Das gerichtete Wort. Briefe von und an Elazar Benyoëtz. Hg. v. Barbara Hoiß und Julija Schausberger. Mit einem Editorial von Johann Holzner (2007)
Editorial
Elazar Benyoëtz, geboren am 24. März 1937 in Wiener Neustadt, hat anlässlich seines siebzigsten Geburtstags nicht nur eine neue Sammlung von Aphorismen vorgelegt, Die Eselin Bileams und Kohelets Hund (Hanser: München 2007), sondern auch die in den letzten Jahrzehnten von ihm verfassten und an ihn gerichteten Briefe neu durchgesehen: „Meinem deutschen Aphorismus ging der Brief voraus“, schrieb er mir am 26. Februar 2007, nicht ohne hinzuzufügen, dass seine hebräischen Texte, anders als eben die deutschsprachigen, im hebräischen Schrifttum ihre Quelle hätten, und er ergänzte: „der Brief liegt meiner ganzen Aphoristik zugrunde“.
Elazar Benyoëtz stellte also eine umfangreiche, freilich noch längst nicht vollständige Sammlung seines Briefwechsels mit Autorinnen und Autoren, mit Repräsentanten der verschiedensten kulturwissenschaftlichen, namentlich der philologischen Disziplinen, mit Freunden und mit Studierenden (Originalbriefe, Kopien, Abschriften, E-Mails) dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv zur Verfügung. Eine Auswahl der Sammlung wird, vom 24. März 2007 an, in dieser von Barbara Hoiß und Julija Schausberger betreuten Internet-Edition publiziert, die Bildschirmpräsentation soll kontinuierlich erweitert werden: durch weitere Briefe, Anmerkungen, Kommentare, nicht zuletzt aber auch durch weitere Nutzungsmöglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung.
Im Aufbaustadium dieser Publikation „gerichteter“ Worte sind die folgenden Editionsprinzipien beobachtet worden:
Die Briefe von und an Elazar Benyoëtz werden nicht chronologisch geordnet; vielmehr bestimmt (jedenfalls zunächst einmal) die alphabetische Ordnung der Namen der Briefpartner von Elazar Benyoëtz die Reihung.
Bei der Textwiedergabe wird auf jede „Verbesserung“ verzichtet, alle Texte sind buchstabengetreu transkribiert worden; auch offensichtliche Schreibversehen werden nicht korrigiert: In den meisten Schriftstücken ist deutlich zu sehen, dass die Verfasser/innen (sofern sie dies tun) Normen missachten, weil diese in der (ursprünglich ja nie für die Öffentlichkeit bestimmten) Korrespondenz keine Funktion, keinen besonderen Wert gehabt hätten.
Eingriffe der Herausgeberinnen stehen in eckigen Klammern. Auch gelegentliche Kürzungen (sie betreffen vor allem Passagen, die nur für den Briefpartner bzw. nur für den Tag bestimmt waren) sind entsprechend gekennzeichnet.
Briefe, die schon einmal gedruckt worden sind, werden nach der im Brenner-Archiv liegenden Vorlage wiedergegeben, auf die Veröffentlichungen wird jedoch ausdrücklich hingewiesen.
Hin und wieder folgen auf Briefe von oder an Elazar Benyoëtz auch vereinzelte Schriftstücke, die Briefpartner des Autors zunächst untereinander ausgetauscht (und ihm später zur Kenntnis gebracht) haben; weil es in diesen Korrespondenzen im wesentlichen um das Werk von Elazar Benyoëtz geht, werden sie hier ebenfalls berücksichtigt.
Zahlreiche Schriftstücke, die der Autor (oft Jahre nach der Entstehung) überarbeitet: ein-gerichtet hat, und zwar wohlgemerkt sowohl Von- wie auch An-Briefe, bezeugen vor allem eins: dass Briefe für Elazar Benyoëtz immer weit mehr gewesen sind als bloße Vorstufen zu seinem literarischen Werk – sie gehören vielmehr untrennbar dazu.
Johann Holzner