Struktur

Arbeitsbereiche

Das Institut für Germanistik gliedert sich in fünf Arbeitsbereiche. Dabei handelt es sich um die drei germanistischen Kernbereiche Germanistische Linguistik und Medienlinguistik, Mediävistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft sowie um den Kompetenzbereich Schreiben und Mündliche Interaktion und den Bereich DaF/DaZ und Mehrsprachigkeit.

Die Fachbereiche Germanistische Linguistik und Medienlinguistik beschäftigen sich mit der deutschen Sprache, ihrer Funktion und Verwendung in verschiedenen sozialen und medialen Kontexten.

Die internationale und interdisziplinäre Vernetzungund insbesondere die inneruniversitäre transdisziplinäre Zusammenarbeit in Forschungsschwerpunkten, -plattformen, -zentren und einem Doktoratskolleg ist dabei eine wichtige Stärkung unseres Forschungsprofils.

In der Lehre vermitteln wir den Studierenden grundlegendes Wissen und den aktuellen Forschungsstand und leiten sie zum Gebrauch von (elektronischen) Ressourcen und Korpora sowie zur eigenen Datenerhebung an. Auf diese Weise wollen wir die Studierenden zum eigenen empirischen Arbeiten hinführen und zur kritischen Reflexion anregen.

Germanistische Linguistik

Die Innsbrucker Germanistische Linguistik zeichnet sich durch einen Fokus auf die linguistischen Einheiten „Gespräch“ und „Text“ aus. Dabei ist für uns eine empirische, datengeleitete bzw. datenbasierte, qualitative wie quantitative Forschung von zentraler Bedeutung.

Das Forschungsinteresse für die gesellschaftliche Verankerung und interaktionale Aushandlung sprachlicher Praktiken führt zu einem Fokus auf der Angewandten Linguistik, erweitert in Richtung Variations- und Soziolinguistik. Schwerpunkte bilden dabei die folgenden Dimensionen sprachlicher Variation:

Medial und multimodal:

  • Text: öffentliche Diskurse, Text-Bild-Zusammenhänge, Sprache und Emotion
  • Gespräch: Prosodie, Gestik, Formulierungsstrategien, Ausdrucksmuster und Aktivitätstypen

Sozial und institutionell:

  • Sprachgebrauch, Spracheinstellungen und Sprachenpolitik in Institutionen des Bildungs- und Gesundheitswesens sowie der (Tourismus-)Wirtschaft im Hinblick auf Varietäten des Deutschen und mehrsprachige Repertoires (u.a. Projekte VAMUS, SPIRIT)
  • Spracherwerb und Sprachbildung im Hinblick auf das Deutsche als Erst- bzw. Zweitsprache in einem mehrsprachigen Umfeld (v.a. im Kontext von Fach- und Bildungssprachen)

Regional und diachron:

  • regionale Ortsdialekte (süd- und mittelbairisch bzw. alemannisch) (Tiroler Dialektarchiv [TDA])
  • Sprache als soziales Phänomen in ihrer Variation und Entwicklung, historische Syntax und Semantik, Geschichte der metalinguistischen Reflexion und der Norm(ierungs)diskurse

Medienlinguistik

Das Interesse des Fachbereichs Medienlinguistik gilt den vielfältigen Formen und Funktionen der medialen Kommunikation, die aus linguistischer und medienwissenschaftlicher Perspektive untersucht werden. Schwerpunkte liegen im Bereich der Print- und Onlinemedien, des Fernsehens und der Sozialen Medien. Im Vordergrund steht dabei eine produktanalytische Herangehensweise, aus der heraus Medienbeiträge (Texte, Bilder, Filme, Sendungen, Social-Media-Kommunikation) in ihrer medienspezifischen Gestaltung als multimodale Kommunikationsangebote aufgefasst und in ihrem Bezug auf gesellschaftliche Kommunikationszusammenhänge betrachtet werden.

Mitarbeiter:innen

Die Germanistische Mediävistik steht an der interdisziplinären Schnittstelle von Literaturwissenschaft und Linguistik. Sie betreibt Grundlagenforschung unter Einschluss kulturwissenschaftlicher, literatursoziologischer und sprachhistorischer Fragestellungen.

Von ihrem Selbstverständnis her deckt die Germanistische Mediävistik sämtliche Forschungsgebiete zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen deutschen Sprache und Literatur ab. Im Mittelpunkt steht die Analyse und Interpretation fiktionaler Gattungen, wobei hochmittelalterliche Literatur einen Schwerpunkt bildet (‚Kanon‘).

Daneben fokussiert sich die Germanistische Mediävistik in Innsbruck traditionell auf zwei Bereiche: zum einen auf Literatur- und Sprachgeschichtsschreibung, die in erster Linie territorial/regional perspektiviert und weiterentwickelt werden, da Innsbruck kulturgeographisch wie institutionell sowohl Südtirol wie Vorarlberg und Liechtenstein auf sich vereint (Alleinstellungsmerkmal). Regionale Literaturgeschichtsschreibung eignet sich in besonderem Maße zur Theoriebildung mit überregionaler Reichweite. Zum andern beschäftigt sich die Innsbrucker Mediävistik mit der Editionswissenschaft, die gerade in den letzten Jahren enorme Fortschritte und engagierte Diskussionen mit sich gebracht hat, nicht zuletzt mit Hilfe der Digital Humanities.

MitarbeiterInnen 

assoz. Prof. Mag. Dr. Klaus Amann - Mag. Dr. Elisabeth De Felip-Jaud - Univ.-Prof. Mag. Dr. Waltraud Fritsch-Rößler - Univ.-Ass. Mag. Désirée Mangard, BA - Univ.-Ass. Miriam Strieder

Der Arbeitsbereich Neuere deutsche Literaturwissenschaft begreift seinen Gegenstand als Praxeologie, d. h. als wissenschaftlich fundierten Umgang mit literarischen Texten und ihren Kontexten, wofür die Vermittlung philologischer und interpretatorischer Arbeits- und Analysetechniken in der Lehre eine notwendige Voraussetzung bildet. Zur literaturwissenschaftlichen Praxeologie zählen Tätigkeiten wie Produzieren und Publizieren, Sammeln und Archivieren, Bibliographieren und Edieren von Literatur. Die Medialität und Materialität von Texten rückt damit ebenso in den Fokus wie Verfahren der Interpretation, der Kritik und der Reflexion ästhetischer Artefakte. Letztere werden mithin nicht isoliert betrachtet, sondern kultur-, medien- oder wissensgeschichtlich kontextualisiert und perspektiviert.

In diesem Zusammenhang werden am Arbeitsbereich auch literatursoziologische Zugänge gepflegt, die nach den Möglichkeitsbedingungen relativ autonomer Literatur fragen und dabei die Rolle des gesamten, kompetitiv organisierten Literaturbetriebs mit seinen verschiedenen Akteuren und Institutionen sowie ihren vielfältigen Beziehungen und Wechselwirkungen in den Blick nehmen – von der Produktionsästhetik über die Inszenierung von Autorschaft bis hin zu unterschiedlichen Rezeptionsweisen von Literatur. Denn literarische Texte entstehen nicht allein dadurch, dass sie geschrieben, sondern dass sie durch komplexe Prozesse und Praktiken im literarischen Feld als solche konsekriert werden, womit der Literaturbetrieb nicht als notwendiges, weil heteronomes Übel, sondern als Entstehungsbedingung moderner Literatur fungiert.

Schwerpunkt Literaturvermittlung / Angewandte Literaturwissenschaft

Ganz in diesem Sinne steht der Literaturbetrieb als Forschungsgegenstand im Zentrum der Tätigkeit des Innsbrucker Zeitungsarchivs zur deutsch- und fremdsprachigen Literatur (IZA), das als integraler Bestandteil des Arbeitsbereichs dessen anwendungsbezogene Schwerpunktsetzung repräsentiert. In seiner Funktion als größte universitäre Dokumentations- und Forschungsstelle für Literaturkritik und mediale Literaturvermittlung im deutschsprachigen Raum ist das IZA im Rahmen der Instituts-Infrastruktur eine Besonderheit: Als sammelnde Quelleninstitution stellt das IZA die dokumentarisch-bibliographische Basis für die Untersuchung aktueller Prozesse im literarischen Feld seit den 1960er Jahren bereit und leistet damit Grundlagenarbeit für die Feuilleton-, Literaturkritik- und Literaturbetriebsforschung weit über Innsbruck hinaus. Neben der Dokumentation literaturwissenschaftlich relevanter Quellen vom klassischen Zeitungstext bis hin zum ‚born-digital‘-Material von Online-Magazinen und Literaturblogs betreibt das IZA zudem eigene Forschung und bedient mit seinen MitarbeiterInnen das curricular verankerte Lehrangebot im Bereich Literaturvermittlung / Angewandte Literaturwissenschaft.

Kooperationspartner Brenner-Archiv

Mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv verbindet der Arbeitsbereich eine langjährige Kooperation in Forschung und Lehre.

Im Bereich geht es um die literalen Praktiken des Schreibens und die der mündlichen Interaktion, zugeschnitten auf germanistisch-professionsbezogene Anforderungen. Schreiben wird sowohl prozess- als auch produktorientiert und in seiner domänenspezifischen Ausdifferenzierung, etwa als wissenschaftliches, journalistisches oder kreatives Schreiben, fokussiert. Mündliche Interaktion wird hier in einem weiten Verständnis verwendet und schließt die Praktiken sprecherisch-stimmlicher Elementarprozesse sowie der Rhetorik in genuin interaktiven Formaten wie Gesprächen und Debatten sowie in Formaten wie Reden und (wissenschaftlichen) Präsentationen ein.

Lehre und Erforschung dieser literalen Praktiken sind perspektiviert im Rahmen der Germanistik als Teil der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fächer. Bezugspunkte sind die deutsche Sprache, Literatur, Medialität und Kultur, also die genuinen Gegenstände der Germanistik. Es wird ein spezifischer Beitrag zur Ausbildung eines professionellen Selbstverständnisses als Germanist:in geleistet.

Mit der Einrichtung des Bereichs „Schreiben und Mündliche Interaktion“ ist auf aktuelle Entwicklungen in Forschung und Anwendung reagiert worden. Der Standort Innsbruck konnte dabei auf eine lange Tradition zurückgreifen: So legte beispielsweise der Linguist Hanspeter Ortner im Jahr 2000 die vielfach rezipierte Monographie „Schreiben und Denken“ vor, die das „Wissen schaffende Schreiben“ zum Gegenstand hat. Mit der Implementierung der Bologna-Reform in Innsbruck im Jahr 2009 sind Forschung und Lehre in diesem Feld als selbständiger Bereich des Faches Germanistik verstetigt worden.

Die Lehre im Kompetenzbereich „Schreiben und Mündliche Interaktion“ folgt den Prinzipien der kompetenzorientierten Didaktik und zielt auf die wissenschaftliche sowie beruflich-professionelle Qualifizierung für verschiedene germanistische Felder. Das Lehrangebot ist in allen germanistischen Curricula verankert und bietet sowohl obligatorische als auch wahlobligatorische Kurse. Auch angewandte Praxisprojekte wie die Zusammenarbeit mit dem Raetermuseum Hohe Birga in Birgitz (Apel, Rieder & Schwarze 2018) oder ein Dorfbuch-Projekt werden durchgeführt.

Mit Begleitforschung zur Lehre wird ein Beitrag zur Weiterentwicklung kompetenzorientierter, professionsbezogener Hochschuldidaktik geleistet (z.B. Rieder & Schwarze 2020, Schwarze & Rieder 2014). Forschungsschwerpunkte, die in eigenständige Beiträge zu Diskursen der Schreibwissenschaft, Multimodalen Interaktionsanalyse, Sprechwissenschaft, Rhetorik, Angewandten Linguistik, Textlinguistik und Wissenskommunikation münden, sind:

  • Empirische Multimodale Interaktionsforschung: Unterrichtskommunikation, Argumentation und Feedbackprozesse
  • Digitalität: Konsequenzen des digitalen Wandels für Kommunikationsprozesse in Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Kompetenzperspektive
  • Interaktions-, prozess- und produktorientierte Forschung im Feld der Schreibwissenschaft: Schreibberatung, Schreibratgeber, domänenspezifisches Schreiben, Kompetenzentwicklung im wissenschaftlichen Schreiben

Mitarbeiter*innen

Cordula Schwarze, derzeit vertreten durch Carolin Dix - Bernadette Rieder

 Die Lehrveranstaltungen im Kompetenzbereich Schreiben und Mündliche Interaktion werden auch von externen Lehrbeauftragten abgehalten:

  • Rhetorik/Rhetorische Kompetenz, Mündliche Interaktionskompetenz, Sprechwissenschaft:
    Heiner Apel
  • Textproduktionskompetenz, Wissenschaftliches Schreiben:
    Alexander Eberharter, Max Mayr
  • Stimmbildung, Sprecherziehung, Aspekte des beruflichen Sprechens (Lehrerstimme):
    Maria Höretzeder, Thomas Lackner

Der Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Mehrsprachigkeit beschäftigt sich mit Erwerb bzw. Lernen und Lehren des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache in mehrsprachigen Kontexten. Fokussiert werden dabei Erwerbs- und Lernprozesse bei Lernenden unterschiedlichen Alters, die Deutsch an schulischen und außerschulischen Lernorten ungesteuert und gesteuert mit Unterstützung analoger und digitaler Lehr-/und Lernmedien erwerben. Die Forschung des Bereichs widmet sich den Prozessen des Zweitspracherwerbs bei Kindern und Jugendlichen und lässt sich vor allem auf dem sprachwissenschaftlichen und dem sprachdidaktischen Gebiet des Fachs DaF/DaZ verorten. Ein besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung der Interaktionskompetenz bei Lernenden.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt bezieht sich auf die Untersuchung der Kompetenzentwicklung im Bereich Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit bei Studierenden. Neben den im Fachdiskurs zur Lehrer*innenprofessionalisierung bereits etablierten Dimensionen der sog. DaZ-Kompetenzen (vgl. Deutsch als Zweitsprache – Kompetenzprofil für PädagogInnen (DaZKompP) 2023 sowie das DaZKom-Entwicklungs- und Strukturmodell (Hecker et al. 2023, Köker et al. 2015, Ohm 2018)) stehen die Konstrukte die DaF/DaZ- und mehrsprachigkeitsspezifische Reflexionskompetenz (Skintey 2023), Critical Multilingual Language Awareness (García 2020) und Critical Diversity Literacy (Steyn 2015, Steyn/Dankwa 2021) im Fokus der Forschung und Lehre.

Im Sinne der forschungsbasierten Lehre wird angestrebt, förderliche hochschuldidaktische Lerngelegenheiten zu entwickeln, auszuprobieren und zu evaluieren.

In den aktuellen germanistischen Curricula ist der Bereich DaF/DaZ auf Bachelor- und Masterebene im Lehramtsstudium Deutsch wie auch im Germanistischen Fachbachelor/-master vertreten. Es gibt in diesem Bereich auch die Möglichkeit ein Praktikum in der Erwachsenenbildung zu absolvieren, das im Germanistikstudium anrechenbar ist.

Darüber hinaus wird im Masterstudium für Studierende anderer Studienrichtungen das Wahlpaket DaF/DaZ angeboten.

Mitarbeiter:innen

Auch Monika Dannerer, Cordula Meißner, Peter Pohl und Maria Stopfner bieten Lehrveranstaltungen im Bereich DaF/DaZ, Transkulturalität und Mehrsprachigkeit an.

Externe Lehrende

Jens Nicklas

Gabriele Ribis

Forschungsinfrastruktur

Außerdem gehören zum Institut besondere Einrichtungen im Bereich der Forschungsinfrastruktur, nämlich DEA (Digitalisierung und elektronische Archivierung), die Germanistische Reihe, das IZA (Innsbrucker Zeitungsarchiv zur deutsch- und fremdsprachigen Literatur), sowie das Tiroler Dialektarchiv (TDA).

Nach oben scrollen