Migration und der damit verbundene Verlust von Heimat, Sprache und Kultur vermag eine fundamentale Zäsur im Leben von Betroffenen darzustellen. Der Artikulation entsprechender – häufig traumatischer – Erfahrungen kommt deshalb eine Schlüsselrolle zu. Nicht immer lässt sich allerdings der eigenen Migrationsgeschichte adäquat Ausdruck verleihen, sei es aufgrund von sprachlichen Hürden, sei es, weil – etwa im Falle fluchtbedingter (und traumaassoziierter) Migration – das Erlebte das menschlich Vorstell- und Sagbare zu übersteigen droht.
Hier wird bereits deutlich, dass Migration auch das europäische Gesundheitswesen vor die Herausforderung stellt, Patient*innen unterschiedlichster Herkunft zu versorgen, was nicht nur ‚sprachlose‘ apparative Diagnostik, sondern auch (transkulturelle) Kommunikation impliziert. Die Narrative Medizin weist seit geraumer Zeit auf die Notwendigkeit hin, Patient*innen – nicht nur in entsprechenden (psycho-)therapeutischen Settings – in eigenen Worten von ihren Erfahrungen und Bedürfnissen erzählen zu lassen. Dieser Prozess erfordert nicht nur Zeit – ein im heutigen Gesundheitssystem bekanntermaßen äußerst knappes Gut –, sondern auch personelle Ressourcen, bspw. für Kulturmittler*innen (wie Dolmetscher*innen, etc.), um sprachliche und kulturelle Barrieren bestmöglich zu überwinden und Unsagbares (zumindest ansatzweise) zu artikulieren.
Deadline für Abstracts: 28. Februar 2021