Germanistische Reihe Band 81
Das Erschreiben der Berge.
Die Alpen in der deutschsprachigen Literatur.
Herausgegeben von Johann Georg Lughofer.
2014. 376 Seiten. Euro 43,00
ISBN 978-3-901064-44-9
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Die Wahrnehmung von Räumen ist mittlerweile als kulturelles Konstrukt eine zentrale Kategorie der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, gar ein »spatial turn« bzw. eine »topographische Wende« wurde festgestellt. In diesem Zusammenhang scheint es für die Germanistik besonders lohnend, sich mit dem einen Raum, mit der einen Landschaft und ihrer Topographie zu beschäftigen, welche die deutschsprachigen Länder verbindet: die Alpen – freilich ohne dabei die trennende Funktion, als ehemals schwer zu überwindender Gebirgszug, zu vernachlässigen.
Die BeiträgerInnen in diesem Band erläutern die sich in ständiger Entwicklung befindlichen Begriffe und Vorstellungen von den Alpen und des Alpinismus. Bei den Änderungen des Alpenbilds hat die Literatur stets eine bedeutende Rolle gespielt. Der Band leistet eine neue Aufarbeitung vieler diesbezüglich relevanter literarischer Werke aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der neueren Literatur seit Albrecht von Haller, doch insbesondere auf der Gegenwartsliteratur, wobei eindrucksvoll gezeigt wird, welch zentrale Position die Alpen in der heutigen Literatur einnehmen und dass man am Beginn des neuen Jahrtausends wahrhaftig eine neue vague alpine beobachten kann.
Inhalt
- Wolfgang Hackl (Innsbruck): Die Alpen zwischen ›locus amoenus‹ und literarischem Erinnerungsraum
- Maria Behre (Aachen): Selbsterforschung – Naturforschung – Leseforschung in den Alpen. Goethes Lösung des Werther-Problems in den Briefen aus der Schweiz
- Heiko Ullrich (Heidelberg): Vom Kampf ums Überleben zum edlen Wettstreit. Klimatheorie und Lob des Landlebens in Albrecht von Hallers Lehrgedicht Die Alpen
- Christoph Deupmann (Karlsruhe): Streitbare Landschaftsdichtung. Johann Christoph Gottscheds Einebnung von Hallers Alpen im Lehrgedicht Die Oberpfalz
- Elisabeth Häge (Tübingen): Die Erfahrung der ›Tiefenzeit‹ im Erhabenen. Geologische Alpen-Wahrnehmung in Adalbert Stifters Nachsommer
- Wolfgang Straub (Wien): Über allen Glocknern. Zur Kulturgeschichte und Poetik der Gipfelräume
- Mira Miladinović Zalaznik (Ljubljana): »[…] fast kein Bauernhaus entbehrt weißer Vorhänge, einer kleinen Büchersammlung, eines Pianos.« Adolf Ritter von Tschabuschniggs Reise in die Schweizer Alpen
- Wibke Backhaus (Freiburg): Die Gefahren der Alpen und die Faszination des Männerbunds. Geschlecht und Gemeinschaft in Tourenberichten des ausgehenden 19. Jahrhunderts
- Lena Christolova (Konstanz): Projektionen und Imaginationen der Alpen im Tatsachenroman Der Kampf ums Matterhorn von Carl Haensel (1928) und den Filmen von Luis Trenker Kampf ums Matterhorn (1928) und Der Berg ruft (1938)
- Christian Luckscheiter (Berlin): Die brutale Lektüre der Bergvagabunden. Hans Ertl und die Alpen
- Eva Wiegmann-Schubert (Luxemburg): »Auf den Alpen, kann man weiter von Europa entfernt sein als auf einer Südseeinsel.« Zur Funktion des Alpen-Topos im kulturkritischen Diskurs der Schweiz
- Michael Haase (Budapest): »Oben is immer schön« – Zur Symbolik der Alpen in Arthur Schnitzlers Tragikomödie Das weite Land (1911)
- Johann Georg Lughofer (Ljubljana): »Auf den Bergen wohnt die Dummheit«. Das Bild der Alpen und Berge bei Joseph Roth
- Martin Vejvar (Wien): »… wie der Kitsch die seinerzeit geborstene Erdkruste nennt.« Die Alpen bei Ödön von Horváth
- Leonie Silber (Berlin): »Die Gesteine brauchen sein Gedächtnis nicht« – Über die Erosion von Berg, Selbst und Erinnerung bei Max Frisch und Brigitte Kronauer
- Margit Oberhammer (Brixen): Orte des Verdrängten in den ›Alpenstücken‹ von Elfriede Jelinek und Klaus Händl
- Jessica Ortner (Kopenhagen): Die Alpen als »Berg von Leichen und Schmerz« – Erinnerung und Dialog im literarischen Raum Elfriede Jelineks
- Lukas Etter (Bern): Kletterlesen? Essay zu Präsenz und Absenz von Bergen in der Gegenwartsliteratur aus der deutschsprachigen Schweiz
- Paula Wojcik (Jena): Von Luftmenschen und dem Homo alpinus helveticus.Identitätskonstruktionen in Thomas Hürlimanns Novelle Fräulein Stark
- Barbara Siller (Innsbruck): »Erlöse uns von allem übel, habe er gebetet – und auch vor den bergen« – Der Berg als Dystopia im Literaturraum Südtirol
- Janina Hecht (Karlsruhe): »Alpen erheben sich inmitten des Ozeans«. Zu Raumdarstellungen in transkulturellen Texten am Beispiel von Ilija Trojanows Roman EisTau
- Lena Eckert und Silke Martin (Weimar): Das Verschwinden des Mannes in der Landschaft – Filmästhetische und gendertheoretische Spekulationen über die Bergsteigerlegende Reinhold Messner in Nanga Parbat (D 2010, Joseph Vilsmaier)
- Ursula Klingenböck (Wien): Der Alpenkrimi – Literaturgeografische und kulturwissenschaftliche Überlegungen zu einem hybriden Genre
- Neva Šlibar (Ljubljana): In den Alpen, im Gebirge: Antwort aus der Stille von Max Frisch und Flucht nach oben von Annemarie Schwarzenbach
- Anna Katharina Knaup (Münster): Tatort Heimat. Der Alpenkrimi als moderne Variante der Heimatliteratur
Besprechungen
Journal of Austrian Studies 49/1–2 (2016), 133–136, Eva-Maria Müller
Austrian History Yearbook, Cambrigde, 20.4.2017, Sean Ireton
literaturkritik.de, Martina Kopf
IDE 3 (2017), 124–125, Katharina Perschak
DAVPanorama 4/2014
Bergliteratur.CH, 2015
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