Wenn es darum geht, gesellschaftliche Veränderungen zu begreifen, ist ein Blick auf die Konzepte, mit denen Gegenwartsdiagnostik oder Gesellschaftsanalyse betrieben wird, aufschlussreich. Dies gilt auch für die feministische Gesellschafts- und Kulturanalyse, deren Terminologie sich seit einigen Jahren merklich verändert hat: Auffallend ist zum ersten die Konjunktur von Komposita mit der Vorsilbe „trans-“ (transnational, translokal, Transfergeschichte etc.), die auf eine verstärkte Auseinandersetzung mit tradierten Formen der Grenzziehung hindeutet. Die Rede von „Paradoxien“ scheint auch in den Sozialwissenschaften früher gebräuchliche Wendungen, etwa den Begriff des Widerspruchs, allmählich zu ersetzen. „Intersektionalität“ ist zu einem Kürzel für perspektivische Erweiterungen in der feministischen Theorie und Forschung geworden. Wofür stehen diese Verschiebungen, was machen sie auf neue Weise sichtbar, was wird durch sie verdeckt?
1. Innsbrucker Gender Lecture mit Gudrun Axeli-Knapp (10. März 2009)
"Trans-Begriffe", "Paradoxie" und "Intersektionalität": Veränderungen im Vokabular feministischer Gesellschaftsanalyse - Gudrun Axeli Knapp, Universität Hannover
Kommentar: Erna Appelt, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck
Moderation: Andrea Ellmeier, Koordinatorin der Forschungsplattform Geschlechterforschung, Universität Innsbruck