6. Christoph Probst Lecture 2025

Der Kampf um die Vergangenheit – für die Zukunft. 35 Jahre „Memorial“

Referentin: Dr. Irina Sherbakova

 

  Donnerstag, 6. März 2025

  18:00 Uhr s.t.

  Kaiser-Leopold-Saal, Theologie, Karl-Rahner-Platz 3, 2. OG, Innsbruck

  Um Anmeldung bis spätestens 27. Februar 2025.

Mit der 2020 etablierten Christoph Probst Lecture will die Universität Innsbruck alljährlich an ihren kurzzeitigen Medizin-Studenten Christoph Probst erinnern. Er wurde in Innsbruck festgenommen und am 22. Februar 1943 in München-Stadelheim als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gemeinsam mit den Geschwistern Scholl durch das NS-Regime hingerichtet. Das Ziel der Christoph Probst Lecture ist es, im Rahmen von Vorträgen renommierter Fachleute, die Ideale der „Weißen Rose“ – Freiheit, Demokratie und Zivilcourage – zu reflektieren und weiterzutragen.


Begrüßung

Univ.-Prof. Dr. Veronika Sexl
Rektorin der Universität Innsbruck


Moderation

Univ.-Prof. Mag. Dr. Dirk Rupnow
Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck


Abstract

Der Kampf um die Vergangenheit – für die Zukunft. 35 Jahre „Memorial“

Die populistischen und autoritären, aber auch aggressiven politischen Projekte der Gegenwart sind eng verknüpft mit geschichtsrevisionistischen Ideologien und Narrativen. Geschichtspolitiken und Erinnerungskulturen sind dementsprechend derzeit global von zentraler Bedeutung. Ein Beispiel unter vielen dafür ist das gegenwärtige Russland und sein Krieg gegen die Ukraine. Die russische Führung rechtfertigt den Krieg gegen die Ukraine nicht nur mit einer „großen“ geopolitischen Vergangenheit, sondern versucht auch ständig, die eigene Bevölkerung davon zu überzeugen, dass sie in der historischen Perspektive nichts anderes als diese imperiale Vergangenheit hat. Dafür wird eine bunte Palette dessen verwendet, was Putin in seinen Artikeln und Reden als „Geschichte“ bezeichnet: ein Konglomerat von historischen Mythen, Verschwörungstheorien und Zitaten antiliberaler Philosophen. Wir erleben, wie diese pseudo-historischen Mythen die russische Bevölkerung beeinflussen und zur Akzeptanz und Rechtfertigung des Krieges beitragen.

In Russland geht dies u.a. konkret einher mit der Verfolgung und Unterdrückung der Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die Ende der 1980er Jahre gegründet wurde – nicht zuletzt, um die Erinnerung an die Opfer der Verbrechen des Sowjetstaates ins Bewusstsein zu rücken und zu bewahren. „Memorial“ macht deutlich, wie eng verflochten miteinander Menschenrechtsarbeit in der Gegenwart und eine kritische Aufarbeitung der Geschichte sind. Nachdem russische Behörden „Memorial“ 2021 liquidiert haben, gab das norwegische Nobelkomitee im Oktober 2022 die Verleihung des Friedensnobelpreises für den Schutz der Menschenrechte in ihren Ländern an das russische „Memorial“, das ukrainische „Zentrum für bürgerliche Freiheiten“ und den belarussischen Menschenrechtler und Vorsitzenden des Menschenrechtszentrums „Wjasna“, Ales Bjaljazki, bekannt.

Dr. Irina Sherbakova

Portraitbilder Scherbakowa

Irina Sherbakova, geboren 1949 in Moskau, 1971 Abschluss der Moskauer Universität, Staatsexamen in Germanistik, Dr. phil., bis 1987 vor allem als Germanistin und Übersetzerin deutscher Belletristik tätig, ab Ende der 1970er Jahre Sammeln von Tonbandaufzeichnungen der Erinnerungen von Opfer des Stalinismus und Inhaftierten in GULAG; 1992-2006 Dozentin an der Russischen Staatlichen Universität für humane Wissenschaften Moskau – Bereich Oral History; 1994-95 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; 1998 Fellow am Institut für die Wissenschaften von Menschen IWM  in Wien; 1998-99 Gastprofessur an der Universität Salzburg; 2008 Gastprofessuren an den Universität Bremen und Jena; 2012 Fellow am FRIAS Freiburg; 1999-2022 Leiterin der Bildungsprogramme der Gesellschaft „Memorial“, Koordinatorin von Oral History-Projekten der Gesellschaft Memorial; Мärz 2022 nach der Liquidierung der Gesellschaft Memorial in Moskau und Beginn des Krieges gegen die Ukraine Emigration nach Israel; 2012 Kuratorin  der  Ausstellung „GULAG. Spuren und Zeugnisse 1929-1956“, organisiert von der Internationalen Memorial-Gesellschaft und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora; Mitglied des Kuratoriums der Gedenkstätte Buchenwald, der Aktion Sühnezeichen und der Gräfin Dönhoff-Stiftung.

Zahlreiche Publikationen, Herausgeberin von Bänden zu den Themen Stalin-Opfer, Totalitarismus, GULAG, „Ostarbeiter“, historisches Gedächtnis; Publikationen auf Deutsch: „Moskauer Küchengespräche“ (mit Susanne Scholl, 1997), „Nur ein Wunder konnte uns retten“ (2000), „Zerrissene Erinnerung“ (2010), „Vaters Hände“ (2017), Herausgeberin der Bände „Russlands Gedächtnis“ (2003), „Unruhige Zeiten” (2006), „Gulag. Spuren und Zeugnisse“ (2012)

Preise und Ehrungen: 1994 Deutscher Katholischer Journalistenpreis, 2005 Verdienstkreuz am Bande – Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland; 2013 Medaille der Menschenrechtbeauftragten der Russischen Föderation; 2014 Carl-von-Ossietzky-Preis; 2017 Goethe-Medaille; 2019 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst; 2021 Jan Michalski-Literaturpreis; 2022 Marion Dönhoff-Preis; 2022 Ehrenmedaille der Stadt Weimar; 2022 Friedensnobelpreis für Memorial; 2024 Ernest Hemingway – Premio Lignano Sabbiadoro

Universität Innsbruck
Büro für Öffentlichkeitsarbeit

Josef-Moeller-Haus, Innrain 52
6020 Innsbruck

Um Anmeldung bis spätestens 27. Februar 2025 wird gebeten.


Wir freuen uns auf Ihr Kommen!



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