Sammlung Georg Paulmichl. Erschließung und Analyse

 
Über das Projekt 

Georg Paulmichl

Der Autor und Maler Georg Paulmichl gilt „nach dem alltäglichen Sprachgebrauch“ (vgl. www.georgpaulmichl.com) seit seiner Geburt 1960 als geistig behindert. Er trat 1978 in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung ein und arbeitet seit den 80er Jahren dort mit seinem Betreuer, Lektor und Freund Dietmar Raffeiner an Texten und Bildern. Seine Texte stießen auf reges Interesse und wurden daher bald schon publiziert, zunächst in Zeitschriften und im Selbstverlag, schließlich folgten mehrere Bände im Haymon Verlag und bei Folio.
Den Texten Georg Paulmichls wurden in den Publikationen stets bildkünstlerische Werken beigefügt; Werke, die ebenfalls mit Unterstützung Raffeiners entstanden sind. In den folgenden zwei Jahrzehnten ging der Dichter auf Lesereisen, stellte seine Bilder in verschiedenen Galerien aus und wurde für seine Texte mit etlichen Preisen, darunter der Hans-Prinzhorn-Medaille (1997) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2007), geehrt. Es wurden Filme über ihn gedreht, Radiosendungen ausgestrahlt und es kam zu Inszenierungen seiner Texte am Theater. Kurzum: Der Autor avancierte zum „Autogrammschreiber“, wie er es in einem Brief formuliert (In: Vom Augenmaß überwältigt. Briefe, Glossen und Bilder. Innsbruck: Haymon, 2001, S. 11).  

Trotz alledem: Was Nina Schedlmayer in ihrem Artikel „Aufmerksamkeitsdefizit“ (In: profil, Nr. 25, 20.06.2011, S. 133-136) für die bildenden Künstler aus Maria Gugging konstatiert, nämlich dass ihre Werke trotz vieler Vermarktungsversuche ein Rand-Dasein im Kunstbetrieb führen, gilt in ähnlichem Maß auch für die Literatur geistig behinderter Menschen und damit für die Literatur Georg Paulmichls. Die Literaturwissenschaft, eine der maßgeblichsten Institutionen im Kanonisierungsprozess, hat zur Aufarbeitung dieses Themenkomplexes bis dato wenig beigetragen.  

Ausgehend von der Sammlung Georg Paulmichl, die über das Soziale Archiv der Lebenshilfe Tirol ins Forschungsinstitut Brenner-Archiv gelangte, wurde im Projekt, das vom Südtiroler Künstlerbund finanziert wurde, erstmals eine umfassende literaturwissenschaftliche Auseinander-setzung mit diesem Werk angestrebt. Dabei war es von Anfang an die Maßgabe, von den v. a. durch die Literaturkritik tradierten Meinungen und Idealisierungen abzusehen, um die Texte auf der Grundlage von intersubjektiven Kriterien auf ihre literarische Qualität hin zu prüfen. Die Beschäftigung mit den Gedichten Paulmichls sollte damit auch zum Ausgangspunkt einer kritischen Hinterfragung des gängigen Poesie-Begriffs werden.

Angestrebt wurde zunächst die Aufarbeitung, Ordnung und Erschließung der Materialien aus dem Vorlass. Damit wurden die Materialien nutzbar gemacht, wurde ein Grundstein für die künftige Forschung gelegt. Im Folgenden trug das am Brenner-Archiv situierte Projekt eine literaturwissenschaftliche Ergänzung zum Online-Archiv der Lebenshilfe Tirol bei.  

 
Finanzierung
 

Das Projekt wurde vom Südtiroler Künstlerbund gefördert.
Projektleitung: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Johann Holzner 
Projektmitarbeiterin: Mag. Irene Zanol
Laufzeit: 1.5.-31.10.2013  

 
Kooperationspartner
 

Südtiroler Künstlerbund
Lebenshilfe Tirol – Soziales Dokumentationsarchiv

 

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