Eltern zwischen Norm und Gefühl - wie sich frühkindliche Erziehung im 20. Jahrhundert entwickelt hat

Miriam Gebhardt

Bis in die frühen siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden deutsche Mütter und Väter eindringlich vor zu viel Verständnis und Zärtlichkeit für ihren Nachwuchs gewarnt. Die Zeit, die man seinem Kleinkind täglich widmen sollte, terminierten Expertinnen und Ratgeberautoren auf zehn bis fünfzehn Minuten. Zu viel Kontakt galt als genauso schädlich wie zu viel Mitleid mit weinenden Kindern, sei es, weil sie nicht schlafen konnten, hungrig waren, oder sich verletzt hatten. Frühkindliche Sozialisation hatte schließlich die Aufgabe, ein wildes Wesen zu zähmen und frühzeitig an die Härten des Lebens anzupassen – sonst drohte ein „kindlicher Tyrann“. Wie haben sich Eltern zu diesen Vorgaben und Empfehlungen der Experten verhalten? Der Vortrag stellt das für lange Zeit prekäre Verhältnis zwischen Experten und Eltern auf der einen Seite und Eltern und Kindern auf der anderen Seite in den Kontext der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.

 

Miriam Gebhardt lehrt als außerplanmäßige Professorin Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschlechtergeschichte, Sozialisations- und Familiengeschichte in Deutschland im 20. Jahrhundert. Außerdem arbeitet sie als Sachbuchautorin und Journalistin.

Miriam Gebhardt (2009) Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert, München: DVA.

Miriam Gebhardt (2015) Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs", München: DVA.

Miriam Gebhardt (2022) Unsere Nachkriegseltern. Wie die Erfahrungen unserer Mütter und Väter uns bis heute prägen, München: DVA.

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