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Quelle des Monats

Ausschnitt Forstkarte Stanzer- u. Paznauntal (1835)

Um die Ausdehnung der Tiroler Wälder zu erheben, entstanden in den 1830er Jahren zahlreiche Forstkarten. Der vorliegende Ausschnitt einer Pazauntaler Forstkarte gibt uns dabei nicht nur Informationen über die damalige Landnutzung, sondern auch zu den Besitzverhältnissen: orange Flächen stellten Wiesen und Grundstücke dar, die verschiedenen Grüntöne markierten die landesfürstlichen Wälder. Jedoch war das Eigentum am Wald und seiner Ressourcen stets zwischen Untertanen und Obrigkeit umstritten. Die violetten Flächen werden daher von den Gemeinden "als Eigenthum angesprochen" - eine wohl bewusst vage gehaltene Formulierung, die die landesfürstliche Oberheit über den Wald andeuten sollte.


ARCHIV "Quelle des Monats" 2024

JÄNNER

Fragebuch TDA aus der Sammlung für die Gemeinde Brandenbarg
Belegseite aus der Sammlung für die Gemeinde Brandenberg

Fragebuchseite sowie Belegseite aus der Sammlung für die Gemeinde Brandenberg (Tiroler Dialektarchiv - Institut für Germanistik, Universität Innsbruck). Die direkte Erhebung mittels eines ca. 2.200 Fragen umfassenden Fragebuches wurde in den 1980er-Jahren durchgeführt.

Die Belege in vereinfachter Umschrift:


1.   a) schaufö, b) schnäapfluagh
2.   raitn, schliidlraitn
3.   schliidä
4.   schlåaßn
5.   -
6.   ais; adj. aise
7.   aistsåggln
8.   haae
9.   häafoen
10. aawa

FEBRUAR

BRI Chronik Britannia. Absturz der Britannia Maschine
BRI Chronik Britannia 2. Wrackteile der abgestürzten Maschine

Am 29. Feber 1964 auf der Voldertaler Seite des Glungezers, auf einer Höhe von ca. 2600m, in dem Kar östlich der Gamslahnerspitze, ereignete sich die bislang größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrtgeschichte. Edi Bodem, der mit seiner Piper PA 180 Supercub die verschollene, britische Verkehrsmaschine der Eagle International Airways vom Typ Bristol Britannia B 312 suchte, entdeckte die Wrackteile des abgestürzten Flugzeugs. Alle 83 Insassen waren beim Aufprall kanpp unterhalb des Gipfels der Gamlahnerspitze ums Leben gekommen. Die Teile der Maschine und deren Insassen lagen im weiten Umkreis des Kares verstreut und gaben Zeugnis von der Wucht des Unglücks, die ein Überleben von Menschen absolut ausgeschlossen hatte.

MÄRZ

Foto über die Wanderung auf den Gschnitzer Tribulaun. Es zeigt Heinz Frühwirth gemeinsam mit Familien und Freunden
Foto über die Wanderung auf den Gschnitzer Tribulaun. Es zeigt Heinz Frühwirth (hier mit Hut und kurzer Hose)gemeinsam mit Familien und Freunden

„Hütten- und Tourenbuch des Heinz Frühwirth“

In den frühen 1920er-Jahren legte Heinz Frühwirth, der vermutlich aus der Innsbrucker Arbeiterklasse stammte, ein persönliches Hüttentourenbuch an. Dort trug er akribisch seine wöchentlichen sportlichen Ausflüge, die ihn in die weitere Umgebung Innsbrucks führten, mit kurzen Notizen zum Wetter und besonderen Ereignissen, Datum sowie Unterschrift seiner Wegbegleiter*innen ein. Auch wenn er alleine unterwegs war, setzte er seine Unterschrift unter den Tourenvermerk, sozusagen als „Selbstbeglaubigung“ seiner körperlichen Leistungen. Auffallend in Frühwirths Tourenbuch ist, dass sehr vielfältige Sportarten vorkommen: Überwiegend ist die Anzahl an Bergwanderungen, aber auch Fahrradtouren, Motorradrennen und sogar ein Segelausflug am Achensee gehörten zu seinem Fitnessprogramm. Glanzstück des kleinen, handlichen Tourenbuchs sind die zahlreichen amateurhaft aufgenommenen Gruppenfotos, die einen Einblick in die damalige Freizeitgestaltung eines Arbeiters geben. Von der teils dürftigen Ausrüstung bis hin zu den unzähligen Frauen, die einen festen Platz bei sportlichen Ausflügen zu haben schienen – die Fotos bereichern das Erinnerungsstück um eine einmalige visuelle Komponente.

Die beiden Fotos wurden am 21. und 22. August 1926 aufgenommen und dokumentieren eine Wanderung auf den Gschnitzer Tribulaun (2.946 m), die Heinz Frühwirth (hier mit Hut und kurzer Lederhose) gemeinsam mit Familie und Freund*innen unternommen hat.

APRIL

Karte Zillertal und Inntal zwischen Schwaz und Rattenberg. Siedlungen, Burgen und Bergreviere von Schwaz, Rattenberg und im Zillertal

„Aigentliche Grundtlegung des ganntzen Zillerthales und dessen Umligenhait […]“

Die um das Jahr 1630 entstandene Karte zeigt das größtenteils zum Hochstift Salzburg gehörende Zillertal und das Inntal zwischen dem damaligen Markt Schwaz und der Stadt Rattenberg. Neben den Siedlungen sind auch mehrere Burgen (Tratzberg, Rottenburg, der Pulverturm bei Wiesing, Kropfsberg, Lichtwerth, Matzen und die Festung Rattenberg) sowie die Bergreviere von Schwaz, Rattenberg und im Zillertal abgebildet. Der Grund für die Kartenerstellung ist sehr wahrscheinlich der am Beginn des 17. Jahrhunderts aufflammende Streit um die Erträge aus dem Goldbergbau in der Umgebung von Zell a. Ziller. Die Tiroler Landesfürsten beanspruchten auf Grund ältere Verträge die Hälfte aller Einnahmen aus diesem Goldbergbau. Das Hochstift musste schließlich den Forderungen nachgeben. Schöpfer der Karte war Hilarius Duvivier, ein französischer Künstler, der sich am Ende des 16. Jahrhunderts in Tirol niederließ und 1643 in Rattenberg verstarb.

MAI

Graffito eines ukrainischen Zwangsarbeiters mit Namen Michailik Iwan im Carl-Eduardstollen/Bergbau Dirstentritt bei Imst aus dem Jahr 1942

Graffito eines ukrainischen Zwangsarbeiters mit Namen Michailik Iwan im Carl-Eduardstollen/Bergbau Dirstentritt bei Imst aus dem Jahr 1942. Durch den kriegsbedingten Arbeitermangel in den Bergwerken wurden Zwangsarbeiter eingesetzt.

JUNI

Ausschnitt der Titelseite der Innsbrucker Nachrichten vom 8_3_1920

Im Juni 2024 sind es dreißig Jahre, dass sich bei der Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union rund 66% der Teilnehmenden dafür entschieden. Tirol bildete damals das Schlusslicht der Beitrittsbegeisterten mit ca. 57% Zustimmung. Volksabstimmungen, also die Befragung aller Wahlberechtigten zu einem bereits vom Nationalrat beschlossenen Gesetz (wie zuvor 1978 Inbetriebnahme AKW Zwentendorf) oder die Volksbefragung (2013 Abschaffung Wehrpflicht), bei der die Meinung des Wahlvolkes noch vor einem Beschluss im Nationalrat erhoben wird, sind bis dato – wie die Beispiele zeigen – nur selten durchgeführt worden. Ganz im Gegenteil zu Volksbegehren, die von jeder Person mit 8.969 Unterstützungserklärungen eingebracht werden können. Diese haben seit 2021 zugenommen und es wird vermutet, dass manche Proponenten damit auch ein Geschäftsmodell verfolgen, weil es bei der Erreichung von 100.000 Unterschriften eine Kostenrückerstattung gibt.

Diese uns vertrauten Instrumente der direkten Demokratie waren am Beginn der Ersten Republik noch neu. Interessanterweise hat sich nach der Erweiterung des Wahlrechts auf Frauen am Beginn der Ersten Republik (1919) in Tirol zuerst eine Zeitung, nämlich die Innsbrucker Nachrichten, zu einer Proponentin einer Volksabstimmung für den Anschluss an Deutschland gemacht. Mit in der Zeitung abgedruckten Stimmzetteln (vgl. Abb.) wurde im Frühsommer 1920 Druck auf die politischen Parteien aufgebaut. Diese konnten sich dem Agenda Setting eines Printmediums in der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage und dem fehlenden Bekenntnis zur noch jungen Republik nicht entziehen. Einzelpersonen, Vertreter unterschiedlicher Berufsgruppen und interessanterweise berufstätige Frauen, die auf die noch jungen Mitsprachemöglichkeit ihres Geschlechts verwiesen, agierten wie „Testimonials“ in heutigen Kampagnen. Im April 1921 fand dann tatsächlich eine offizielle, Volksabstimmung statt, die aber ohne Relevanz blieb. Das amtliche Endergebnis lag übrigens rund 26.000 Stimmen unter dem Resultat der „Volksabstimmung“ in der Zeitung, aber es war das erste Mal, dass ein Printmedium mit derartiger Reichweite politisch kampagnisiert hatte.

Autorenanmerkung Gunda Barth-Scalmani: Genaueres ist nachzulesen in dem Beitrag von Gunda Barth-Scalmani, Volksabstimmungen in Tirol 1920/21 über den Anschluss an das Deutsche Reich: medialer Druck und politisches Ereignis, in: Volksabstimmungen über die territoriale Zugehörigkeit. Unter besonderer Berücksichtigung der Volksabstimmungen nach dem Ersten Weltkrieg. Hg. von Gilbert H. Gornig/Peter Hilpold (=Staats und völkerrechtliche Abhandlungen der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht. Bd. 36), Berlin 2024, S. 164-193. (kann auf Wunsch zugesandt werden)

JULI

Inn von Innsbruck bis zur Mündung des Ziller
Abschnitt von der Mündung des Zillers bis zur bayerischen Grenze

Die Gesamtaufnahme des Inns von Innsbruck bis zur bayerischen Grenze durch den Oberarcheninspektor Samuel Gottlieb Besser erfolgte Anfang 1778. Die beiden Karten wurden angefertigt, um die Zuständigkeiten über alle Archenabschnitte am Inn zu visualisieren. Landesfürstliche Archen sind rot, partikulare Archen, die von Städten, Gemeinden oder Privatpersonen aufrechterhalten wurden, sind rot-schwarz gestrichelt eingezeichnet.

Auf der ersten Karte ist der Inn von Innsbruck bis zur Mündung des Ziller dargestellt, auf der zweiten Karte der Abschnitt von der Mündung des Zillers bis zur bayerischen Grenze.

AUGUST

Karte des Gipfelstollens hohe Schneid

Ortlerfront 1916: „Schon seit einigen Tagen war am ganzen Stilfserjoch nur von der Hohen Schneid die Rede, weil sich knapp unter deren Spitze urplötzlich einige Auswurfslöcher aufgetan hatten, aus welchen seit etwa zwei Tagen heftig mit Maschinengewehren geschossen wurde.“ (Golowitsch und Lempruch 2005, S.157) , schreibt der Rayonskommandant Moritz Erwin von Lempruch.

Daher wurde vom k. u. k. Kommando in Prad der Beschluss gefasst: Die Hohe Schneid, ein bedeutender Gipfel im Kristallkamm Richtung Stilfser Joch, muss eingenommen werden!

Aufgrund des vorherrschenden Geländes war ein direkter Angriff auszuschließen, daher wurde ein Vortreiben von Eisstollen unter der Gletscheroberfläche durchgeführt. Nach nur fünf Monaten Arbeit, bei durchschnittlich 6 Grad im Tunnel, schlechter Luft, Enge und Steilheit der Stufen und fortwährenden Nacharbeiten aufgrund des fließenden Gletschers, wurde der Stollen Anfang März 1917 fertig gestellt.

Am 17. März erfolgte die Einnahme der italienischen Baracke, da ein Alpino in den österreichischen Tunnel stürzte und der Angriff umgehend nötig war. Die Quelle zeigt den gesamten Stollenausbau des Gipfelbereiches bis zum Juni 1918, samt Baracken und Armierung. Bezeichnungen wie das „Polar-Zelt“ sprechen für sich.

Das Foto zeigt die Hohe Schneid in der Draufsicht, die punktierte Linie den ursprünglichen Angriffsstollen durch den Gletscher. Die doppelt strichlierte Linie zeigt die Lage des Stollens im Gipfelbereich, Auswurfrinnen und Stollenfenster. Die Punkt-Strich-Linie ist eine schematische Abbildung der Seilbahn vom Großen Nagler auf die Hohe Schneid. Auf dem Südwestgrat sind die italienischen Stellungen mit xxx gekennzeichnet.

Quelle im Besitz des Ortlerfront Sammlerverein Erster Weltkrieg

Foto Angrippsplan Hohe Schneid

SEPTEMBER

Ausschnitt aus der Kartenskizze „Alle Landstraßen und Gangsteig nach Ehrenberg“ von Mathias Burglechner aus dem Jahr 1609

Ausschnitt aus der Kartenskizze „Alle Landstraßen und Gangsteig nach Ehrenberg“ von Mathias Burglechner aus dem Jahr 1609. Die Karte zeigt sämtliche Wege und Straßenverbindungen vom Inntal ins Außerfern mit den wichtigsten Gewässern und Festungen als Orientierungspunkte. Die Karte wurde angefertigt um zu zeigen, welche Einfallrouten für feindliche Truppen vom Außerfern ins Inntal möglich wären.

OKTOBER

Abbildung der ältesten Grenzsskizze zwischen dem Herzogtum Bayern und der Grafschaft Tirol am Ziller

Bei der Abbildung handelt es sich um die älteste Grenzskizze zwischen dem Herzogtum Bayern und der Grafschaft Tirol am Ziller im Unterinntal aus dem Jahr 1473. Auf der Mittelinsel des mehrarmigen Flusses ist der Rottenburger Richtplatz in Form eines Galgen eingezeichnet. Das tirolische Gericht Rottenburg, benannt nach der gleichnamigen Burg direkt westlich von der Zillermündung bei Rotholz, hatte die Blutgerichtsbarkeit inne und konnte Todesurteile vollstrecken lassen. Östlich des Zillers befand sich das Landgericht Rattenberg.

ARCHIV "Quelle des Monats" 2023

JÄNNER

Vermessungskarte an der Durrach  im Achenseegebiet von Paul Röpfl ,  um 1610. Darstellung der Neufestlegung  des tirolisch-bayerischen  Grenzverlaufs aufgrund  von „stridtig drifft holtz zwischen  beder lendter“.

Aufgrund des extrem hohen Holzverbrauchs im Zuge des Montanwesens kam es verstärkt zu Streitigkeiten um Holzbezugsrechte. Aufgrund dieser Konflikte wurden ab dem 16. Jahrhundert vermehrt Skizzen und Pläne zu Grenzverläufen des Tiroler Herrschaftsraumes angefertigt. Ein Beispiel ist die abgebildete Vermessungskarte an der Durrach im Achenseegebiet von Paul Röpfl um 1610. Hierbei ging es um die Neufestlegung des tirolisch-bayerischen Grenzverlaufs aufgrund von „stridtig drifft holtz zwischen beder lendter“.

FEBRUAR

Befehl Ferdinands I. aus dem Jahr 1532, dass keinem Mitglied der verdammten und verführerischen Sekte der Wiedertäufer Herberge gegeben werden darf

Befehl Ferdinands I. aus dem Jahr 1532, dass keinem Mitglied "der verdambten verfuerischen Sect" der Widertäufer Herberge gegeben werden darf.

MÄRZ

Schloss Penede: Landgericht Riva, Schloss Penede am Gardasee- Granatschmuck

Das Bild stammt von Karl von Lutterotti (1793-1872), einem Tiroler Volkskundler, der sich vor allem mit dem südlichen Tirol (heutiges Trentino) beschäftigte. Auf dem Aquarell wird eine Frau mit schöner mehrreihiger Granatschmuckkette mit Kreuz dargestellt. Das Bild wurde vermutlich rund um 1850 erstellt.

APRIL

Dickschliff einer Probe von der Ostseite des Roßruggs, orangefarbene Granate, grüner Chlorit

„Dickschliff einer Probe von der Ostseite des Roßruggs. Die orangefarbenen Granate befinden sich dabei in einer zum Großteil aus grünem Chlorit bestehenden Matrix. Die helleren Bereiche innerhalb des Chlorits deuten auf das Vorhandensein hellerer Minerale (z.B. Quarz oder Feldspat) hin. Generell zeigen die Granate des Roßruggs eine sehr gute Qualität zur Verwendung als Edelstein. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass Ausschussmaterial anfällt, wie auch in diesem Schliff an einigen Kristallen ersichtlich wird. Innerhalb der Granatkristalle treten dabei immer wieder dunkle (z.B. Ilmenit), farblose (z.B. Apatit) oder Chlorit-Nester auf. Einschlussreiche Granate mussten daher von den Arbeitern erkannt und aussortiert werden, um eine geeignete Qualität für die böhmischen Schleifer garantieren zu können."

MAI

Das Wappen der Familie Spaur

Das Wappen der tirolisch-tridentinischen Adelsfamilie Spaur zeigt einen roten Löwen, der zum Zeichen des tirolischen Schenkenamtes, das die Familie innehatte, einen Doppelkopfbecher in Händen hält.

Auschnitt aus dem Rotulus des Peter von Spaur

Der sogenannte Rotulus des Peter von Spaur ist eine rund drei Meter lange Streitschrift aus dem Jahr 1420, in der sich der Ritter gegen die Vorwürfe Herzog Friedrichs IV. von Österreich zur Wehr setzt. Seit 1418 tobte zwischen den beiden eine erbitterte Fehde, die mit Hilfe und unter Zutun ausländischer Fürsten und Söldner und militärisch eskalierter Gewalt ausgetragen wurde.

JUNI

Zeichnung Pestarchiv

Älteste Grenzdarstellung zwischen dem Hochstift Brixen und der Grafschaft Tirol bei der Stadt Klausen im Eisacktal um 1520.

JULI

Diese Fotografie zeigt den Oberleutnant Matt in Bruneck im Kreis von Fliegeroffizieren der Flik 15. Zwei der abgebildeten sechs jungen Männern fielen binnen eines Jahres

Oberleutnant d. R. August Dehne, Offizierspilot, gefallen durch Absturz im Juli 1918

Leutnant d. R. Johann Ralli, Beobachteroffizier, gefallen in italienischer Kriegsgefangenschaft im Jänner 1918

Oberleutnant Rudolf Matt, Beobachteroffizier und Technischer Offizier

Oberleutnant d. R. Paul Elischak, Beobachteroffizier

Oberleutnant d. R. Richard Koderle, Beobachteroffizier und Feldpilot

Leutnant d. R. Paul Ernst, Beobachteroffizier und Feldpilot

Das Bild stammt aus dem privaten Fotoalbum des Feldkirchers Rudolf Matt (1891). Matt trat nach der Volkschule und der gymnasialen Unterstufe in die Innsbrucker Kadettenschule ein. Im Kriegsjahr 1915 wurde er zu den k.u.k. Luftfahrtruppen versetzt. Im Juli 1917 kam er zur Fliegerkompagnie (Flik) 15, die damals unter Kommandant Rittmeister Adalbert Barta an der Tiroler Front in Levico eingesetzt war. Sein Fotoalbum enthält zahlreiche Bilder aus dieser Zeit bei der Flik 15, darunter einen Besuch Kaiser Karls I. bei der Flik 15 am Flugfeld 15. Diese Fotografie zeigt Matt in Bruneck im Kreis von Fliegeroffizieren der Flik 15. Von den sechs abgebildeten jungen Männern fielen zwei binnen eines Jahres. Matt beendete den Krieg als Kommandant des Fliegerparks 3.

Im Sommer 2023 erscheint ein mehrbändiges Werk zu den Fliegern aus Tirol und Vorarlberg in den k.u.k. Luftfahrtruppen im Universitätsverlag Wagner.

AUGUST

Holzrechen Kramsach

Der Holzrechen an der Brandenberger Ache in Kramsach (Unterinntal), ca. 1930. Im Hintergrund gut erkennbar mit dem Zweibelturm ist der Ansitz Achenrain. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert triftete man aus dem Brandenbergertal Holzstämme nach Kramsach. Hauptabnehmer des Holzes bzw. der Kohle waren die in der direkten Umgebung angesiedelten Hüttenwerke wie die große Schmelzhütte in Brixlegg (heute Montanwerke AG). Die Trift auf der Brandenberger Ache wurde erst 1966 eingestellt.

SEPTEMBER

Postkarte, Marie Louise und Stanislaus aus Canton an Herma von Unterrichter in Brixen, 31.10.1913
Rückseite der kolorierten Postkarte, Marie Louise und Stanislaus aus Canton an Herma von Unterrichter in Brixen, 31.10.1913, Bild zeigt den Fluss in Canton mit Hausbooten

„Sind seit gestern in Canton, sehr interessant, […] recht heiss, etwas wild und ungemütlich“. Eine Postkarte, die im Zuge einer weitläufigen Reise am 31. Oktober 1913 aus dem chinesischen Canton (heute Guangzhou) an Herma von Unterrichter (1883–1963) nach Kampan bei Brixen versandt wurde. Neben einer kolorierten Abbildung auf der Rückseite sind auf der Vorderseite gut erhaltene OT-Stempel (Orts- und Datumsstempel) sowie die damit entwerteten Briefmarken der „Chinese Imperial Post“ erkennbar. Die Postkarte ist Teil des rund 5.000 Stück zählenden und den zeitlichen Rahmen von circa 1890 bis 1925 umfassenden, digitalisierten Quellenbestandes des Nachlasses der in Südtirol sowie ehemals Böhmen verwurzelten Familie von Unterrichter/Heidler.

OKTOBER

Ottenthal Ernährungsfehler Auszug
Ottenthal Ernährungsfehler Nr. 3 Auszug

„videtur ex 8 diebus ab errore diaetetico commisso (2 Krautkrapfen) iterum adpetitus penitus dejectus.”

„aufgrund eines Ernährungsfehlers (2 Krautkrapfen) scheint seit 8 Tagen der Appetit wieder stark zu fehlen.“

„1 1/4 anni heri adficiebatur - verosimiliter ex errore diaetetico Ostereier Schaffleisch, Geselchtes gastricismo et diarrhoea.“

„1 ¼ Jahr alt, gestern wurde er wahrscheinlich aufgrund eines Ernährungsfehlers Ostereier Schaffleisch, Geselchtes von Magenschmerzen und Durchfall befallen“

Das sind nur einige Beispiele von „Ernährungsfehler“, die der Südtiroler Landarzt Franz von Ottenthal (1818-1899) in seinen über 50 Jahre lang geführten Krankengeschichten (Historiae Morborum) festgehalten hat. In diesem langen Zeitraum notierte der Arzt über 90-mal Beschwerden, die durch den Verzehr von Knödeln verursacht worden waren. Über 50-mal waren Krapfen und Kiachln und über 300-mal fetthaltiger Käse schuld an verschiedenen Leiden im Verdauungsapparat. In den Krankengeschichten kritisierte der Arzt nicht nur falsches Essen wie unreife Kartoffeln, Rüben und „heiße halbrohe Knödel“, zu fetthaltige Speisen, sondern auch zu große Mengen (besonders an Feiertagen) und hastiges Verschlingen von Essen.

Diese und weitere Ernährungsprobleme der Patient:innen Ottenthals in einem hochgelegenen alpinen Einzugsgebiet und das ärztliche Verständnis über die richtige und gesunderhaltende Ernährung im 19. Jahrhundert wurden unlängst in einer Masterarbeit an der Universität Innsbruck von Theresa Mösinger mit dem Titel Von Krapfen und Knödeln. Franz von Ottenthals historiae morborum im Kontext der Diätetik des 19. Jahrhunderts behandelt.

NOVEMBER

Mittelalterliche Schuldnerurkunde aus Tirol

Eine der wenigen original erhaltenen mittelalterlichen Schuldurkunden aus Tirol befindet sich heute im Tiroler Landesarchiv. Nachrichten über Kreditgeschäfte wurden über die Zeit dahingerafft, da Schuldurkunden nach Ablauf des Geschäftes in der Regel vernichtet wurden. Gehen wir zum konkreten Geschäft: Am 3. und 4. Juni 1304 nahm Vigilius von Trojenstein gemeinsam mit seiner Ehefrau Katherina ein Darlehen über 60 Pfund Berner Münze bei einer Pfandleihbank, der sogenannten casana, in Gries auf. Das Darlehen war bis Martini (11. November) zurückzuzahlen. Sollte der vereinbarte Termin überschritten werden, so fielen Verzugszinsen in Höhe von 1,25 Prozent pro Woche an. Für die fristgerechte Rückzahlung wurde ein Bürge präsentiert. Das Geschäft wurde abschließend von dem Notar Bellinus festgehalten, der eine Schuldurkunde darüber ausstellte.

Die casana in Gries war eines von 16 Leihhäusern, das zwischen 1287 und 1327 in den verschiedenen Herrschaftsgebieten der Grafen von Tirol-Görz gegründet wurde. Sie gehören damit mit zu den frühesten derartigen Einrichtungen außerhalb Italiens. Die Pfandleihbanken wurden vornehmlich von florentinischen Gesellschaften betrieben, die das Know-how aus ihrer norditalienischen Heimat mitbrachten. Gegen eine Gebühr an den Landesherrn war es den Bankiers erlaubt, Geld gegen (Verzugs-)Zinsen zu verleihen. Die Gründung der Leihhäuser mag mit den daraus zu erwartenden Einnahmen für die landesherrliche Kammer sowie mit der Erkenntnis über die wirtschaftliche Notwendigkeit von Krediten zusammenhängen.

DEZEMBER

Ausschnitt (1685 bis 1688) aus einem Verzeichnis der Skapulierbruderschaft Brixen/Zinggen

Zu sehen ist ein Ausschnitt (1685 bis 1688) aus einem etwa 800-Seiten starken Verzeichnis der Skapulierbruderschaft Brixen/Zinggen, welche Männer und Frauen unabhängig ihres Standes aufnahm. Diese umfasste im Laufe ihres hundertjährigen Bestehens über 37.000 Mitglieder – im Vergleich zu anderen in Brixen ansässigen Bruderschaften also fast zehnmal so viele! Solche Bruderschaften (auch Fraternitäten genannt) wurden installiert, um römisch-katholische Moralvorstellungen und Frömmigkeitspraktiken zu verbreiten und zu intensivieren. Deren Relevanz für die katholisch gesinnte Bevölkerung kann durchaus mit der einer heutigen Lebensversicherung verglichen werden.

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