Station 17: Grandhôtel Toblach: Ein bedeutendes Bauwerk der Südtiroler Tourismusgeschichte

Grandhôtel Toblach:
Ein bedeutendes Bauwerk der Südtiroler Tourismusgeschichte

© FIBA, Sig. 047-016-018

Die farbige Ansichtskarte aus dem Jahre 1910 zeigt ein im Jahr 1877 erbautes Hotel, das nur wenige Meter vom Bahnhof in Toblach entfernt steht. Das Grandhôtel, zu Beginn „Südbahnhotel“, zählte zu den ersten Luxushotels Südtirols. Toblach liegt an der Zugstrecke zwischen Lienz und Franzensfeste und ist gut an den öffentlichen Verkehr angebunden, Tourist*innen konnten es bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gut erreichen. Das mondäne Hotel lockte viele zahlungskräftige Urlauber*innen an, die Erholung in den Dolomiten suchten. Die kluge und charismatische Chefin, Elise Überbacher, geb. Kopf, baute das Hotel immer weiter aus, was die Unterbringung der Gäste gestaffelt nach sozialem Rang und Zahlungskraft ermöglichte.

Etwa zur Zeit der Postkartenaufnahme, von 1908 bis 1910, war auch der ehemalige Direktor der Wiener Hofoper und mittlerweile in New York wohnhafte Dirigent und Komponist Gustav Mahler (1860–1911) zu Gast im Südbahnhotel. Er verbrachte dort als Stammgast drei Mal seine Sommerfrische und komponierte die 9. und 10. Symphonie sowie das Lied von der Erde - die so genannte „Toblacher Trilogie“. Nicht nur Musiker*innen oder Künstler*innen, sondern auch die High Society und der europäische Adel hielten sich im Südbahnhotel auf.

Wie viele touristische Einrichtungen in Südtirol hatte auch das Grandhotel Toblach an den Folgen des Ersten Weltkriegs zu leiden. Die Lage des Hotels war unvorteilhaft nahe an der Front, weshalb die Gäste fluchtartig das Hotel verließen, als im Mai 1915 Italien Österreich-Ungarn den Krieg erklärte. Das Gebäude erlitt keine Kriegsschäden, wurde aber als Lazarett genutzt. In den folgenden 60 Jahren drohte der Verfall. Das Publikum blieb nach dem Krieg aus, und mit der Weltwirtschaftskrise kam der Konkurs. Die Besitzer*innen wechselten, das Hotel wurde unter anderem für Sommercamps für faschistische italienische Jugendliche benutzt, schonungslos gebraucht und kaum instand gehalten.

Heute dient das große Gebäude nach einer umfassenden und langjährigen Sanierung und Renovierung (1992–1999) als Kulturzentrum und Jugendherberge. Auch finden dort Veranstaltungen statt, etwa die Gustav Mahler Musikwochen.

Andrea Hellweger


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Literatur

Foto: Sammlung Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Sig. 047-016-018.

Bruna Dal Lago: Südtirol: Ein kurioser Reiseführer. Bozen: Raetia 2014, 278–279.

Carl Deisting: Führer für das Südbahnhôtel Toblach und Umgebung. Das Pusterthal von Bruneck bis Lienz und das Ampezzothal. Bruneck: Selbstverlag Südbahnhotel 1888. Online lesen

Hans Heiss: Grandhotel Toblach. Pionier des Tourismus in den Alpen. Grand Hotel Dobbiaco. All'avanguardia del turismo nelle Alpi. Wien, Bozen: Folio 1999.

Kaiserlich-Königliche Privilegierte Südbahn-Gesellschaft (Hg.): Panorama für die Fahrt von Lienz nach Franzensfeste. Innichen: K.k. Priv. Südbahn-Gesellschaft, Teestube, 1989.

Hans-Günter Richardi: Gäste, Glanz und Granaten. Toblach und das Höhlensteintal im Brennpunkt der Südtiroler Geschichte. Bozen: Raetia 2012.




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