Kritische Online-Edition der Werke und Briefe von Otto Weininger
Über hundert Jahre nach dem Erscheinen von Geschlecht und Charakter von Otto Weininger in Wien 1903 steht der deutschsprachigen Forschung noch immer keine vollständige Textedition dieses wichtigen Werkes zur Verfügung.
In Italien ist bereits 1990 eine Übersetzung der Werke Weiningers erschienen mit dem Verweis auf 80 Textvarianten zwischen erster und zweiter Auflage von Geschlecht und Charakter. 2003 sind in eine neue englische Übersetzung Hinweise auf die Textveränderungen eingearbeitet worden.
Im Rahmen des Projekts soll nun eine kritische Online-Ausgabe der Werke Weiningers entstehen. In einem ersten Schritt sollen der Text von Geschlecht und Charakter vollständig mit allen Varianten erfasst werden. Eine kritisch kommentierte Edition der Textsammlung Über die letzten Dinge muss hinzugefügt werden, da in diesen posthum herausgegebenen Texten die philosophischen Gedanken von Otto Weininger weitergeführt werden und sein philosophisches System verdeutlichen wird. Taschenbuch und Briefe, eine erst 1919 veröffentlichte Sammlung von Aphorismen sollen mit aufgenommen und so weit als möglich kommentiert und zugeordnet werden. In einem weiteren Schritt werden dann die Briefe Weiningers vollständig gesammelt und weitere vorhandene Dokumente, Vorarbeiten von Geschlecht und Charakter (vgl. Eros und Psyche herausgegeben von Hannelore Rodlauer), Gedichte, Vorträge, Artikel, Urkunden und persönliche Dokumente, Biographisches, Zeitungsanzeigen und Buchbesprechungen hinzugenommen.
Der Forschung stünde dann eine vollständige Ausgabe der Werke und Briefe von Otto Weininger zur Verfügung, in die alle neu aufgefundenen Dokumente und Literaturen eingearbeitet werden können. Ein solch vollständiger Textkorpus mit den Hilfsmitteln wie Synopsen, Werk- und Übersetzungsverzeichnissen und den Möglichkeiten der elektronischen Bearbeitung der Texte kann dann Grundlage für eine ernsthafte, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Otto Weininger sein.
(dieses Projekt wird gefördert vom FWF)
Projektleiter:
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Allan S. Janik
Philosophisches Institut der Universität Innsbruck
Honorarprofessor für Philosophie der Universität Wien
Wissenschaftliche Mitarbeiterin:
Dr. Waltraud Hirsch