Erich Lechleitner (1879-1959). Künstler, Erzieher.
Erich Lechleitner, 1879 in Innsbruck geboren, 1959 ebendort gestorben, war im bürgerlichen Beruf Kunsterzieher und jahrzehntelang Inspektor für den Kunstunterreicht in Westösterreich (Salzburg, Tirol, Vorarlberg). Dazu qualifizierte ihn eine früh einsetzende Pioniertätigkeit im Sinne eines modernen Zeichenunterrichts nach dem Vorbild Georg
Kerschensteiners und seiner Freunde Gustaf Britsch und Egon Kornmann, die von München aus in dieser Hinsicht Bahnbrechendes geleistet haben.
Doch sah Lechleitner sich allezeit auch als autonom arbeitender bildender Künstler, seine Berufsarbeit wurde ihm dadurch immer wieder zum behindernden Faktor und bis zu seiner Pensionierung 1936 zum anhaltenden Lebensproblem. Sein Weg als Künstler brachte ihn mit praktisch allen entscheidenden Impulsen dieses Jahrhunderts in Berührung und nötigte ihn immer wieder zu deren individueller Verarbeitung. Als zur Jahrhundertwende in Wien die Sezession zum Durchbruch gelangte, war er gerade an der maßgeblichen Durchbruchsstätte, an der Kunstgewerbeschule in Ausbildung zum Goldschmied und Ziseleur und kam in persönliche Beziehung zu Alfred Roller. 1910 hielt er sich in München auf und erlebte den Streit um Böcklin und Marées aus allernächster Nähe mit. Im Jahr darauf verbrachte er einige Monate in Paris und stieß dort zum Künstlerkreis im Café du Dome auf dem Montparnasse, wo er Bekanntschaft mit prominenten Matisse-Schülern schloß. Er war bei der Eröffnung der Frühjahrsausstellung im Salon des Indépendants anwesend, bei der erstmals kubistische Künstler öffentlich auftraten. Nach dem Krieg gehörte er in Innsbruck zur Gruppe um den "Brenner", wo er in nähere Beziehung zu Ludwig von Ficker, Bruno Sander, Ferdinand Ebner und anderen trat.
Lechleitner bevorzugte kleine und kleinste Formen, sowohl als Ölmaler und Aquarellist als auch als Bildschnitzer. Zeitlebens entzog er sich dem Kunstmarkt; er hat kein einzigesmal öffentlich ausgestellt, obwohl das in seinem Nachlass erhaltene Oeuvre stupend ist. Von besonderer Bedeutung ist sein Spätwerk, bestehend aus einer Fülle von Kleinaquarellen, in denen er sowohl Formgesetze des Goldenen Schnitts als auch Farbgesetze in Berücksichtigung der Farbenlehren Goethes, Schopenhauers, Adolf Hölzels und anderer in ein subtil abgestuftes farbiges Medium umsetzte. - Der Entdeckung seiner Kunst und der Darstellung seines in vieler Hinsicht symptomatischen geistigen Lebenswegs in einer Zeit katastrophaler Umbrüche ist das Projekt gewidmet.
Projektergebnisse:
Walter Methlagl: Erich Lechleitner (1879-1959). Künstler - Erzieher. Eine Biographie als kulturgeschichtlicher Anlaß. (Manuskript Innsbruck 2000, im Brenner-Archiv einsehbar)
Walter Methlagl: Erich Lechleitner 1879-1959. Text: Walter Methlagl sen. (Hg.).
Bildteile und Layout: Walter Methlagl jun. Innsbruck: Haymon 2003