Zur ‚lyrischen Intensität‘ von Friederike Mayröckers Lyrik
Um die Bedeutung des Konzepts der „Intensität“ als Analysekriterium für Mayröckers Lyrik plausibel zu machen, ist es nötig, die Gedichte im Kontext der geisteswissenschaftlichen Intensitätsdiskurse zu sehen. Dazu fragt die Arbeit zunächst nach historischen Intensitätskonzepten, mit denen Mayröckers Poetik verbunden ist. Hier wird es vor allem Hölderlins Poetik der Intensität sein, deren Bedeutung herausgestrichen werden soll. Gefragt wird danach, inwiefern und auf welche Weise Mayröcker als Hölderlin-Erbin gesehen werden kann, inwiefern sie aber auch in einer Traditionslinie mit anderen Dichtern wie etwa Georg Trakl oder Paul Celan steht. Darüber hinaus soll das Projekt deutlich machen, dass Mayröcker auch die literarische Produktion sowie die literatur- und kunsttheoretische Debatten ihrer eigenen Zeit umfassend rezipiert, wobei zu zeigen ist, dass ihr Interesse sich sehr häufig an dem entzündet, was in dieser Arbeit ästhetische Intensität genannt wird.
Für die Analyse und Kontextualisierung der einzelnen Gedichte wird es in methodischer Hinsicht nötig sein, die literaturwissenschaftliche mit anderen wissenschaftlichen Perspektiven zu verknüpfen, insbesondere mit der psychologischen. Gerade im Bereich der psychologischen Intensitätsforschung wurden in den vergangenen Jahrzehnten interessante Beschreibungs- und Erklärungsmodelle entwickelt, die für eine neue Mayröcker-Lektüre fruchtbar gemacht werden können. Die Entwicklung einer interdisziplinär ausgerichteten analytischen Instrumentariums gehört demnach zu den vorrangigen Zielen der Arbeit. Da zu Mayröckers charakteristischen “Emotionswörtern“ auch die Tiere gehören, werden ihre „Tier-Gedichte“ auch im Lichte der interdisziplinär angelegten Cultural and Literary Animal-Studies neu perspektiviert.
Schließlich versteht sich die Arbeit auch als Beitrag zur aktuellen Debatte um eine „Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft“, die das Verhältnis von Literatur und ethischem Wissen reflektiert.
Laufzeit: November 2015 ‒ April 2022
Förderer: FWF Der Wissenschaftsfonds
Projektleiterin: Mag. Dr. Eleonore De Felip