Archivierung, Digitalisierungsstrategie
und digitale Langzeitarchivierung
- Archivierung
- Digitalisierungsstrategie und digitale Langzeitarchivierung
Archivierung
Im Brenner-Archiv wird nach den RNA-B (Ressourcenerschließung nach Normdaten für Archive und Bibliotheken des Standardisierungsausschusses des Fachkollegiums der Bibliotheken, Archive und Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz) archiviert. Vor der Einführung dieses Regelwerks 2019 wurde nach RNA (Richtlinie für die Erschließung von Nachlässen und Autographen) gearbeitet.
Die Präsentation der wissenschaftlichen Erschließung erfolgt auf zwei Ebenen:
- einerseits über ein detailliertes Verzeichnis eines Bestands auf der Homepage des Forschungsinstituts Brenner-Archiv (Bestände), dessen Bestandteile (z.B. Namen) über google findbar sind, und
- andererseits über bibliothekarische Einträge im Verbundkatalog der wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs (Erweiterte Suche – Nachlässe/Handschriften).
Die Arbeitsgruppe Archiv (AGA, Leitung: Dr. Annette Steinsiek M.A.) tagt regelmäßig, um Standardisierungen und work-flows zu diskutieren und festzuhalten. Sie kümmert sich u.a. um die Adaption des gängigen Archivierungsstandards (RNA-B) oder die Pflege des digitalen Repositoriums. Im Brenner-Archiv werden Nachlassbibliotheken wie Archivmaterialien behandelt, d.h. im Katalog finden sich archivalische Beschreibungen (z.B. Widmungen, Lesespuren etc.). Vor allem bei Korrespondenzen bemühen sich die Archivarinnen und Archivare, alle beteiligten Personen namentlich zu erfassen, um eine umfassende kulturhistorische Forschung zu ermöglichen.
Das Forschungsinstitut Brenner-Archiv nimmt am Verbund der Österreichischen Literaturarchive KOOP-Litera Österreich und am Verbund der deutschsprachigen Literaturarchive KOOP-Litera international teil. Mitarbeiter*innen des Brenner-Archivs halten Vorträge und Workshops bei den jährlichen Tagungen und nehmen an Fortbildungen von Kolleg*innen teil. Projekte der KOOP-Litera Österreich, wie das Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich, finden unter Mitarbeit des Brenner-Archivs statt.
Ein Mitarbeiter (Mag. Dr. Markus Ender) ist Mitglied der VÖB-Kommission für Nachlassbearbeitung (VÖB: Vereinigung Österreichischer BibliothekarInnen).
Bereits mehrfach war das Brenner-Archiv auch Gastgeber für die KOOP-Litera-Tagung, zuletzt 2018.
Um die Handschriften auch nachfolgenden Generationen in vollem Umfang zu erhalten, gewinnen konservatorische Maßnahmen verstärkt an Bedeutung. Dazu gehört nicht nur der Erhalt der physischen Originale, sondern auch die Digitalisierung des Bestandes (digitale Langzeitarchivierung).
Digitalisierungsstrategie und digitale Langzeitarchivierung
Die Digitalisierung im Forschungsinstitut Brenner-Archiv dient vor allem zwei Zwecken: der Langzeitarchivierung (auch von born digital-Material) und der Verwaltung der Digitalisate im Hinblick auf die Benutzung durch (auswärtige) Forscher*innen. Sie dient somit den Aufgaben und Funktionen des Archivs, diese Digitalisate bzw. dieser Server sind nicht öffentlich. Der (forschenden) Öffentlichkeit wird ein Portal zur Verfügung gestellt, das Archivalien (samt Metadaten) präsentiert. Es wird selbstverständlich mit den Digitalisaten aus dem Archivserver gespeist.
Die Digitalisierung begann 2003 als Kooperation mit der Universitätsbibliothek Innsbruck (Abteilung für Digitalisierung und elektronische Archivierung, DEA) und dem Zentralen Informatikdienst der Universität Innsbruck (ZID). Ziel war es, die wichtigsten Archivmaterialien (Manuskripte, Briefe, Photos u.a. in den damals 190 Nachlässen bzw. Teilnachlässen) zu speichern und zu verwalten. Zugleich sollen die Voraussetzungen für die Erwerbung von born-digital Material in Nachlässen geschaffen werden. Im Laufe der Zeit zeigte sich, dass das Brenner-Archiv mit der Digitalisierung von Archivalien einen höheren Anspruch an die Digitalisate stellt als die Onlinebibliothek der Universitätsbibliothek (damals: ALO), die das Medium Buch voraussetzt.
2010 hat die Arbeitsgruppe Archiv (AGA) im Brenner-Archiv eine Digitalisierungsstrategie entwickelt, das sich an den anerkannten aktuellen technischen Standards und der Praxis großer Einrichtungen wie der Österreichischen Nationalbibliothek (Handschriftensammlung) orientiert und außdem die spezifischen Gegebenheiten im Brenner-Archiv berücksichtigt hat. Die alten, qualitativ nicht genügenden Scans werden mittlerweile peu à peu ersetzt.
Das Brenner-Archiv benutzt seit 2019 einen Archivscanner mit Reprokamera der Firma Walter Nagel.
Die Strategie umfasst
- die Digitalisierung von kulturhistorisch besonders wertvollem Material
- die Digitalisierung aus konservatorischen Gründen
- die Digitalisierung on demand
- einen Workflow für die Digitalisierung, der die Archivierungspraxis und die Bestellvorgänge mit einbezieht (Bestellungen werden nur mehr digital abgewickelt. Das Archiv erhält hochwertige Scans für die elektronische Langzeitarchivierung, die BenutzerInnen erhalten automatisch verkleinerte Arbeitsscans, automatisch versehen mit einem elektronischen Wasserzeichen
- ein digitales Ablage- und Verwaltungssystem
- technische Standards nach den dfg-Praxisregeln Digitalisierung (2009/2013) und den Richtlinien Bestandsaufnahme zur Digitalisierung von Kulturgut und Handlungsfelder des Fraunhofer Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (2007)
- AV-Digitalisierung nach den Vorgaben der Regelwerke der Internationalen Vereinigung der audiovisuellen und Schallarchive (IASA) Guidelines on the Production and Preservation of Digital Audio Objects (2004/2009)
- Bilddigitalisierung inhouse, AV-Digitalisierung mit Dienstleistern (Österreichische Mediathek, Innsbruck University Innovations)
- Qualitätskontrolle
- Metadatenverwaltung der Scans, der AV-Digitalisate und des born-digital Materials nach den erwähnten Richtlinien in einem eigens vom Brenner-Archiv entwickelten System, das den technischen und inhaltlichen Anschluss an nationale und internationale Verbünde (z.B. Europeana) gewährleistet
- Speicherung auf einem eigenen Server des ZID der Universität Innsbruck
Am 26.06.2020 umfasste das digitale Archiv 29 TB in 326.000 Bild- und AV-Dateien.
Verantwortlich:
Mag. Dr. Ursula Schneider, in Zusammenarbeit mit
Mag. Dr. Joseph Wang-Kathrein (technisches Konzept und technische Umsetzung)
Arbeitsgruppe Archiv AGA im Brenner-Archiv (Leitung Dr. Annette Steinsiek M.A.) und das
Sekretariat des Instituts (Dienstleistung), aktuell: Tanja Hofer, Rania Abbas-Ragab