Architektur der Nationalbanken
Internationaler und interdisziplinärer Workshop des Jubiläumsfonds-Projekts „Die Bautätigkeit der österreichischen Notenbank 1878–1938 im europäischen Kontext“

6.–8. November 2024
um Anmeldung wird gebeten bis 21.10.2024 unter archiv.baukunst@uibk.ac.at

Dieser Workshop vereint internationale Expertinnen und Experten unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen, die miteinander die Bautätigkeit der europäischen Zentralbanken im letzten Drittel des 19. und ersten Drittel des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftshistorischer, bankhistorischer und architekturhistorischer Perspektive diskutieren.

Das Programm des Workshops kann hier heruntergeladen werden. Änderungen vorbehalten.

 

Plakat Workshop Architektur der europäischen Zentralbanken. Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, 2024.

MITTWOCH, 6. NOVEMBER 2024
Einführungsvortrag in der Filiale der OeNB West, Adamgasse 2, Innsbruck
Grußworte und kurze Einführung in das Forschungsprojekt
Präsenz in der Provinz - Eine kurze Geschichte der Filialnetzwerke europäischer Zentralbanken
Stehempfang


DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2024
Themenfeld I
Die Filialen der österreichischen Notenbank und anderer europ. Zentralbanken

Themenfeld II
Funktionen, Arbeitsabläufe und Angestellte der Bankfilialen

Themenfeld III
Die Hauptsitze europäisher Zentralbanken


FREITAG, 8. NOVEMBER 2024
Themenfeld IV: Ästhetik und Topographie von Bankhäusern

Im Fokus stehen die Fragestellungen des vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank geförderten Projekts zur Bautätigkeit der Oesterreichisch-Ungarischen Bank (1878–1922) sowie der Oesterreichischen Nationalbank (1923–1938). In dieser Zeit entstanden nicht nur repräsentative, bereits gut erforschte Hauptgebäude in Budapest und Wien, sondern über 100 Neubauten des ausgedehnten Filialnetzes, das sich über das Gebiet der gesamten k.u.k. Monarchie erstreckt. Im Workshop sollen wesentliche Grundlagen für das Forschungsprojekt erarbeitet und dabei gleichzeitig erstmals der derzeitige Wissensstand zur Architektur der Zentralbanken, aber auch der kommunalen und privaten Kreditinstitute wiedergegeben werden.

Folgende Fragestellungen stehen im Zentrum des Workshops:

  • Was sind die Aufgaben einer Zentralbank und ihres Filialnetzes?
  • Haben alle europäischen Zentralbanken das gleiche Tätigkeitsfeld oder gibt es signifikante Unterschiede?
  • Welche wirtschafts- und finanzpolitischen Gründe gab es für den Ausbau der Filialnetze?
  • Wer waren die Entscheidungsträger und Interessenten, welche die Errichtung einer Filiale initiierten?
  • Was waren die Aufgaben einer Bankfiliale und welche Klientel sprach sie an?
  • Wie war die Arbeit in den Filialen organisiert und welche Angestellten führten sie aus?
  • Inwieweit zählten Frauen zu den Mitarbeitern und welche Tätigkeiten wurden ihnen anvertraut?
  • Wie wurde die Errichtung so großer Filialnetze bei anderen Zentralbanken organisiert?
  • Lässt sich eine typische Architektursprache von Bankgebäude beobachten, und versuchten Zentralbanken bei ihren Filialen eine Form von „Corporate Identity“ zu schaffen?
  • Wie verhält sich der stilistische Wandel der Bankgebäude im Vergleich zur allgemeinen Weiter-„Entwicklung“ der Baukunst?
  • Wie verhält sich die Architektur der Filialbauten zu denen der Hauptsitze der Zentralbanken?
  • Zeichnen sich die Filialen durch schematisierte, an den Geschäftsbetrieb angepasste Grundrisse aus und welche Varianten gibt es?
  • Wo liegen die Tresorräume und durch welche Bautechnik und Alarmsysteme sind sie gesichert?
  • Welche Beobachtungen lassen sich zum Standort machen? Sind Zentralbanken Teil von Bankenvierteln oder distanzieren sie sich räumlich von den Sitzen kommunaler und privater Kreditinstitute? Stehen sie in der Kernstadt oder am Stadtrand?
  • Welche Rolle nehmen Bankgebäude im öffentlichen Raum ein?
  • Die Expertinnen und Experten der verschiedenen Disziplinen stellen ihre Forschungsarbeiten vor, die bei der anschließenden Diskussion in Relation zum Jubiläumsfonds-Projekt gesetzt werden.

 


EINFÜHRUNG IN DAS FORSCHUNGSPROJEKT

Im Mai 2024 startete ein mit Fördergeldern des Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank unterstütztes Forschungsprojekt zur Bautätigkeit der „binationalen Bank einer multinationalen Monarchie“ (György Kövér, Ágnes Pogány), der 1878 gegründeten Oesterreichisch-Ungarischen Bank (OeUB), sowie der 1923 als ihre Nachfolgeinstitution gegründeten Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Erst kurz vor der Jahrhundertwende wurde ein umfassendes Bauprogramm initiiert: Nachdem zunächst nur ältere Gebäude umgenutzt wurden, entstanden innerhalb von weniger als zwanzig Jahren knapp 100 repräsentative Filialneubauten in attraktiver Lage, die über das gesamte Gebiet des ehemaligen Habsburgerreichs verteilt waren und größtenteils erhalten sind. Die Oesterreichische Nationalbank erstellte 1923–1938 nur drei emblematische Neubauten an politisch bedeutsamen Orten – in Vorarlberg, Tirol und im Burgenland.

Filiale Jungbunzlau, Architektonický obzor

Das Forschungsprojekt untersucht die Bautätigkeit des österreichischen Noteninstituts nach architektur- wirtschafts- und bankhistorischen Gesichtspunkten.Im  Zentrum stehen die Analyse der stadträumlichen Lage und der Grundrissdisposition der Filialneubauten, der zahlreich erhaltenen Möblierungspläne, der Sicherheitseinrichtungen sowie der künstlerischen Gestaltung und deren Einordnung in die österreichische Architekturgeschichte. Besondere Aufmerksamkeit soll der Arbeitsweise des Baubüros der Nationalbank und der Biographien seiner Mitglieder ebenso wie der beauftragten freien Architekten gewidmet werden. Dabei wird die Frage beantwortet, inwiefern sich die Bauorganisation der OeUB/OenB mit der von staatlichen Baubehörden sowie von kommunalen und privaten Kreditinstituten in Österreich-Ungarn vergleichen lässt. Schließlich wird ihre Relation zu anderen europäischen Zentralbanken wie etwa der Banque de France, der Banca d’Italia und der Deutschen Reichsbank untersucht. 

Die wirtschaftshistorische Analyse strebt die Untersuchung der wirtschaftlichen und/oder politischen Gründe für die Einrichtung und den Neubau der unterschiedlich dimensionierten und ausgestalteten Filialen an. Studien sollen die wirtschaftliche Bedeutung der jeweiligen Bankplätze vor Augen führen und den Zusammenhang des Ausbaus des Eisenbahnnetzes und der Filialneugründen beleuchten. Die bankhistorische Verortung konzentriert sich auf die Bedeutung des Filialnetzes für die OeUB/OeNB, die Einordnung ihrer Baupolitik vor dem Hintergrund der sukzessive geänderten Kompetenzen der Filialen, der immer wieder neu verhandelten Bankprivilegien, der Persönlichkeiten der jeweiligen Gouverneure und Filialdirektoren sowie die Beeinflussung der Bautätigkeit durch nationale und lokale Faktoren wie einflussreiche Stadtverwaltungen.

Um das zeitlich, geographisch und thematisch breit gefächerte Forschungsprojekt erfolgreich zu bewältigen, wurde mit der Bildung eines breiten wissenschaftlichen Netzwerks begonnen. Neben der Bildung eines wissenschaftlichen Beirats soll dieser internationale und interdisziplinäre Workshop zur Architektur der Zentralbanken anerkannte Expert:innen für Architektur-, Wirtschafts- und Bankgeschichte vereinen, deren grundlegende Vorarbeiten und Fachwissen einen wesentlichen Impuls für die weitere Untersuchung des Themas bilden sollen.   

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