herkunftsbedingten Ungleichheiten ihr Potenzial entfalten können. Darüber hinaus soll über selbstverantwortliche Lernformen die Kompetenz der selbstständigen Generierung von Lerninhalten gefördert werden, um auf die sich schnell wandelnden beruflichen Anforderungen angemessen und flexibel reagieren zu können.
So sehr sich die Notwendigkeit dieser Reformen zu erschließen vermag, werden dadurch auch weitreichende Risiken außer Acht gelassen, die gegenwärtigen Spaltungstendenzen in Bezug auf soziale Ungleichheiten, postfaktische Wissens- und kulturelle Wertekonflikte verstärken. Meine am Institut für Soziologie eingereichte Promotionsschrift macht deutlich, dass gerade in städtischen Mittelschulen viele Schüler:innen mit der neuen Norm der Selbstständigkeit überfordert sind, da sie den bildungsbürgerlichen Ethos der Selbstorganisation in ihrer familiären Sozialisation weniger verinnerlichen konnten. Darüber hinaus zeigt sich, dass die erzieherische Vermittlung von geteilten Wahrheiten und legitimen Werten auf zentrierte und synchrone Unterrichtssettings angewiesen ist, in denen solche Konfliktlinien unter der Leitung einer fach- und sozialkompetenten Lehrperson verhandelt werden können.
Im Anschluss an diese Ergebnisse untersuche ich am Lehr- und Forschungsbereich für „Disability Studies und Inklusive Bildung“ (Institut für Erziehungswissenschaften) zurzeit die Frage, unter welchen Bedingungen lebensweltorientierte Förderpotenziale in unterschiedlichen Lernformaten verfolgbar sind und schulstrukturelle Reformdiskurse enttabuisiert werden können.
Die Buchpublikation der Dissertation erscheint Ende des Jahres im Beltz-Juventa Verlag unter dem Titel „Individualisiert – idealisiert – instrumentalisiert. Lebenswelt Schule in Erosion.“
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