Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsforschung (AGEF)

CReative Approaches For socio-ecological Transitions (CRAFT)

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Wie fördern Biosphärenreservate kreative Ansätze von Initiativen, die im besten Fall mit sozialer Innovation einhergehen? Dies ist eine der zentralen Fragen des umfassend transdisziplinär ausgerichteten Projekts CRAFT. Sozialökologische Übergänge zu nachhaltige(re)n Verhältnissen sind komplexe, gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, für die Lösungen, nicht nur technisch, sondern vor allem auch in Form sozialer, immaterieller Innovation benötigt werden. Insbesondere neue kulturelle Techniken und neue soziale Praktiken sind dabei wichtige Faktoren. Das Forschungsprojekt zielt auf ein tiefgreifendes, verbessertes Verständnis, welche Rolle rurale Biosphärenreservate bei der Entstehung sozialer Innovation spielen. Die empirische Forschung erfolgt dafür in den beteiligten Biosphärenreservaten Großes Walsertal (AT)sowie dem Val Müstair (CH) anhand folgender Kernziele:

Ziel 1: Tiefgreifendes Verständnis kreativer Initiativen für sozialökologische Übergänge in (räumlicher) Nähe zu rural-peripheren Biosphärenreservaten

Kreative Ansätze müssen als experimentelle Aktivitäten mit unbekanntem Ausgang und einer hohen Akzeptanz von Risiko und Unsicherheit verstanden werden. Die Untersuchung experimenteller Aktivitäten ermöglicht die Fokussierung auf individuelle Akteure und deren Beziehung innerhalb einer Region und darüber hinaus. Dafür bedarf es Nischen in denen kreative Ansätze in Form von Graßwurzelbewegungen oder kleinen, bottom-up entstandenen Initiativen. Die Verknüpfung von Forschung zu kreativen Ansätzen und sozialer- und Nachhaltigkeitsinnovation eröffnet vielfältige Möglichkeiten Akteure zu untersuchen und diese in den Kontext sozialökologischer Übergänge auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu setzen. Der akteursorientierte Ansatz ermöglicht Erkenntnisse, zur Rolle konkreter Ziele der jeweiligen Akteure und ob diese in Form von Nachhaltigkeitszielen, bewusster Gestaltung sozialökologischer Übergänge oder aktiv angestrebten Innovationen formuliert werden. Das Wissen über Akteuren mit kreativen Ansätzen muss ausgebaut und vertieft werden. Besonders an Erkenntnisse über Absichten, Motivation und der Bereitschaft zum Experimentieren, Anpassen oder dem Aufgreifen und Aufwerten von Ideen, Strukturen, Praktiken, fehlen. Ohne konkretes Wissen können soziale Innovationen nur schwer gezielt gefördert werden und somit keine breiten sozialökologischen Übergänge angestoßen werden.

CRAFT untersucht kreative Ansätze, bzw. ihre Akteure und Initiativen innerhalb sowie in (räumlicher) Nähe von Biosphären Reservaten hinsichtlich ihrer Rolle als Gestalter von Übergängen. Wir widmen uns auch intensiv den Aspekten der Digitalisierung des ländlichen Raums. Die kürzlich verabschiedete "Digitale Agenda Vorarlberg" und die Strategie "Digitale Schweiz" von 2018 belegen, dass dieses Thema für alle zukünftigen Aktivitäten von hoher Relevanz ist.

Ziel 2: Tiefgreifendes Verständnis der Rolle und Funktion von Biosphärenreservaten als regionale Plattform für kreative Ansätze bei der Gestaltung sozialökologischer Übergänge

Biosphärenreservate werden als Nischen interpretiert, da sie Rahmenbedingungen für kreative Projekte und Aktivitäten schaffen. Nischen sind für das Aufkommen und die Gestaltung solcher Initiativen essentiell, da unter diesen Rahmenbedingungen Strategien des Experimentierens mit unbekannten Ausgang ermöglicht werden. Die Entstehung sozialer Innovation als Resultat kreativer Ansätze ist eng verknüpft mit der Sichtbarkeit von Initiativen. Relevant ist dabei welche Plattform den Initiativen zur Verfügung steht um sich zu präsentieren und im Rahmen einer regionalen Governance einbezogen zu werden. Dies ist ebenso Voraussetzung die Übertragung in andere Kontexte und Skalen. In diesem Zusammenhang spielt das World Network of biosphere reserves (WNBR) eine tragende Rolle bei der Gestaltung globaler Veränderungen. Dementsprechend ist es von entscheidender Bedeutung das Verständnis hinsichtlich der Rolle von Biosphärenreservaten als Plattform für Kreativität und letztlich Innovativität zu vertiefen.

CRAFT analysiert dafür die Bedeutung von Verwaltungsgrenzen und Wechselwirkungen zwischen Biosphärenreservaten und anderen Regionen. Ausgehend der vorrangegangenen Analysen wird die Rolle der Biosphärenreservate als Plattform für Ansätze zu sozialökologischen Übergängen definiert.

Ziel 3: Ableitung von Ermöglichungsmechanismen, die kreative Ansätze für sozialökologische Übergänge fördern.

Die Zusammenführung kreativer Ansätze, sozialer Innovation und Nachhaltigkeitsinnovationen eröffnet vielfältige Möglichkeiten diese mit der Forschung zu sozialökologischen Übergängen zu verbinden. Der akteursorientierte Ansatz ermöglicht ein besseres Verständnis für die Mitgestaltung sozialökologischer Übergänge. Zusätzlich eröffnet es Erkenntnisse wie sich Initiativen mit diesem Ziel aktivieren, fördern und in Netzwerke, etc. einbetten lassen. Für CRAFT ist es ein zentrales Anliegen mit der Forschung gewonnenes Wissen transdisziplinär zu verbreiten und vertikales, genauso wie horizontales Lernen zu ermöglichen.

Mit einem Werkzeug das kreative Ansätze für sozialökologische Übergänge visualisiert und sichtbar macht und mit Förderungsmöglichkeiten durch Biosphärenreservate verknüpft ist, beschleunigt die Entstehung sozialer Innovationen auf dem Weg zu nachhaltigen Regionen.

Forschungsschwerpunkte

  • Ökologische UnternehmerInnen und Unternehmen
  • Kreative Ansätze der Öffentlichen Hand
  • Kreative Zivilgesellschaft

Die Forschungsschwerpunkte stimmen mit aktuellen globalen Zielvorstellungen wie den Sustainable Development Goals (SDGs) und Erkenntnissen aus dem Bericht zu den Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen überein. Anhand dieser und anderer Dokumente, darunter auch der UNESCO-Bericht "From Green Economies to Green Societies" (2011), leiten die drei genannten Forschungsschwerpunkte die Auswahl von Akteuren mit kreativen Ansätzen.

Forschungsleistungen zu Biosphärenreservaten und ruralen Regionen

Forschung in und an Biosphärenreservaten wird am Institut für Geographie seit 2005 betrieben. Drei vorangegangene Forschungsprojekte wurden durch die Arbeitsgruppe für Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsforschung (AGEF) seither durchgeführt. Das CRAFT Projekt vertieft weiter das Verständnis zu Biosphärenreservaten und ländlichen Regionen:

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Projektpartner

CRAFT nutzt ein inter- und transdisziplinäres Forschungsdesign, denn Forschung zu kreativen Ansätzen für sozialökologische Übergänge benötigt eine breite Integration verschiedener Konzepte und zugrundeliegender Verständnisse. Um dies zu gewährleisten sind verschiedenste Möglichkeiten mit sozialen und ökologischen Herausforderungen umzugehen in das Projekt eingebettet. Nur ein holistischer Ansatz, der soziale, ökologische und ökonomische Bedürfnisse und deren Wechselwirkungen berücksichtigt kann Nachhaltigkeitsübergänge fördern. Dafür ist transdisziplinäres Wissen entscheidend. Die Kooperation mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sichert Forschung und die Verbreitung der gewonnenen Erkenntnisse auf exzellentem Niveau. Die langfristige Partnerschaft mit den nichtwissenschaftlichen Partnern (Managements der Biosphärenreservate Großes Walsertal (AT) und Val Müstair (CH)) ermöglicht tiefen Zugang zum Forschungsfeld, sichert aber ebenso die Diffusion gewonnener Erkenntnisse in den untersuchten Gebieten. CRAFT nutzt den transdisziplinären Dialog in einem transversalen Verständnis. Workshops, Feldaufenthalte und Exkursionen zielen auf Erkenntnisgewinn, aber auch darauf, dieses später zu verbreiten. Die Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Partnern eröffnet Vorteile und Erkenntnisse für alle beteiligten Seiten, ebenso wie die Ausrichtung als grenzüberschreitendes Projekt.

Projekteckdaten

Projektzeitraum: 01.10.2019 – 30.09.2021

Team:

Partner:

Fördergeber:

  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), MAB (Man and Biosphere)

Projektdatenbank: Metadaten

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