Dietmar Till (Tübingen):

Dietmar Till (Tübingen):

Zurück in die Zukunft. Was Rhetorik war und was sie
wieder sein könnte

Die Rhetorik war einmal – bis ins 18. und 19. Jahrhundert – eine zentrale Disziplin im Kanon der europäischen Bildung. Dann verschwand sie, neue Fächer traten auf, integrierten teilweise das rhetorische Wissen, verdrängten aber insgesamt das disziplinäre Erbe. Die These des Vortrags lautet, dass dadurch ein kommunikativer Verlust eingetreten ist. Problemstellungen, die die alte Rhetorik bearbeitete, sind in den neuen Disziplinen nicht weitergeführt worden, etwa die nach der Angemessenheit oder der Plausibilität überzeugender Rede. In der Kraus-Lecture 2024 werden einige der Grundbegriffe der alten und neuen Rhetorik skizziert und gefragt, was wir mit diesen Konzepten in unserer heutigen Welt, die einerseits durch Wissenschaftsgläubigkeit und einer Sehnsucht nach Eindeutigkeit gekennzeichnet ist, andererseits aber auch durch Wissenschaftsskepsis, fake news und einem erodierenden Wahrheitskonzept, anfangen können. Der Blick auf die Sprache, der für die rhetorische Tradition stets bestimmend war, schafft eine Brücke zum Werk von Karl Kraus.

Zum Vortragenden:
Dietmar Till, Professor am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen, ist einer der weltweit führenden Experten für die Geschichte und Theorie der Rhetorik. Er ist Co-Editor der Cambridge History of Rhetoric (2023) und Mitherausgeber der bei de Gruyter erscheinenden Buchreihe neue rhetorik. Neben zahlreichen wichtigen Positionen in Fachverbänden ist Dietmar Till Mitglied im Vorstand des SFB 1391 „Andere Ästhetik“.

Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung bei:
Vizerektorat für Forschung der Universität Innsbruck
Tiroler Wissenschaftsförderung