Eine adäquate Anwendung von Sexualität als sozialwissenschaftliche Strukturkategorie und ihre Einbeziehung in einen intersektionellen Ansatz erfordert mehr als nur die Anerkennung von unterschiedlichen sexuellen Präferenzen und Orientierungen als Identitätsmerkmale und Differenz-marker. Gerade die Auffassung von Sexualität als mit ein zu beziehendes „Persönlichkeitsmerkmal“ verhindert oft den herrschaftskritischen Einsatz als Strukturkategorie. So wird Sexualität in ihrer historischen und sinnstiftenden Bedeutung u.a. auch für die Konstruktion von Geschlecht, „Rasse“ und Klasse unsichtbar.
Mit Rekurs auf frühere Arbeiten aus dem Black Feminism und der lesbisch-feministischen Theoriebildung ebenso wie mit Bezugnahme auf aktuelle Ansätze aus der Queer Theory und den Postcolonial Studies soll diese neue/alte Privatisierung und (heimliche) Essenzialisierung von Sexualität innerhalb der Gender Studies kritisch analysiert werden. Welche neuen Perspektiven ergeben sich für aktuelle feministische Herausforderungen wie z.B. für Caring Labor auf Basis eines Ansatzes, der die Norm der Heterosexualität kritisiert?
Christine M. Klapeer ist Politikwissenschaftlerin, feministische Queer-Theoretikerin und -Praktikerin, Universitätslektorin an den Universitäten Wien, Graz und Klagenfurt und Mitglied der Forschungsplattform Geschlechterforschung der Universität Innsbruck.
Forschungsschwerpunkte sind: Sexual Politics und (sexual) citizenship, feministische, lesbische und queere Kritiken des Politischen, Demokratie- und Anerkennungstheorien, Lesben-, Schwulen-, und Queer-Bewegungen.
Publikation (u.v.a.): Queer. contexts. Entstehung und Rezeption von Queer Theroy in den USA und Österreich, Innsbruck-Wien-München 2007.