Im Rahmen der 19. Advanced Building Skins Konferenz in Bern war der Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen gleich doppelt vertreten. In der Session "Deep Serial Renovation with Prefabricated Multifunctional Facades" präsentierten Sascha Hammes (Vortrag zum Projekt OutPHit) und Fabian Ochs (Chair und Vortrag zur fassadenintegrierten Wärmepumpe) ihre aktuelle Forschung.
Überblick der Session
Strategien und Maßnahmen zur Skalierung von seriellen Renovierungen im Mehrgeschosswohnbau
Strategien und erste Schritte zur Skalierung serieller Renovierungen in Österreich
Susanne Formanek von Renowave.at in Wien untersucht Ansätze für die effiziente Umsetzung und Skalierung serieller Renovierungen in Österreich. Der Fokus liegt dabei auf Leuchtturmprojekten, die als Best-Practice-Beispiele dienen und den Weg für weitere Projekte ebnen können. Zentrale Herausforderungen sind die hohen Initialkosten und die technische Komplexität solcher Projekte. Die Identifizierung und Realisierung von Kostenreduktionen sowie die Förderung nachhaltiger Bauweisen sollen helfen, langfristige Vorteile für die Umwelt und die Energieeffizienz zu erzielen.
Kostenanalyse traditioneller und industrieller Sanierungsszenarien
Stefano Avesani von Eurac Research in Bozen vergleicht die Kosten und Vorteile traditioneller und industrieller Renovierungsansätze. Die Analyse zeigt, dass vorgefertigte, multifunktionale Fassaden in vielen Fällen technisch und wirtschaftlich vorteilhaft sind. Ein detailliertes Kostenanalyse-Tool ermöglicht die systematische Bewertung der spezifischen Vor- und Nachteile der verschiedenen Ansätze. Der Vergleich zeigt, dass industriell gefertigte Elemente in bestimmten Situationen Kostenvorteile bieten können, insbesondere durch die Reduktion der Bauzeit und Verbesserung der Qualitätssicherung.
Bewertung serieller Sanierungskonzepte
Sascha Hammes von der Universität Innsbruck analysiert das Potenzial serieller Renovierungen anhand realer Fallstudien. Für die Auswahl geeigneter Systeme sind Planungs- und Optimierungstools notwendig, welche im Rahmen des Projekts OutPHit entwickelt wurden. Monitoring als Qualitätssicherungsmaßnahme ist ein wichtiger Bestandteil des Prozesses und stellt sicher, dass die angestrebten Energieeinsparungen und Komfortverbesserungen erreicht werden.
Modularer und zirkulärer Ansatz für die Fassadensanierung
Simon Schmidt vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Deutschland, stellt nachhaltige und modulare Sanierungsansätze für Gebäudehüllen vor. Maßgeschneiderte Fassadenmodule und ein durchgängiger digitaler Prozess sind zentrale Bestandteile von seriellen Sanierungskonzepten. Durch den Einsatz modularer und zirkulärer Bauweisen können Materialien und Prozesse effizienter genutzt werden, was zu einer Reduktion der Umweltbelastung und langfristig zu Kosteneinsparungen führt.
Thermische Aktivierung von Außenwänden als Heizungssystem
Thomas Rosskopf-Nachbaur vom Energieinstitut Vorarlberg zeigt die thermische Aktivierung von Außenwänden für die Heizung am Beispiel des Projekts SüdSan. Messungen und Kostenvergleiche zeigen, dass die thermische Aktivierung eine effiziente und kostengünstige Lösung darstellen kann, um die Effizienz eines Gebäudes zu verbessern und Energiekosten zu reduzieren. Der Vorteil im Vergleich zu Niedertemperaturheizkörpern ist v.a. die Möglichkeit der Installation mit geringem Eingriff in den Wohnungen (minimalinvasiv).
Vorgefertigte intelligente Multifunktionsfassaden mit Gebäudetechnik und erneuerbaren Energien
Petros Antonios Gerogiannis von der Nationalen Technischen Universität in Athen bewertet die Energieeinsparungen und den Komfort einer vorgefertigten Multifunktionsfassade, die Heizung, Lüftung und Klimatisierung sowie erneuerbare Energien integriert (all-in-one-Paneele). Eine Simulationsstudie zeigt die präzise Temperaturregelung durch ein Komfort-gesteuertes TGA-System (PMV: Predicted Mean Vote).
Ganzheitlicher Entwurf einer fassadenintegrierten Wärmepumpe
Fabian Ochs von der Universität Innsbruck stellt eine innovative Split R290 Luft-Wasser-Wärmepumpe mit fassadenintegrierter Außeneinheit vor. Durch einen simulationsbasierten Ansatz auf Komponenten-, Kältekreislauf- und Systemebene wurde ein optimales Design und optimierte Betriebseigenschaften erzielt. Die Integration dieser Technologie in die Fassade bietet neue Möglichkeiten für energieeffiziente und ästhetisch ansprechende Renovierungen.
Die vorgestellten Strategien und Technologien verdeutlichen, dass serielle Renovierungskonzepte großes Potenzial haben den Bausektor nachhaltiger zu gestalten. Indem industrielle Lösungen wie vorgefertigte Module, thermische Aktivierungen und integrierte Fassadentechnologien in die Praxis umgesetzt werden, lassen sich langfristig Kosten und Energieverbrauch deutlich reduzieren.