Germanistische Reihe Band 92
Magdalena Gronau:
Kritische Essayistik zwischen den Two Cultures.
Das "zweite Leben" des Biochemikers Erwin Chargaff.
ISBN 978-3-901064-55-5
Literaturpreis der H.- und K.-Zuegg-Stiftung 2017
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Erwin Chargaff (1905-2002) ist heute vor allem als Biochemiker bekannt. Dass er nach dem Ende seiner wissenschaftlichen Karriere in literarisch ambitionierten Essays gegen sein eigenes Fach polemisiert hat, wird oft übersehen: Ab 1970 etablierte er sich zunächst als Vertreter einer Form wissenschaftskritischen „Renegatentums“, wie sie im Rahmen der Ökologiebewegungen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Rasch konnte er als Essayist im Literaturbetrieb des deutschsprachigen Raums Fuß fassen.
Die vorliegende Studie nimmt, kulturwissenschaftlich orientierte und gattungstheoretische Fragestellungen verbindend, Chargaffs publizistische Aktivitäten im letzten Drittel des 20. Jh. in den Blick. Untersucht werden u.a. Chargaffs Positionierung als Naturwissenschafts- und Kulturkritiker, seine Rezeption im naturwissenschaftlichen und literarischen Feld, seine Publikations- und Selbstinszenierungsstrategien sowie seine Werkpolitik. Eine detaillierte Analyse seines essayistischen Oeuvres konzentriert sich auf Besonderheiten, die durch die Wahl einer zwischen Wissenschaft und Literatur changierenden Gattung bedingt sind: Jenseits einer ersten umfassenden literatur- und kulturwissenschaftlichen Untersuchung von Chargaff und seinem literarischem Werk wird eine feldtheoretisch orientierte Gattungstypologie des Essays entwickelt, die über eine Kategorisierung anhand von Merkmalskatalogen hinausgeht, ohne sich auf die gängige Charakterisierung als notorisch unklassifizierbares Genre zurückzuziehen.
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