Germanistische Reihe Band 84

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Thomas Wegmann, Martina King (Hg.):
Fallgeschichte(n) als Narrativ zwischen Literatur und Wissen.

2016. 321 Seiten. Euro 43,00
ISBN 978-3-901064-47-0

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»Die Welt ist alles, was der Fall ist«, konstatierte einmal Ludwig Wittgenstein. Und: »Was der Fall ist, […] ist das Bestehen von Sachverhalten.« Damit ist auch ein Anliegen der meisten Fallgeschichten markiert: dezidiert und programmatisch über Einzelnes zu reden und dabei gleichzeitig das Allgemeine nicht aus dem Blick zu verlieren.

Der vorliegende Band geht davon aus, dass Fallgeschichten auf diese Weise sowohl neues Wissen generieren als auch vermeintliche Gewissheiten infrage stellen können: etwa die strikte Grenzziehung von fiktionalem und faktualem Erzählen, von Norm und Abweichung, von Finden und Erfinden einschlägiger Tatbestände. Die daraus resultierenden Konflikte und Aporien werden in den Beiträgen ›fall-weise‹ aufgezeigt und untersucht, wobei das historische Spektrum von der Mitte des 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert reicht. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach dem Verhältnis von Individualität und Topik, dem von Kunst und Nicht-Kunst sowie den Schnittstellen von Literatur und Wissen bei ihrem beiderseitigen Interesse am Kasus.

 
Inhalt

 

  • Thomas Wegmann: »Die Welt ist alles, was der Fall ist«: Zur Einführung
  • Claus-Michael Ort: ›Mord‹-Geschichten und ›Verbrecher‹-Wissen. Probleme der Verbrechensdeutung und die Generierung von Wissen in Georg Philipp Harsdörffers Grossem Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte (1650–1652)
  • Stefanie Retzlaff: Symptomatische Krisen. Adam Bernds Eigene Lebens-Beschreibung (1738) als religiöse Versuchsanordnung und anthropologisches Fallnarrativ
  • Gunhild Berg: Die verführte Unschuld. Episteme des »Falls« und Präsoziologie des »Kasus« in moralischen Fallerzählungen der Spätaufklärung 
  • Roman Widder: Die Form des Sozialen zwischen Kasus und Roman bei Karl Philipp Moritz
  • Susanne Düwell: Die »Ausforschung der Kinder-Charactere«. Beobachtung und Falldarstellung in der Aufklärungspädagogik
  • Steffen Martus: Animalischer Magnetismus, Pathographie und Kunst in Büchners Lenz
  • Philipp Hubmann: »ich, dem’s alle Tage geschehen kann, er weiß nicht wie, daß er Einen erschlagen muß«. Biopolitik und Risikobewusstsein in Marie von Ebner-Eschenbachs Das Gemeindekind
  • Magdalena Maria Bachmann: Der Psychiater als Literat – der Literat als »Psichopat« – der »Psichopat« als Psychiater. Zu den Fallgeschichten des Falls Oskar Panizza. Mit einem Seitenblick auf Foucaults Hermaphrodismus
  • Clemens Peck: Serienfälle. Medizin, Kriminalanthropologie und Literatur um 1900
  • Martina King: »Wie Novellen zu lesen«? Die Fallgeschichte des kranken Körpers zwischen Literatur und Medizin (1800–1900)
  • Michael Pilz: Vom Steckbrief zum Schutzumschlag. Zur intermedialen Inszenierung von Autorschaft als Fallgeschichte bei Ernst Toller
  • Joachim Jacob: Massenhafte Fälle? Siegfried Kracauers Fallstudie Die Angestellten

 

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Besprechungen

Zeitschrift für Germanistik, N.F. 28/2 (2018), 433–436, Nicolas Pethes
Journal of Austrian Studies 50/3–4 (2017), Martin A. Hainz
Psychiatrische Praxis 46 (2019), 168, Ulrike Hoffmann-Richter
Literaturkritik.de, Hannah Varinia Süßelbeck

 

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