhielten wir eine überblicksartige Auflistung von Retterbauten. Parallel lasen wir uns in die schon bestehenden Werke zu den Baufirmen Huter und Fritz ein. Zum einen, um Vergleiche mit diesen zeitgleich agierenden Baumeistern anstellen zu können, zum anderen, um Beispiele für eine solche Aufarbeitung zu bekommen.