Erika Wimmer: Krista Hauser – Kulturjournalistin und Dokumentarfilmerin. Ein Porträt.
Innsbruck: StudienVerlag 2011
Krista Hauser begann 1964 für verschiedene Zeitungen zu arbeiten und wurde nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte Kulturredakteurin bei der Tiroler Tageszeitung. Etwa 10 Jahre später, nach einem kurzen Intermezzo beim ORF Studio Tirol, wechselte sie zum österreichischen Fernsehen in Wien über. So lernte sie als Kulturjournalistin sowohl das Pressewesen als auch den TV-Film intensiv kennen. Die Kulturszene Tirols war ihr auch von Wien aus ein Anliegen, andererseits schaute sie in Tirol stets über den Tellerrand hinaus und beobachtete hierzulande und anderswo die innovative Kunst und den Niederschlag eines weltoffenen, ja fortschrittlichen kulturellen Klimas.
In der Redaktion der Tiroler Tageszeitung Mitte 1970 (Foto Archiv Hauser)
In der Redaktion des ORF in Wien 1998 (Foto Archiv Hauser)
Bei Adolf Frohner im Atelier, mit Günter Brus, mit H C Artmann (90er Jahre; Fotos Archiv Hauser)
Es war Krista Hauser ein Anliegen, neben der üblichen Information über das Kulturgeschehen im regionalen Raum möglichst umfassend über die wichtigsten kulturellen Ereignisse in Österreich und dem benachbarten Ausland zu berichten. Ihr persönliches Steckenpferd war die zeitgenössische Architektur, sie gilt als erste weibliche Architekturkritikerin Österreichs. Außerdem arbeitete sie nebenbei als ständige Theaterkorrespondentin für den ORF/Ö1. Sie wollte die neueste österreichische Literatur befördern und kannte sich in der zeitgenössischen bildenden Kunst bestens aus.
Die „kulturpolitischen Blätter für Tirol“ – der 6 Mal jährlich erscheinende „horizont“ – wurden im Jänner 1972 von Kommerzialrat Joseph S. Moser zu einer Zeit ins Leben gerufen, als die Gründung der Arge Alp vor der Tür stand. Moser beabsichtigte mit der TT-Beilage eine Profilierung Tirols innerhalb der Alpenregionen, er wollte seiner Zeitung eine gewichtige Stimme im absehbaren Geschehen innerhalb der Arge Alp (und hier besonders ein Gegengewicht zu Bayern) sichern. Mosers Strategien gingen auf: Der „horizont“ erlangte bereits mit den ersten 2 bis 3 Nummern durch sein offenes Konzept und durch seine gesellschaftspolitischen Themen eine hohe Bekanntheit auch außerhalb Tirols. Die ersten drei Nummern wurden vom „Fenster“-Herausgeber Wolfgang Pfaundler betreut, danach zeichnete Krista Hauser für den Inhalt verantwortlich. Die Editorials, das Sprachrohr der redaktionellen Leitung, nutzte sie immer wieder gezielt dazu, kulturpolitisch Position zu beziehen und ihre Absichten transparent zu machen.
Das Spektrum der im „horizont“ behandelten Themen war groß, die Kultur wurde als ein weit über die Künste und deren Bewahrung hinausgehender gesellschaftlicher Faktor begriffen. Außerdem verfügte die Beilage zur TT über ein für das konservative Tirol auffallend hohes kritisches Potential, auch gegenüber den unumstößlichsten konservativen Werten. Anlässlich des Erscheinens der 50. Nummer des „horizont“ am 27. März 1980 zog Krista Hauser auf einer Doppelseite und unter dem bezeichnenden Titel „Beitrag zu einem neuen Kulturverständnis“ selbstbewusst Bilanz über die bisherige Arbeit und die Rezeption ihrer „Blätter“. Dabei fällt auf, dass sie ihre Arbeit eingebettet in ein rundum postuliertes neues Kulturverständnis sah und sich in aller Deutlichkeit auf die damals in der Nachfolge der 68er Bewegung auch in der Provinz beginnende Öffnung und Aufbruchstimmung bezog.
Dreharbeiten bei Erich Fried in London 1989 (Foto Archiv Hauser)
Dreharbeiten zum Max Weiler-Film 2000, mit Yvonne Weiler, Tonmeister und Kameramann (Foto Archiv Hauser)
Anfang der 80er Jahre arbeitete sich Krista Hauser beim ORF in das für sie neue Medium, den Fernsehfilm, ein. Schaut man heute in das Filmarchiv des ORF Wien, so findet man unter ihrem Namen eine beeindruckende Anzahl von Einträgen. Es liegen allein Dutzende von literaturbezogenen Filmdokumenten vor, die unter ihrer Leitung entstanden sind. Ihr besonderes Interesse war es, abseits vom Tagesgeschäft zu arbeiten und künstlerisch bedeutende Persönlichkeiten zu porträtieren oder ein Stück Zeitgeschichte aufzuarbeiten. So hat sie etwa Filmporträts über Karl Kraus, Elias Canetti, Erich Fried, Eduard Goldstücker, H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Conrad Bayer, Friedrich Achleitner, Max Weiler, Gustav Klimt , Rudolf Hausner, Franz West, Günter Brus, Margarete Schütte-Lihotzky gemacht. Daneben berichtete sie natürlich auch regelmäßig für Kultursendungen wie „Treffpunkt Kultur“ und „Bücher des Monats“ oder für ZIB 1 und ZIB 2.
„An Drehorten und in Schneideräumen war ich fast immer glücklich“, sagte Krista Hauser 2004 anlässlich der Verleihung des Professorentitels durch das Staatssekretariat für Kultur im Bundeskanzleramt: „Deshalb habe ich auch das Medium nicht mehr gewechselt, bin nicht zurückgekehrt zu Druckerschwärze und Fotosatz […].“
Krista Hauser hat sich vor einigen Jahren vom ORF verabschiedet, arbeitet jedoch weiterhin an kulturpublizistischen Projekten. So hat sie etwa zuletzt ein Buch über die Schauspielerin und Mitbegründerin der Tiroler Volksschauspiele in Telfs, Ruth Drexel, veröffentlicht.