Architektonischer Leitfaden für Garmisch-Partenkirchen

 

Masterarbeit von Dominik Samstag
Betreuer: Priv.-Doz. Dr. Christoph Hölz

 

Zur Wahrung der historischen und traditionellen Bausubstanz

Mit dem Urlaub in den Bergen verbinden viele Menschen einen Urlaub in einem Dorf, einem Bauernhaus oder einem Hotel mit Blick auf die Wiesen mit Bauern-Stadln in einer schönen, gewachsenen Umgebung, in der man Entspannung findet und sich erholen kann.

Garmisch zwischen 1890-1900

Doch was macht diese Dörfer oder auch Städte wie Venedig und Amsterdam so besonders, dass diese eine so große Anziehung auf Urlauber ausüben? Das Gesamtbild in diesen Urlaubsdestinationen wird als harmonisch wahrgenommen und hat über Jahrhunderte Bestand oder wurde weiterentwickelt. In dem Essay „Schein und Wirklichkeit“, der 2014 von Kollhoff erschienen ist, versuchen einzelne Häuser nicht mehr hervorzustechen, als andere, „…sondern aus gut gebauten konventionellen Häusern – Häuser, die diese Bezeichnung verdienen“, entsteht ein gelungener Stadtraum. „Das ist ja seit Langem nicht mehr selbstverständlich. Investoren und Developer denken in Strukturen, möglichst groß, jenen Megastrukturen, die dahin wuchern ohne Anfang und Ende. Damit lässt sich viel Geld verdienen.“ Gleichzeitig löst sich der über Jahrhunderte geprägte Stadtraum auf. Der Charakter des Ortes verschwindet und ein Ort oder eine Gegend wird austauschbar, da sie den individuellen und traditionellen Charakter verliert.

In Garmisch-Partenkirchen ist ein Verlust an regional ausgeprägter Baukultur festzustellen. An vielen Stellen wirken Häuser entwurzelt, nicht zugehörig. Ein „Gefühl der Zugehörigkeit“, wie es Peter Zumthor, Pritzker-Preisträger für Architektur und engagierter Dankmalschützer in dem „Spiegel“-Artikel Dezember 2012 beschreibt, ist auch in Garmisch-Partenkirchen größtenteils verloren gegangen und wird durch nicht zugehörige Strukturen zerstört. Nur die einstigen Ortskerne Garmisch, Partenkirchen und Wamberg wirken noch harmonisch.

Doch wie gelingt es, den Charakter dieser Ortskerne zu erhalten oder gar zu erweitern? Wie entsteht ein homogener und individueller Charakter eines Ortes, einer Stadt oder einer Gegend? Wie konnte in anderen Gemeinden das Ortsbild gewahrt werden? Warum haben alte Bauernhäuser einen eigenen Charme und warum überdauerten sie mehrere Jahrhunderte? Wie werden Gebäude gegenüber der Witterung geschützt? Welche Gesetze und Konzepte für die Erhaltung der historisch geprägten Gebäude oder Bereiche gibt es und wie können diese auf den ausgewählten Bereich in dieser Arbeit umgesetzt werden? Gibt es Bezüge und Abhängigkeiten zwischen Tradition und Tourismus? Was sind die Stärken und Schwächen des Ortsbildes von Garmisch-Partenkirchen und von anderen Kommunen? Wie wichtig sind Ensemble und Denkmäler für einen Ort und wie kann der Weg in die Zukunft ausschauen? Wie kann mit zukünftigen Neubauten oder Neubaugebieten (im Zuge einer neuen OGS) umgegangen werden? Wie kann man zukünftig mit historischer Substanz umgehen?

Die Gesamtheit dieser Fragen strebt die Ausarbeitung eines Leitfadens für die Erhaltung der historischen und traditionellen Bausubstanz an, um diese zu wahren und zu erweitern. Dabei sollen sowohl die vergangene als auch die zukünftige Entwicklung berücksichtigt werden.

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