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Historisches Buch

Historische Sammlungen an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Ungeachtet ihres noch relativ jungen Alters verfügt die 1745 als Bibliotheca publica Theresiana gegründete heutige Universitäts- und Landesbibliothek Tirol (ULB Tirol) mit etwa 70.000 Medieneinheiten über umfangreiche, inhaltlich breit gefächerte und qualitativ hochwertige historische Sammlungen. Dieses Kulturerbe umfasst unter anderem mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften, Frühdrucke, Druckschriften des 16. bis 18. Jahrhunderts, Tiroler Drucke von vor 1850, ferner eine umfangreiche und nach dem ersten Direktor der Bibliothek, Anton Roschmann, benannte Sammlung von Grafiken des 15. bis 18. Jahrhunderts inklusive Handzeichnungen Tiroler Künstler – vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert – sowie eine Einband- und Fragmentesammlung. Dazu kommen noch Karten und Globen.

Die Geschichte der historischen Sammlungen ist aufs Engste mit den vielen bis ins Mittelalter zurückreichenden kirchlichen und privaten Bibliotheken Tirols verbunden, die ehedem fester Bestandteil der Kulturlandschaft des Landes waren. Ein mit etwas mehr als 12.000 Bänden bezifferter Grundstock war mit der Übernahme von Büchern aus dem höfischen Umfeld aus Anlass der Gründung der Bibliothek gelegt. Zu etwa je einem Drittel setzt sich dieser aus Teilen der Bibliothek Erzherzog Ferdinands II. auf Schloss Ambras, Dubletten aus der Wiener Hofbibliothek oder Geschenken Kaiserin Maria Theresias sowie aus den beiden Innsbrucker Hofbibliotheken zusammen.

Eine erste große Bestandserweiterung erfolgte im Zuge der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) und der Einverleibung der Bücher aus den Bibliotheken der Kollegien in Innsbruck und Hall. Deren Bestände zeichneten sich durch die Vielfalt der vertretenen Wissensgebiete aus. Eine weitere sprunghafte Bestandserweiterung resultiert aus der unter Kaiser Joseph II. erfolgten Aufhebung von mehr als 20 Männer- und Frauenklöstern in Tirol. Zwar nicht die größte, wohl aber bedeutendste unter diesen aufgehobenen Bibliotheken war jene der Kartause Allerengelberg in Schnals. Aus dem ebenfalls aufgehobenen Kollegiatstift Innichen bezog die ULB Tirol zwar nur sehr wenige Bücher, darunter aber eines ihrer wertvollsten Objekte, nämlich ein mit ganzseitigen Autorenbildern und Initialseiten ausgestattetes spätkarolingisches Evangeliar („Innicher Evangeliar“). Diese älteste in Tirol befindliche Handschrift entstand vermutlich Anfang des 10. Jahrhunderts im Bodenseeraum. Die mit der administrativen Eingliederung Tirols in das Königreich Bayern (1806–1814) einhergehende Aufhebung der unter Joseph II. noch verschont gebliebenen Stifte und Klöster brachte für die Bibliothek eine vorläufig letzte große Erweiterung an wertvollen Büchern.

Recht umfangreiche Ergänzungen der historischen Sammlungen folgten auch noch im weiteren Verlauf des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch mehrere Legate und Nachlasse. Darunter fielen auch ganze Bibliotheken von Gelehrten, wenngleich diese qualitativ an die geschilderten Erwerbungen nur noch bedingt heranreichten. Als Ausnahme ist die berühmte „Liederhandschrift B“ des Oswald von Wolkenstein von 1432 anzusehen, die Kaiser Franz Joseph I. der Bibliothek 1889 als Dauerleihgabe überlies. Die bislang letzte und mit rund 33.000 Bänden äußerst beachtenswerte Bestandsvermehrung erfolgte im ersten Dezennium des 21. Jahrhunderts mit der Übernahme der Bibliothek der Ritter von Waldauf‘schen Stiftung in Hall sowie der Historischen Bibliothek des Innsbrucker Servitenkonvents.

 

Adresse

Hauptbibliothek
Innrain 50, 2. Stock
6020 Innsbruck

T: +43 512 507 2435
E: ulb-sosa@uibk.ac.at

Die historischen Bestände können im Lesesaal der Abteilung für Sondersammlungen benutzt werden.

Historische Sammlungen an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Wissenschaftliche Leitung

OR Mag. Peter Zerlauth
T: +43 512 507 2425
E: peter.zerlauth@uibk.ac.at


Literatur zur Sammlung

Neuhauser, W.: Die Geschichte der Handschriftensammlung der UB Innsbruck, in: Ders. (Hg.): Beitrage zur Handschriftenkunde und mittelalterlichen Bibliotheksgeschichte. Referate der 7. Tagung österreichischer Handschriftenbearbeiter in Innsbruck/Neustift (Südtirol), Juni 1979 (= Innsbrucker Beitrage zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 47), Innsbruck 1980, S. 51–72 (zugleich in: Schretter, C./Zerlauth, P. (Hg.): In libris. Beitrage zur Buch- und Bibliotheksgeschichte Tirols von Walter Neuhauser [= Schlern-Schriften 351], Innsbruck 2010, S. 75–95).

Neuhauser, W./Schretter-Picker, C./Zerlauth, P./Kennel, P.: Das Alte Buch an der ULB Tirol. Erbe und Auftrag, in: Niedermair, K./Schuler D. (Hg.): Die Bibliothek in der Zukunft. Regional – Global: Lesen, Studieren und Forschen im Wandel. Festschrift für Hofrat Dr. Martin Wieser anlässlich seiner Versetzung in den Ruhestand, Innsbruck 2015, S. 245–276.

Sepp, S.: Die Bibliothek entsteht und wachst. Bemerkungen zur Entwicklung des Bestandes der Innsbrucker Universitätsbibliothek in den ersten hundert Jahren ihres Bestehens, in: [o. Verf.]: Vom Codex zum Computer. 250 Jahre Universitätsbibliothek Innsbruck, Katalog Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1995–1996, Innsbruck 1995, S. 21–46.

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