Erinnerung an den Achensee.
1841.
Dort liegt der See! An seinem Wasserspiegel
Steht nicht der Oelbaum in der Sonne Gluth;
Die Mandel blüht nicht rosenroth am Hügel,
Kein liederkranker Schwan schläft auf der Fluth.
Dort liegt der See! In seinen Wellen baden
Sich keine Städte, spiegelt sich kein Dom,
Durch seine Wasser zieht kein Silberfaden
Kein durch das Lied u. Schwert gefei‘rter Strom.
Dort liegt der See! Auf jeder Uferstelle
Stehn aber Berge, Riesenhüter, Wacht;
Noch unentweiht, jungfräulich jede Welle,
Ist rein der See, wie Thau der Frühlingsnacht.
Ist der Smaragd in der granit‘nen Krone,
Um die Tirol den Eichenkranz sich wand;
Drum liegt er hoch, wie keine andre Zone
Ein Wasser hat im Alpenblumenland.
Um seine Ufer blühen Alpenrosen;
Das Lied des nahen Senners tönt ins Ohr,
Der Schaum der Wellen glänzt – welch süßes Tosen,
Als tauchten Wasserlilien empor.
Wohlan! ihr schönen Mädchen aus der Ferne,
Das Ruder schlägt, steigt in den leichten Kahn;
Zwei Dinge gibt’s [,] die Wellen und die Sterne,
Die ziehn das Herz unwiderstehlich an.
Das Schifflein schwankt! Ihr denkt wohl Eurer Lieben;
O fürchtet nichts! seht nur die klare Fluth;
„Die grünen Wellen können sich nicht trüben,
So lange auf den Bergen wohnt der Muth.“
Was taucht dort weiß wie Silber auf u. nieder?
Von dorther rufts, anstatt des Lebewohls:
„Vergeßt nicht meine Berge, meine Lieder,
Nicht meinen See, den Kronjuwel Tirols!“